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0225 - Blüten mit dem Todeszeichen

0225 - Blüten mit dem Todeszeichen

Titel: 0225 - Blüten mit dem Todeszeichen
Autoren: Blüten mit dem Todeszeichen (2 of 3)
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darauf niederfallen. Interessiert sah ihm von ganz weit hinten ein Mann zu, der während der ganzen Pressekonferenz nicht ein einziges Wort notiert hatte. Während das Stimmengewirr wieder aufbrandete, drückte er sich rasch und leise hinaus. Niemand hatte auf ihn geachtet.
    ***
    Die Kugel ging eine Handbreit neben meiner Hüfte vorbei und klatschte gegen die dicke Zuchthausmauer, von der uns nur wenige Meter trennten. Einen Sekundenbruchteil standen wir uns gegenüber und starrten einander in das Gesicht. Seine Fischaugen waren ausdruckslos wie immer.
    Meine beiden Fäuste hatten ihn ein wenig herumgeworfen. Er wandte mir jetzt die linke Seite zu, so daß die Pistole in seiner rechten Manteltasche von mir fort zeigte. Ich holte erneut aus, aber er kam mir zuvor. Sein rechter Absatz traf mich hart am Schienbein. Der jähe Schmerz fuhr mir durch Mark und Bein. Ich bemerkte gerade noch, daß er seine Pistole hervorriß.
    Es gab nichts zu verlieren für mich. Ich sprang vor, als seine rechte Hand schon hochfuhr. Mit aller Kraft donnerte ich ihm die gestreckte Handkante gegen sein Gelenk. Er stöhnte jäh auf. Die Pistole fiel ihm aus den vorübergehend gelähmten Fingern. Ich gab ihr einen Tritt. Sie schlidderte über die Fahrbahn, platschte in eine Pfütze und klirrte gegen einen Stein.
    Er war einen halben Kopf kleiner als ich, und das war natürlich ein Nachteil für ihn. Aber er leistete sich jede Skrupellosigkeit, und damit glich er alles wieder aus. Mit voller Wucht rammte er mir das blitzschnell hochgezogene Knie in den Leib, als ich mich zu dicht an ihn herangewagt hatte.
    Mir wurde rot und violett vor den Augen. Ich taumelte ein paar Schritte zurück und stieß gegen die Mauer. Mein Hinterkopf schlug hart gegen den Beton. In meinem Magen war ein ekelhaftes Gefühl von dumpfem Schmerz und würgender Übelkeit.
    Der Kerl mit dem Buchhaltergesicht nutzte seine Chance. Er nagelte mich mit einer Serie von kurzen, trockenen Hieben regelrecht an der Mauer fest.
    Ich drehte mich zur Seite weg, faßte seine Krawatte und riß ihn mit der linken Hand heran. Einen Sekundenbruchteil sah ich die kalten, ausdruckslosen Fischaugen vor mir. Überdeutlich wie in einer Großaufnahme. Aber sie waren ja gar nicht ausdruckslos. Sie waren beherrscht von einem einzigen Vorsatz, von einem kalten Willen, der Mord hieß.
    Ich schlug ihm die Rechte gegen das Kinn. Der Schlag dröhnte von meinen Knöcheln bis hinauf ins Gehirn. Er gurgelte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Dann ging er zu Boden, kam aber schon wenige Sekunden später wieder auf die Beine.
    Ich stakte breitbeinig hinter ihm her. Als er noch nicht ganz stand, schlug ich zu, und ich legte das letzte hinein, was ich noch herzugeben hatte.
    Er taumelte zurück. Seine Augen blickten auf einmal glasig. Seine Knie gaben nach. Langsam brach er zusammen.
    Hinter der Mauer rührte sich endlich etwas. Quietschend öffnete sich die kleine Tür, die in das große, stählerne Tor eingelassen war. Ein paar uniformierte Gestalten tauchten auf, Pistolen in den Händen.
    Ein alter, ergrauter Aufseher drückte mir die Pistole in die Rippen. Plötzlich stutzte er.
    »Cotton?« fragte er unsicher.
    Ich nickte.
    »Du lieber Gott!« rief der Alte. »Wie sehen Sie denn aus?«
    »Schnappt euch den Kerl da«, sagte ich mit krächzender Stimme. »Er ist ein Killer…«
    Die Aufseher hatten sich um mich geschart. Aus weit aufgerissenen Aügen starrten sie mich an.
    »Ein Killer«, sagte der Alte kopfschüttelnd. »Mein Gott, ein richtiger Killer…«
    Sie gingen hinüber zu dem Burschen mit dem alltäglichen Buchhaltergesicht. Ein paar von ihnen bückten sich und zerrten ihn hoch. Er kam gerade wieder zu sich. Aber sie hatten Erfahrung darin, mit widerspenstigen Leuten um-/ugehen. Sie waren nicht besonders sanft dabei.
    »Gibt's bei euch da irgendwo eine Kantine?« sagte ich heiser. »Ich könnte einen Whisky und einen starken Kaffee gebrauchen.«
    »Kaffee können Sie in der Kantine haben«, nickte der alte Aufseher. »Whisky hat nur unser Doc. Da sollten Sie sowieso hin, Cotton. Was machen wir mit dem Kerl da?«
    »Handschellen«, erwiderte ich lakonisch. »Ich nehme ihn nachher mit nach New York. Wir müssen uns noch unterhalten.«
    »Das wird wenig Zweck haben, Cotton«, sagte der Mann mit dem Buchhaltergesicht. Seine Augen blickten so ausdruckslos wie eh und je. »Von mir erfahren Sie nichts. Kein Sterbenswörtchen.«
    Ich zuckte nur die Achseln. Das hatten schon andere gesagt. Und viele von
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