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0225 - Blüten mit dem Todeszeichen

0225 - Blüten mit dem Todeszeichen

Titel: 0225 - Blüten mit dem Todeszeichen
Autoren: Blüten mit dem Todeszeichen (2 of 3)
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Ich bin ein alter Mann geworden, und mein Gedächtnis scheint nachgelassen zu haben. Oder aber Mister Neville hat sich geirrt. Jedenfalls warteten wir anscheinend in zwei verschiedenen Torwegen aufeinander, jeder in der Überzeugung, daß er sich im richtigen befände. Einmal hörte ich ziemlich weit entfernt einen Knall. Aber ich dachte, ein Reifen wäre geplatzt, oder ein Motorrad hätte eine Fehlzündung gehabt. Erst am nächsten Morgen erfuhr ich aus den Zeitungen, was passiert war…«
    Wieder schwieg Clifford. Er hüstelte schwach und fuhr fort:
    »Zwei Stadtpolizisten fanden Mister Neville in einer Toreinfahrt der Fletcher Street. Er war bewußtlos und hatte offenbar am Kinn eine starke Beule. Zu seinen Füßen lag ein alter Gangster. Der Mann war tot. Aus nächster Nähe mit einer Kugel aus einer 38er Special erschossen…«
    »Das wissen wir doch alles!« rief Brittan. »Vielleicht genauer als Sie!«
    »Trotzdem muß ich Ihnen diese Tatsachen noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen. Lassen Sie es mich im Telegrammstil tun: Zu Nevilles Füßen lag die Leiche eines alten Gangsters. Die für ihn tödliche Kugel stammte nach Meinung der Sachverständigen aus Nevilles Dienstpistole. Der tote Gangster hielt ein FBI-Abzeichen in der Hand. Die Nummer auf der Rückseite zeigte, daß es jenes Abzeichen war, das der 1935 ermordete G-man Tinbrook erhalten hatte und das seit Tinbrooks Ermordung fehlte. Dieses Abzeichen konnte eigentlich nur Tinbrooks Mörder besitzen. Tinbrook aber war Nevilles Kamerad gewesen. Die Geschworenen kamen einhellig zu der Überzeugung, daß Neville den Mörder seines Kameraden erschossen habe…«
    »Wenn ich gewußt hätte, daß Sie uns diese Ladenhüter auftischen wollen, wäre ich zu Hause geblieben«, rief Pete Snyder.
    »Lassen Sie mich doch einmal zu Ende sprechen«, bat der weißhaarige Gangster.
    »Laß ihn quasseln, Pete«, rief ein kleiner Dicker. »Ewig kann‘s ja nicht dauern.«
    John Clifford räusperte sich.
    »Meine Herren«, sagte er heiser. »Dieser jetzt zum Tode verurteilte G-man Neville hat mich sechsundzwanzig Jahre lang in meinen Träumen verfolgt. Ihm verdanke ich diese entsetzlich lange Zuchthausstrafe. Und als ich entlassen wurde, wer stand da vor der Tür und empfing mich wieder mit den unsinnigsten Behauptungen? Derselbe Neville. Derselbe Neville, der am Abend kaltblütig einen Mann erschoß, der nicht einmal eine Waffe bei sich hatte.«
    »Ich gehe«, sagte Mock Brittan und' stand auf.
    »Meine Herren!« rief Clifford. »Obgleich mich das FBI noch immer nicht in Ruhe lassen will, obgleich Neville einen Mann erschossen hat, rufe ich Ihnen zu: Neville gehört nicht in die Todeskammer! Ein G-man wie Neville soll nicht hingerichtet werden! Das ist der Grund, weshalb ich Sie hergebeten habe! Sie sollten die öffentliche Meinung alarmieren! Kann man es einem G-man, der in aberhundert Gefahren sein Leben für den Staat und die Allgemeinheit wagte, kann man es einem solchen Mann wirklich nicht verzeihen, wenn ihn einen Augenblick seine Beherrschung verläßt, da er nach sechsundzwanzig Jahren endlich dem Mörder seines Kameraden gegenübersteht? Ist das nicht verständlich?«
    Auf einmal war es totenstill im Saal. Damit hatte niemand gerechnet, daß Clifford sich zum Fürsprecher des Mannes machen würde, den er doch hätte hassen müssen wie niemanden sonst.
    »Sechsundzwanzig Jahre lang habe ich nachdenken können«, sagte Clifford. »Ich habe eingesehen, daß Gangstertum verwerflich ist, daß man sich dem Gesetz unterordnen muß. Ich habe auch eingesehen, welch einen harten Kampf die G-men auszufechten haben. Wir alle sollten dankbar dafür sein, daß es Männer wie den ergrauten Neville gibt. Und wir sollten bereit sein, einmal zu verzeihen, wenn kampferprobte Männer einen Schritt zuweit gehen. Wir sollten mit der Kraft der öffentlichen Meinung auf die Verantwortlichen einwirken, daß Neville zu lebenslänglich begnadigt wird. Das ist meine Bitte an Sie. Ich habe Tinbrook seinerzeit nicht ermorden lassen. Ich habe mit dem Banküberfall nichts zu tun, der einen Tag vor meiner Entlassung durchgeführt wurde, obgleich Mister Neville mir beides nicht glauben will. Ich bin unschuldig an diesen Dingen, obgleich es Nevilles Schuld ist, daß man mir wieder diese Dinge nachsagt, bitte ich für sein Leben. Retten Sie Neville vor der Hinrichtung, meine Herren. Er hat es verdient…«
    John Clifford tappte zu seinem Stuhl. Er ließ sich mit allen Anzeichen der Erschöpfung
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