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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls
Autoren: Rolf Michael
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»Das Leben ist mir mehr wert. Was nützt mir das Geld, wenn ich tot bin?«
    »Dann leih mir den Wagen!« forderte Carsten Möbius und drückte das Geld dem Araber in die Hand. »Ich werde selbst fahren!«
    »Allah akbar! - Allah ist groß!« stammelte Mahmoud ben Abner. »Das ist mehr, als ich in einem halben Jahr verdiene. Du bist ein Bin kire bin sahibi, ein Millionär?«
    »Den Wagenschlüssel!« forderte Carsten Möbius und überging diskret die letzte Frage. Bei Arabern konnte der Hinweis auf viel Geld nur Begehrlichkeit erwecken.
    »Ein paar Freunde von mir sind draußen. Und sie sind sicherlich in Gefahr. Ich will sie holen. Daher habe ich alles gegeben, was ich habe!«
    Der Taxibesitzer nickte verstehend.
    Zwei Minuten später drehte Carsten Möbius den Zündschlüssel der schwarzen Limousine. Befriedigt stellte er fest, daß der Zeiger der Benzinuhr fast auf »Voll« stand. Auch sonst schien der Wagen in technisch einwandfreiem Zustand zu sein.
    Der Millionenerbe pfiff sich eins, als er den Wagen aus der Siedlung hinaus lenkte.
    Die Lichtkegel der Scheinwerfer fraßen sich durch die Nacht…
    ***
    Von zwei Seiten sah Christina Berner das Verderben auf sich zukommen. Der Seufzer der Erleichterung, den sie nach dem gelungenen Abstieg ausstoßen wollte, blieb ihr förmlich im Halse stecken.
    Sie hatten die aufgescharrten Gräber verlassen. Hier gab es Besseres, als das vermoderte Fleisch aus der Erde.
    Von zwei Seiten hatten sie den Hügel umrundet. In einer Art Zangenbewegung, zu der sie ihre bestialische Intelligenz trieb, wollten sie das Mädchen einkreisen.
    Nur noch einige Herzschläge, dann mußte die Falle zuschnappen. Was danach kam, an das wollte das Mädchen gar nicht denken.
    Hier half nur schnelles Handeln. Sie mußte durchbrechen, bevor sich der Kreis schloß. Denn hinter ihr lauerte der sichere Tod.
    Christina Berner schickte ihr heißestes Stoßgebet zum Himmel. Dann rannte sie los.
    Sie hätte nicht den Bruchteil eines Herzschlages später starten dürfen. Die Leichenfresser sahen, daß ihnen die sichere Beute zu entwischen drohte.
    Und sie reagierten teuflisch schnell. Sie hasteten nicht mehr vorwärts. In unnachahmlichen Bewegungen sprangen sie. Wie mit tausend Armen schien es nach Tina Berner greifen zu wollen. Lechzendes Hecheln kam aus heiseren Kehlen.
    Da - dort - eine Gasse - eine Lücke!
    Geschwind wie ein Wiesel versuchte das Mädchen hindurch zu schlüpfen und - verspürte Widerstand.
    Ihr war, als hätte sie ein Eisblock berührt. Und ohne hinzusehen wußte sie, daß eines der Ungeheuer sich in ihr T-Shirt verkrallt hatte.
    Aber ausnahmsweise war ihr heute das Glück einmal hold. Ein häßliches Ratschen - ein Reißen, dann war Christina Berner frei. Tobend hielt der Ghoul einen großen Fetzen Textil in seinen Krallen. Das, was Christina Berner am Leibe verblieben war, reichte kaum aus, ihre Reize zu verbergen.
    Aber das Mädchen hatte jetzt anderes im Kopf als das ewig weibliche Problem: »Was werde ich anziehen?«
    Hinter ihr schien die Hölle ihren Rachen geöffnet zu haben. Die Ghouls hatten Tinas Durchbruch schnell registriert.
    Und ebensoschnell machten sie sich an die Verfolgung.
    Es gab nur eines: laufen! Sie mußte versuchen, die Siedlung am Nil zu erreichen. Da war Rettung und Hilfe.
    Oder sie mußte den Nil durchschwimmen, in der geheimen Hoffnung, daß die Krokodile gerade ein Schläfchen hielten. Wenn nicht… nun, besser, der Tod unter den häßlichen Kiefern der Panzerechsen als diesen Kreaturen der Nacht in die Krallen zu fallen.
    Vorerst aber galt es, die lange, lange Wüstenstrecke bis zum Nil zu überwinden. Sie hatte schon beim Schulsport recht gute Leistungen gezeigt und die Todesangst verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Eine Zeitlang sah es wirklich so aus, als wenn der Abstand größer wurde.
    Aber die Leichenfresser verfügten über Kräfte, die niemand, der sterblich ist, zu ergründen vermochte. Brüllend, fauchend und hustend machten sie sich mit weiten, raumgreifenden Sätzen an die Verfolgung. In breiter, auseinandergezogener Front folgten sie dem dahineilenden Mädchen.
    »Die wollen mich einkreisen!« überblickte Tina entsetzt ihre Lage. Und sie forderte ihrem jungen Körper die letzten Kräfte ab. Vergeblich. Der ausgepumpte Körper konnte diese physische und seelische Belastung nicht länger ertragen. Die Beine wurden ihr schwer wie Blei. Der Atem ging rasselnd. Es war, als würde ihr eine große Nadel durch die Lunge gestochen.
    Die Jagd näherte sich
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