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022 - Ich der Vampir

022 - Ich der Vampir

Titel: 022 - Ich der Vampir
Autoren: Hugh Walker
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ländlicher Art ein Tuch auf dem Kopf. Sie hatte ein belangloses Dutzendgesicht. Sie mochte ein Dienstmädchen sein, der weißen Schürze nach zu schließen, die unter einem offenen Mantel zu sehen war.
    Mit einem fragenden Blick auf Vick sagte sie: „Sind Sie der Herr, der bei uns übernachtet?“
    „Ja“, antwortete Vick. „Ich habe meinen Wagen dort drüben.“ Er deutete in die Dunkelheit.
    Sie nickte und stieg wieder ein. „Fahren Sie mir nach. Es ist nicht weit.“
    Einem Impuls folgend, drehte sich Vick nach den ersten Schritten um und klopfte gegen das geschlossene Wagenfenster.
    Das Mädchen kurbelte die Scheibe herunter.
    „Da drinnen ist noch eine Dame“, erklärte er, „die ebenfalls gern ein Zimmer hätte. Der Inhaber meinte zwar, es sei nichts mehr frei, aber …“
    Bestürzt erkannte er, dass sich die Züge des Mädchens verzerrten – vor Wut.
    „Dieser alte Narr!“ zischte sie.
    Dann sah sie Vicks Bestürzung, und ihre Züge glätteten sich. „Verzeihen Sie den Ausbruch“, sagte sie lächelnd. „Max ist manchmal sehr unbeholfen. Eine Dame, sagten Sie?“
    Vick nickte unbehaglich. Er bereute seinen Hinweis bereits.
    „Ich bin sicher, dass wir sie unterbringen können“, erklärte das Mädchen und stieg aus. „Haben Sie einen Augenblick Geduld.“
    „Ja“, sagte Vick noch immer verwundert und sah ihr nach, wie sie in das Restaurant ging. Durch das große Fenster war alles genau zu verfolgen. Max zuckte zusammen, als er sie eintreten sah. In seinen Augen war deutlich Furcht. Vick schüttelte unwillkürlich den Kopf. Warum fürchtete der Inhaber das Dienstmädchen? Die Sache begann immer geheimnisvoller zu werden.
    Vick sah, dass das Mädchen zu ihm sprach. Max schien sich zu entschuldigen, oder besser, um Entschuldigung zu flehen – die Hände halb abwehrend und halb bittend erhoben.
    Gleich darauf erschien das Mädchen zusammen mit der Frau, die ein wenig taumelte, als sie ins Freie trat, als wäre sie nicht ganz Herr über sich selbst.
    „Fahren wir“, sagte das Mädchen.
    Schon nach den ersten Minuten fühlte sich Vick verschluckt von der Finsternis zwischen den Hügeln, zwischen denen sich die schmale Landstraße durchwand. Es ging stetig abwärts. Es gab nur die Lichter vor ihm und die hinter ihm zusammenfallende Dunkelheit. Wo das Mädchen sie hinführte, musste der letzte Winkel der Welt sein. Vick fluchte still vor sich hin. Irgendetwas stimmte nicht, und er fühlte, dass er im Begriff war, blind in etwas hineinzugleiten. Aber es war nun zu spät zum Umkehren. Es gab auch keinen vernünftigen Grund, umzukehren.
    Der Himmel war ganz schwarz und von den Hügeln nicht zu unterscheiden. Wetterleuchten kam wieder, fahl und schwach und weit jenseits der Hügel. Kraftloser Donner folgte beinah eine halbe Minute später.
    Die Scheinwerfer des ersten Wagens erfassten die Häuser eines Dorfes. Vick Danner bemühte sich vergeblich, ein Namensschild längs der Straße zu entdecken. Dann glitten sie zwischen den stillen verschlafenen Häusern hindurch. So etwas wie eine Seitenstraße oder Querstraße schien es nicht zu geben. Das war vermutlich der kleinste Ort, den es in ganz Westeuropa gab, und er, Vick Danner, schlug sich hier die Nacht um die Ohren. Bevor er Gelegenheit hatte, vom Gaspedal wegzugehen, waren sie zwischen den letzten Häusern durch und strebten hügelan, wo nach einigen Augenblicken ein großes, altes Haus auftauchte. Selbst im spärlichen Licht der Scheinwerfer ließ sich erkennen, dass es sich um ein altes Haus handelte. Die Giebel, das Schnörkelwerk, die herrenhausartige Größe. Es war ein Koloss von einem Haus.
    Der Wagen hielt davor. Das Motorengeräusch schien die Bewohner geweckt zu haben, denn Lichter flammten auf in den Fenstern des Erdgeschosses und vor dem Eingang. Zwei Lampen beleuchteten die breite Treppe, die zum Eingang hinaufführte. Sie muteten an wie Gaslaternen aus dem vorigen Jahrhundert, und Vick hatte das verrückte Gefühl, dass sie es auch waren.
    Das Mädchen stieg aus und erklärte der Frau im Wagen vor ihm etwas. Er kurbelte sein Fenster ganz herab, als sie auf ihn zukam.
    „Nehmen Sie mit, was Sie für die Nacht brauchen und lassen Sie den Schlüssel stecken. Ich fahre den Wagen nachher in die Garage.“
    Vick suchte nach seiner Tasche, stieg aus und nahm seinen Koffer aus dem Gepäckraum. Er schaltete Motor und Licht ab, ließ aber den Schlüssel stecken, wie sie es gewünscht hatte. Dann wartete er am Fuß der Treppe. Die Frau stieg
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