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0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

Titel: 0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer
Autoren: Acht Kugeln für das dritte Opfer
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worden war, brauchten wir uns jetzt nicht mehr zu beeilen. Wer aus vierzig Meter Höhe (und wahrscheinlich mit einem schweren Rucksack, wie die anderen vorher) auf eine Wasseroberfläche knallt, dem ist nicht mehr zu helfen.
    Aber was uns jetzt der Zufall zugespielt hatte, das galt es zu sichern. Die Täter mußten noch auf dem Kran oder auf einem der beiden Piers sein. Jetzt kam es darauf an, sie nicht herunterzulassen.
    Ich nahm meine Taschenlampe und ließ den Lichtstrahl langsam durch die Finsternis vor mir huschen. Kistenstapel, Rollen aus armdickem Tau, Ketten und Werkzeugkästen standen und lagen herum. Alles sah furchtbar unordentlich aus, .obgleich bestimmt jedes Ding an seinem bestimmten Platz lag.
    Bis zum Kran hatte ich etwa noch zwanzig Schritte zurückzulegen, und ich überlegte mir, daß es besser sei, es mit der Pistole in der Hand zu tun. Diese Burschen überlegten es sich bestimmt nicht lange, wenn ihnen einer in den Weg trat.
    Also zog ich meine Kanone und drückte mit dem Daumennagel den Sicherungsflügel nach oben. Plötzlich blieb ich stehen und lauschte. Waren da oben auf der Kranbrücke, die sich hinüberschwang zum anderen Pier, nicht Schritte auf metallenem Grund? Ich schob den Kopf lauschend vor, aber aus dieser Höhe war das Geräusch nicht eindeutig zu identifizieren. Irgend etwas klapperte da oben, soviel stand fest. Und es hatte noch nichts geklappert, als Phil und ich gekommen waren.
    Ich beschleunigte mein Tempo ein wenig, ohne die gebotene Vorsicht außer acht zu lassen. Weit hinter mir sah ich ab und zu den Lichtschein einer Taschenlampe gespenstisch lautlos aufhuschen und wieder verschwinden. Die Kollegen von der Mordkommission regelten in diesen Minuten die Abriegelung der beiden Piers.
    Als ich noch höchstens zehn Schritte von dem mächtigen Gerüst des linken Kranbrückenpfeilers entfernt war, blitzte irgendwo in diesem Pfeiler ein Lichtschein auf. Ich sprang hinter einer Kiste in Deckung, nahm die Taschenlampe in die linke Hand und wartete. Ich hatte sie ausgeschaltet, aber ich lauerte nur darauf, irgendein Geräusch zu hören, um sie sofort wieder einzuschalten.
    Und dann vernahm ich ganz deutlich ein leises Quietschen. Als ob die Angeln einer Tür lange nicht geölt worden seien. Ich stand lautlos auf und huschte geduckt ein paar Schritte vor.
    War dort nicht ein Schatten in der grauen Finsternis?
    Ich preßte mich eng an die Wand eines hohen Kistenstapels und verhielt den Atem. Jetzt kamen sogar leise Schritte auf mich zugetappt.
    Mein Blut hämmerte wild bis in den Hals hinauf. Ich hörte es in den Ohren rauschen. Monatelang hatten wir vergeblich jene Mörder gesucht, die von der Kranbrücke aus Männer ins Wasser stießen, nachdem sie ihnen vorher mit Steinen gefüllte Rucksäcke umgehängt hatten, damit sie nur ja sicher untergingen. Und jetzt stand ich vielleicht schlagartig vor der Lösung des ganzen Rätsels.
    Die Schritte waren höchstens noch fünf Yard von mir entfernt. Ich holte leise Luft und hob Pistole ünd Taschenlampe gleichzeitig. Ich schob mit dem linken Daumen das kleine Knöpfchen vor, durch das die Taschenlampe eingeschaltet wurde. Der Lichtkegel schnitt lautlos durch die Dunkelheit.
    »Oh«, entfuhr es mir.
    Vor mir stand ein Priester. Von irgendeiner Sekte, aber sicherlich ein Priester. Er hatte ein kantiges, hartes Männergesicht mit ausgeprägten Muskeln und starkem Kinn. Geblendet hob er die Arme hoch und schloß die Augen.
    »Sie blenden mich!« sagte er mit einer ruhig, fast sanften Stimme.
    Ich senkte die Taschenlampe, so daß sie nur noch seine Beine anstrahlte, während ich ein paar Schritte auf ihn zuging.
    »Hallo, Sir«, sagte ich. »Was machen Sie denn um diese nachschlafende Zeit hier auf dem Pier?«
    Da ich jetzt dicht vor ihm stand, konnte ich seine Bewegungen erkennen. Und er mußte zweifellos sehen, daß ich eine Pistole in der Hand hielt.
    »Ach wissen Sie, das ist nicht so ganz einbach zu erklären«, sagte er sanft. »Zu den Mitgliedern meiner Gemeinde gehören ein paar Italiener. Sie behaupten, auf .Angehörige zu warten, die längst in Italien abgereist sind, aber hier nicht ankommen. Nun stand doch ein paarmal etwas in den Zeitungen, daß man hier Leute mit italienischer Kleidung aus dem Hafenbecken gefischt hätte. Ich dachte —«
    Er vollendete den Satz nicht.
    »Waren Sie oben auf dem Kran?« fragte ich.
    »Ich wollte hinauf«, gab er zu. »Aber da war plötzlich so ein furchtbarer Schrei! Und gleich darauf klatschte etwas
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