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0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer

Titel: 0219 - Acht Kugeln für das dritte Opfer
Autoren: Acht Kugeln für das dritte Opfer
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daß die äußere Galerie von einer breiteren auf der Innenseite fortgesetzt wurde.
    Der Mann ging bis zum hinteren Ende des Speichers, wo die Galerie einen rechten Winkel bildete. Sie lief an der Schmalseite des Speichers entlang und hinüber zur anderen Längsseite. Dort gab es keine Boxen, und die Galerie verringerte ihre Breite auf knapp die Hälfte des jenseitigen Maßes. In der Ecke führte eine stählerne Wendeltreppe weiter hinauf. Der Mann stieg die Stufen der Wendeltreppe hinan. Als er schon die Hände hochhob, um die Falltür aufzudrücken, wurde ihm von oben her plötzlich mit einem starken Stabscheinwerfer ins Gesicht geleuchtet. Geblendet schloß er die Augen.
    »Ach, du bist's, Boß!« sagte eine verschlafene Männerstimme. »Ich hatte Schritte auf der Galerie gehört und wollte —«
    »Ja, ja, schon gut!« erwiderte der Ankömmling. »Nimm das blöde Ding weg, du blendest mich!«
    Der Stabscheinwerfer änderte seine Richtung. Der Mann stieg die letzten Stufen empor. Über der Falltür erstreckte sich ein Raum von annähernd zwölf mal sechzehn Meter Grundfläche. In regelmäßigen Abständen ragten Stahlträger empor, die das ebenfalls stählerne Gerüst der Decke trugen.
    Der Mann ließ leise die Falltür zurückgleiten, richtete sich wieder auf und fragte den anderen
    »Wo ist er? Schläft er?«
    »Ja, Chef«, erwiderte der Gefragte leise. »Warum? Ist es soweit?«
    »Ja«, nickte der Mann. »Wir warten nicht länger. Die Leute zahlen nicht, und er lebt nun schon drei Wochen auf unsere Kosten. Wir sind schließlich kein Wohltätigkeitsverein. Mach einen Rucksack fertig!«
    »Okay, Boß!«
    Der als Chef Angeredete nahm seine kleine Taschenlampe wieder in die Hand und ließ ihren Lichtkegel über den verstaubten Fußboden gleiten. Ganz hinten waren dunkelgraue Wolldecken der billigsten Qualität zwischen den senkrechten Trägern ausgespannt, so daß sie mehrere kleine Räume abtrennten. Hinter einer der Decken konnte man deutlich das leise Schnarchen eines Mannes vernehmen Der Boß hob eine Seite der Decke hoch und schlüpfte durch den entstandenen Spalt hindurch. Er sah sich flüchtig im Schein der Taschenlampe um.
    Ein paar alte, von Löchern zerfressene Seegrasmatratzen waren zu einer wenig komfortablen Ruhestätte aneinandergeschoben. Ein junger Bursche von höchstens zwei- oder dreiundzwanzig Jahren hatte sich darauf ausgestreckt und mit ein paar alten Wolldecken zugedeckt. Neben dem Lager standen drei leere und eine noch halbvolle Konservendose. Cellophanpapier, wie es die Snackbars und Automaten zum Verpacken der Sandwiches und Cheesburgers verwenden, lag zerknüllt umher. Zigarettenstummel und -asche bedeckte den Fußboden rings um die Matratzen. Ein Stapel zerlesener Zeitungen und Magazine türmte sich am Kopfende.
    »He, Tonio!« sagte der Boß und stieß den jungen Burschen mit der Schuhspitze leicht an.
    Der Schläfer bewegte sich, drehte sich auf die andere Seite und wollte weiterschlafen. Der Boß gab ihm keine Chance dazu, und endlich setzte sich der Junge auf.
    »Oh, hallo«, brummte er verschlafen, rieb sich die Augen und schälte sich aus den Decken. »Was ist los?«
    Seine Aussprache verriet den Italiener. Auch sein ganzes Aussehen deutete zweifelsfrei auf den Südländer.
    »Was soll los sein?« fragte der Boß. »Du mußt weg. Es ist soweit. Dein Paß ist fertig. Und in Minnesota wartet .ein Job auf dich. Auf einer Farm. Es ist kein hochbezahlter Job, aber du hast Wohnen und Verpflegung frei. Wenn du den Job nur ein halbes Jahr behältst, kannst du dir ein paar Dollar auf die Seite legen.«
    »Ich verstehe«, nickte der Junge. »Aber Sie sprechen sehr schnell. Bitte, etwas langsamer.«
    »Gut. — Ich habe hier noch zu tun, unten in meinem Lageroffice, aber du wirst den Weg schon finden. Ich bringe dich raus auf die Galerie. Du brauchst dann nur über das Geländer zu klettern, der hinüber zum Kran führt. Auf der Kranbrücke kannst du dich nicht verlaufen, denn es gibt nur den schnurgeraden Gang hinüber zum Fahrstuhl. Die Lifttür steht, offen, du brauchst nur hineinzugehen und auf den Knopf drücken, und abwärts geht die Fahrt. Ach so — beinahe hätte ich's vergessen. Du könntest mir einen Gefallen tun. Dann brauche ich nicht noch mal raus in den Regen. Denn unten steht ein Mann, der noch etwas von mir bekommt.«
    »Gern, Sir! Sehr gern!« versicherte Tonio.
    »Ich muß dem Mann unten ein paar Sachen bringen. Du könntest doch den Rucksack mitnehmen — oder nicht? Er ist
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