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0216a - Fahrgast im Höllen-Express

0216a - Fahrgast im Höllen-Express

Titel: 0216a - Fahrgast im Höllen-Express
Autoren: Fahrgast im Höllen-Express
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42.
    Der Patrolman drehte sich um und wollte wieder in den Wagen steigen. Plötzlich stutzte er. Er beugte sich vor, als ob er dadurch besser sehen könnte, was er in der Entfernung nicht deutlich genug ausmachen konnte.
    Seine Augen weiteten sich, als von der hohen Mauer halblinks vor ihm ein Mann herabsprang und mit dumpfen Aufprall auf das Pflaster schlug. Einen Sekundenbruchteil stand Harper wie gelähmt, dann sprang er vor und hetzte in weiten Sprüngen quer über den Anfang des Bahnhofsvorplatzes. Schon auf zwanzig Yards erkannte er die Polizeiuniform. Das Dienstschild auf der Brust glitzerte blank im Lichtschein der nahen Laterne.
    »Jimmy!«, keuchte Ted. »Um Gottes willen, Jimmy!«
    Er kniete nieder. Der rechte Ärmel von Jimmy Sallisters Uniform glänzte feucht. Jimmy Sallister lag verletzt und erschöpft durch den Sprung von der Mauer sechzig Schritt von dem Streifenwagen entfernt, den er nach seiner Verwundung noch hatte erreichen wollen.
    ***
    Ich sprang aus dem Jaguar, nachdem ich den Zündschlüssel herausgerissen hatte, knallte die Tür hinter mir zu und blickte zur elektrischen Uhr an der Bahnhofshalle in Jersey City.
    Einen Augenblick schloss ich erschöpft die Augen. Es war 12 Uhr 49. Ich hatte garantiert einen neuen Streckenrekord aufgestellt, und ich hatte bis zur Abfahrt des Zuges noch eine Minute Zeit.
    Links zog sich eine hohe Mauer hin. Etwa hundert Yards von mir entfernt, in der Nähe einer Laterne, hatte sich eine Gruppe von Menschen versammelt, die mir den Rücken zuwandte. Ich hatte keine Zeit, mich darum zu kümmern.
    Der Aufsichtsbeamte erwartete mich bereits an der Sperre. Er war blass und unruhig. Bevor er etwas sagen konnte, zog ich ihn von der Sperre hinaus auf den Bahnsteig. Der Zug stand bereit, die Nummer ND 111 und das Reiseziel MANHATTAN N. Y. - HUDSON TERMINAL stand in großen schwarzen Buchstaben auf einer Tafel, die von einem Pfeiler des überdachten Bahnsteigs herabhing. Eilige Fahrgäste hasteten buchstäblich in letzter Minute am Zug entlang. So fiel meine Eile wenigstens nicht auf.
    »Wo wird das Geld transportiert?«, fragte ich leise.
    »Im ersten Wagen. Das ist der Packwagen. Sind Sie der G-man?«
    »Nein, ich bin der Eisenbahnkönig von Amerika und will auf mein Geld aufpassen«, erwiderte ich, zwinkerte dem Mann zu und setzte mich im Laufschritt in Bewegung, um die Spitze des Zuges zu erreichen. Ich beschleunigte mein Tempo, aber ich schaffte es nicht mehr bis zum Packwagen.
    Vier Wagenlängen davor musste ich aufspringen, als ein Warnsignal der Lokomotive ankündigte, dass die automatische Türschließung für den ganzen Zug in wenigen Sekunden betätigt würde.
    Von der Sperre her schrieen ein paar atemlose Männer, dass man auf sie warten möge, aber schon lief das erste Rucken durch den Zug.
    Ich kam gerade noch keuchend hinein, ehe sich die Schiebetür in Bewegung setzte. Hinter mir drückte Pressluft die Türen zu. Ich lehnte mich gegen das kühle Fenster und musste ein paar Sekunden verschnaufen.
    Dann machte ich mich auf den Weg. Da ich keine Zeit hatte, konnte ich es mir gar nicht leisten, nach Snucky Barnes oder sonst wem Ausschau zu halten. Ich wollte meinen Schritt abbremsen, als ich Mabel Holl im Vorbeihasten sah. Was tut das Mädchen in dem Zug, der zurück nach Manhattan fährt? Sie müsste doch erst vor kurzer Zeit von Manhattan nach New York gefahren sein?
    Hatte sie uns belogen? Will sie Barnes wieder treffen, nachdem sie von uns gehört hat, dass er möglicherweise wieder im Lande sei?
    »Entschuldigung«, sagte jemand, nachdem es einen heftigen Stoß gegeben hatte.
    Ich sah auf und war mit meinen Gedanken nicht mehr bei Mabel Holl. Ein Blinder war mit mir in dem schmalen Verbindungsschlauch zwischen zwei Wagen zusammengestoßen.
    »Es war sicher meine Schuld«, erwiderte ich schnell. »Bitte, verzeihen Sie, Sir. Ich war in Gedanken.«
    »Schon gut«, sagte der Blinde leise.
    Ich drückte mich vorsichtig an ihm vorbei und hastete weiter. Als ich endlich die Verbindung zum Packwagen erreicht hatte, verhinderte eine abgeschlossene Tür den Zugang.
    ***
    Ich klopfte dagegen, zuerst mit dem Knöchel des Zeigefingers, dann mit den Knöcheln der ganzen Faust und endlich mit allen beiden Fäusten. Jeden Augenblick rechnete ich damit, dass ich die Scheibe einschlagen musste. Da tauchte endlich ein wütendes Männergesicht auf und machte abweisende Bewegungen.
    Ich drückte den Dienstausweis gegen das Fenster in der Tür.
    Das wirkte. Der Mann zog einen
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