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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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Fahrtrichtung.
    »Ich halte es für besser, wenn wir am südlichen Ende Vorfahren«, sagte er.
    »Warum?«
    »Wenn die Bande sich wirklich hier verkrochen haben sollte, wird sie vermutlich in den Baracken im Norden sitzen und uns gleich kommen sehen. Wir können uns dann unbesorgt anschleichen.«
    »In Ordnung. Sie haben sich alles gut überlegt.«
    »Danke, Sir.«
    »Noch etwas: Trauen Sie sich zu, mit dem Jaguar zu fahren?«
    »Wenn Sie mir zeigen, wie die Gänge liegen, Sir, sicher.«
    Ich zeigte es ihm. Er hörte aufmerksam zu. Als wir den endlosen Maschendrahtzaun erreicht hatten, hinter dem sich in aneinandergereihten Gevierten die Autowracks türmten, ließ ich ihn herüber ans Steuer rutschen und mit ausgeschaltetem Motor die Gänge probieren. Er hatte es auf Anhieb behalten.
    »Sie bleiben ungefähr zehn Schritte hinter mir«, sagte ich dann zu ihm. »Wenn Sie sehen, daß ich die Hand einmal nach oben stoße, bedeutet das, Sie müssen vor zu mir kommen. Stoße ich die Hand zweimal nach oben, so machen Sie auf der Stelle kehrt und rasen in Höchstgeschwindigkeit zur Wache. Von da aus rufen Sie die Zentralstelle der State Police an. Beschreiben Sie die Anfahrt zu diesem Autofriedhof. Und kommen Sie danach mit allen verfügbaren Männern mir zu Hilfe. Verstanden?«
    »Alles klar, Sir.«
    »Dann los! Und wenn Sie noch nie im Leben richtig die Daumen gehalten haben, dann tun Sie’s diesmal.«
    Wir tappten auf leisen Sohlen an dem Maschendraht entlang, bis wir eines der Tore erreicht hatten. Es war angelehnt, aber man konnte es aufdrücken. Allerdings quietschten die Angeln. Das schrille Geräusch ging uns durch und durch.
    Wir lauschten eine Weile in die Dunkelheit. Der Polizist zeigte mir die Richtung, die nach Norden führte. Ich huschte ihm zehn Schritte voraus in den schier endlosen Gang hinein, der immer wieder von Quergängen geschnitten wurde.
    Die Nacht war dunkel, und die Gänge erhielten von den Lampen an den weit auseinanderstehenden Masten kaum Licht, aber man konnte doch so viel sehen, daß man nicht Gefahr lief, gegen einen der Blechhaufen zu rennen.
    Verrostete Blechteile ragten in den Nachthimmel. Ab und zu blinkte eine Chromleiste, die von irgendwo einen Lichtreflex auffing. Geruch von verschimmelten Polsterstoffen hing in der Luft. Es war die trostlose Atmosphäre eines Friedhofs der Technik. Der Tod von sinnvoll konstruierten Maschinen glich auf eine ekelhafte Weise der natürlichen Verwesung. Widerlicher Geruch hier und dort.
    Mir kam ej vor, als wäre ich schon zehn Meilen zwischen endlosen Wrackhaufen entlanggeschlichen, als ich vor mir ein schwaches Licht aufglimmen sah. Ich blieb stehen und reckte den Kopf ein wenig vor. Alles blieb dunkel. Ich wartete. Und da war es wieder: Der rote Glutpunkt einer Zigarette, an der gezogen wird, so daß die Glut rot aufleuchtet und einen ganz schwachen rötlichen Widerschein auf die Hand des Rauchers wirft.
    Ich drückte mich in den nächsten Gang nach links hinein und schlug einen Bogen, so daß ich schließlich von hinten her in den Gang geriet, wo der Mann mit der Zigarette sein mußte.
    Ich streifte mir die Schuhe ab und huschte auf den Strümpfen weiter. Langsam, eng am Rande eines der Wrackhaufen entlang, um in seinem Schatten zu bleiben. Weit, weit unten, aus der Richtung, aus der wir gekommen waren, ertönte ein leiser Pfiff. Ich dachte, mir blieb das Herz stehen. Der Polizist hatte mich aus den Augen verloren und wollte mich mit seinem leisen Pfiff aufmerksam machen. Ich verharrte regungslos.
    Sechs oder sieben Schritte vor mir quietschte etwas leise. Gleich darauf erschien der schattenhafte Umriß eines Mannes, als ob er mitten aus dem Wrackhaufen herausgekommen wäre. Er blickte sicherlich in die Richtung, aus der der Pfiff gekommen war ich nahm meine Pistole so in die Hand, daß der Kolben oben herausragte, und schlich weiter. Auf äußerste Geräuschlosigkeit bedacht.
    Wieder der Pfiff. Leise, kaum wahrnehmbar. Aber jetzt setzte sich auch der Schatten vor mir in Bewegung. Ebenfalls langsam. Ich beschleunigte mein Tempo. Hätte ich noch meine Schuhe getragen -— er hätte mich unweigerlich gehört. So aber gelang es. Ich kam an ihn heran. Im letzten Augenblick schien er zu fühlen, daß jemand hinter ihm her sein mußte, denn er versuchte, sich herumzuwerfen. Aber es war schon zu spät. Mit einem dumpfen Laut traf ihn der Kolben meiner Pistole auf den Hinterkopf. Ohne einen Ton von sich zu geben, sackte er in sich zusammen und fiel auf den
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