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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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schnitt fern durch den Morgen. Schüsse aus einer Maschinenpistole ratterten. Mir war alles gleichgültig. Phil war bei mir. Ganz nahe. In seinem fahlen Gesicht arbeitete es. Ich wollte etwas sagen, aber ich brachte kein Wort über die Lippen.
    ***
    »Hallo, Decker!« röhrte der District Sheriff. »Fangen Sie!«
    Wir lagen hinter einem Schrotthaufen in Deckung. In der Luft zirpten Gewehrkugeln. Der Sheriff warf ein Gewehr herüber. Phil fing es auf. Zum erstenmal sah ich ihn wieder grinsen. Es waren ungefähr zehn Minuten vergangen, und überall wimmelte es von Polizisten und Detektiven. Ich zog die Knie an, sprang auf und hetzte quer durch den Gang hinüber zum Sheriff. Keuchend flog ich neben ihm gegen das Heck eines ausländischen Autowracks.
    »Wo kommt ihr denn auf einmal her?« keuchte ich.
    »Wenn wir Ihnen lästig sind, können wir ja wieder gehen«, polterte der Sheriff und schob den Kopf vor und hob den 45er und drückte ab.
    Mir klangen die Ohren. Mit einem 45er kann man Schlachtschiffe ausrüsten. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich wieder richtig hören konnte. Der Sheriff lehnte sich mit dem Rücken gegen das Autoheck und stopfte gelassen Patronen in die Trommel des 45ers.
    »Wir haben drüben bei Clarson Springs einen Wagen erwischt, der seit gestern früh als gestohlen gemeldet war. Ein Mann saß am Steuer. Wir haben ihn ausgequetscht. Ich brauchte zwei Stunden, bis ich ihn soweit hatte. Aber dann sang der Vogel pausenlos. Anschließend versuchte ich, Sie oder Mutherfield in Milborne zu erreichen. Es meldete sich niemand. Da habe ich den ganzen Segen auf eigene Faust aufgezogen. Wir sind ja noch zurechtgekommen, scheint’s.«
    »O ja«, sagte ich. »Auf die Minute, Sheriff. Ein Lob auf die Pünktlichkeit in dieser Gegend. Ich gehe wieder ’rüber. Wir wollen mal sehen, ob wir sie von rechts umgehen können.«
    »Okay! Aber riskieren Sie nicht zuviel. In zwei, drei Minuten sind mir ihre Positionen gemeldet, dann decken wir sie mit Tränengas ein.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Sheriff«, sagte ich. Ich war in einer Stimmung, wo man solche Sprüche von sich gibt. Genauer, ich war in einer ausgesprochen kindischen Stimmung. Der Teufel mag wissen, woran es lag.
    Ich erklärte Phil, wieso der Sheriff und die State Police auf einmal aufgekreuzt waren. Er hörte es sich schweigend an. Dann sagte er: »Gehen wir vor? Ich habe eine Rechnung gegen einen gewissen Rennier.«
    »Natürlich gehen wir.«
    Wir erhoben uns und liefen an dem Schrotthaufen entlang bis zur Ecke. Phil riskierte einen vorsichtigen Blick. Er nickte zu mir zurück und hetzte mit zwei, drei Sprüngen über den Quergang hinweg. Ich folgte ihm.
    Inzwischen war es hell geworden. Von Süden her waren die Jungs in das Gelände eingedrungen, ausgeschwärmt und standen jetzt in einem Halbkreis, der sich von Westen her über Süden nach Osten zog. Wir lagen auf dem äußersten westlichen Flügel und wollten schnurgerade nach Norden laufen, dort nach Osten einschwenken und dann von Norden her in ihren Rücken kommen.
    Dazu war es zuerst einmal notwendig, möglichst weit nach Norden hinaufzukommen. Wir liefen einen schnurgeraden Gang hinauf, über die Kreuzungen mit Quergängen hinweg und ließen das Geräusch der Schüsse immer weiter hinter uns zurück.
    Und dann hatten wir das nördliche Ende des großen Autofriedhofs erreicht. Wir stießen vor bis in den Gang, der quer zu unserer bisherigen Richtung vor dem Maschendrahtzaun entlanglief. Nun mußten wir uns nach Osten, also nach rechts, wenden. Wir taten es. Und wir waren nur vier oder fünf Schritte von einem der besonders breiten Hauptgänge entfernt, als Rennier in einem schwarzen Cadillac an uns vorbeibrauste, durch das offene Tor hinaus auf die nördliche Straße.
    Einen Augenblick standen wir da wie die Salzsäulen und starrten ihm nach. Dann aber tigerten wir auch schon los. Nach zwanzig Sekunden waren wir im Rücken der Baracken. Davor knallten munter die Schüsse. Die Stimme des Sheriffs hallte durch das Geknatter. Er forderte sie auf, das Feuer einzustellen.
    Wir kümmerten uns nicht darum. Blitzschnell schätzte ich die Reihe der abgestellten Wagen ab. Es gab einen sandfarbenen Cadillac. Wir liefen hin und sprangen hinein. Sie hatten die Schlüssel bei jedem Wagen steckenlassen. Als wir anfuhren, erschienen gerade die ersten Gangster aus einer Barackentür und wollten sich auf die Wagen stürzen. Ich nahm noch einmal den Fuß vom Gas und schickte ihnen zwei Kugeln
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