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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Sinne gewesen. Forster wußte es. Aber wußte es auch seine Freundin? Was hatte er im Zuge dieser geistigen Umnachtung alles gesagt und getan?
    »Heike«, rief er.
    Doch dieses Rufs hätte es gar nicht mehr bedurft, weil seine Freundin inzwischen bemerkt hatte, daß er wieder er selbst geworden war. Wirklich er selbst.
    Er war der gleichen Meinung, doch sie kamen nicht mehr dazu, ihre Flucht in die Tat umzusetzen. Wie Phantome rasten die sieben Ungeheuer heran, angestachelt von den blindwütigen Impulsen des Blutdämons in der Sphäre.
    Tötet! lautete der Befehl.
    Und aus den Schultern der Vampire wuchsen riesenhafte dünnhäutige Fledermausflügel und peitschten die mondhelle Nachtluft.
    Dann waren die Blutsauger über ihnen…
    Und als ihre Schreie erstarben, hatten sie auch ihr Menschsein verloren.
    ***
    Gegenwart
    Tanja Semjonowa verkrampfte sich noch mehr, als die fremde Stimme in ihrem Innern erklang. Sie versuchte, sich dagegen zu sperren, aber das erwies sich als unmöglich. Die Nachricht durchdrang fast mühelos jedes Schutzschild.
    Und sie war denkbar knapp.
    Komm zur Blutburg, lautete die Aufforderung, die die schwarzhaarige Frau nach Monaten der Ruhe wie aus heiterem Himmel traf. Viel war seit ihrem letzten Kontakt mit der Schwarzen Familie geschehen. Nichts Spektakuläres allerdings, aber eine Veränderung, die ihr Innerstes betraf. Die Vampir-Lady, wie sie von Eingeweihten oft genannt wurde, hatte alle Brücken hinter sich abgebrochen und sich völlig zurückgezogen von allem, was mit ihrem unseligen Erbe zu tun hatte. Auf diese Weise hatte sie gehofft, ihrer Bestimmung entfliehen zu können. Mittlerweile jedoch wurde die Erkenntnis in ihr immer stärker, daß dies auf Dauer völlig unmöglich war. Zwar galt sie für das Komitet Gossudarstvennoje Bezapostni, den KGB also, als dessen Agentin sie tätig gewesen war, offiziell als tot, aber auch hier mußte sie jederzeit darauf gefaßt sein, daß man irgendwann wieder auf ihre Fährte stieß. Trotzdem war dies das kleinere Risiko, das sie zu fürchten hatte, seit sie während eines Einsatzes von einem Vampir gebissen und dadurch selbst zur Vampirin geworden war. Neuerdings hatte sie nämlich auch alle Mitglieder der Schwarzen Familie gegen sich, weil es bei ihr zu einem bislang ungeklärten Prozeß der Veränderung gekommen war, der sie gegenüber den anderen Schwarzblütlern als Abtrünnige, als Entartete abstempelte! So vermochte sie wie jeder gute Vampir dessen magische Fähigkeiten auszuspielen, wurde dabei aber nicht länger von dem unseligen Zwang getrieben, diese Kräfte in negativem Sinne anzuwenden! Seit ein paar Monaten war sie gewillt, nicht mehr gegen die Menschheit vorzugehen, sondern für diese. Ein Paradoxon innerhalb der Hierarchie der Schwarzblütler! Und deshalb wurde sie gejagt, mußte sie zur Strecke gebracht werden!
    Tanja stand ganz oben auf der Abschußliste der Schwarzen Familie. In einem Atemzug mit so prominenten, im Reich der Finsternis jedoch abgrundtief gehaßten Namen wie Zamorra, Duval, Sinclair, King und wie sie alle heißen mochten!
    Und nun dieser Ruf, dessen Ursprung sie eindeutig als der dunklen Seite der Macht zugehörig identifizierte! Jemand, der schwarzes Blut in seinen Adern fließen hatte, sandte ihr die lapidare Botschaft, zur »Blutburg« zu kommen…
    Tanja Semjonowa öffnete die Augen.
    Der telepathische Kontakt war abgebrochen, und dennoch hatte die kurze Zeit reinigt, um ihr auch die Koordinaten des Treffpunkts zu übermitteln. Klar und zweifelsfrei sah sie im Geiste das Bild jenes Ortes, zu dem sie der Unbekannte gerufen hatte!
    Der mußte eine seltsame Meinung von ihr haben, wenn er dachte, daß sie sich freiwillig in eine so simple Falle begeben würde.
    Oder war es keine Falle?
    Tanja hob den Kopf. Ihr Blick war abwesend, nachdenklich, und nahm die lautstarke Kulisse des Ivernesser Pubs kaum wahr.
    Was sollte es anderes sein, als eine Falle? fragte sie sich. Und im selben Gedankengang: Wer glaubte, daß sie so dumm sein würde, darauf hereinzufallen?
    Wenn es aber keine Falle war, die ihr das Genick brechen sollte - was steckte dann dahinter?
    Tanja war sich sicher, daß keine ihr bekannte Person, die wie sie auf der Seite des Guten stand, für die Nachricht verantwortlich war. Zu charakteristisch waren die Impulse für die Dämonischen gewesen. Deshalb verdrängte sie auch ganz schnell wieder die Vorstellung, jener französische Parapsychologe, mit dem sie zuletzt zu tun hatte, hätte sich auf diese
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