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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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unterbrach kein Laut die gespenstische Stille. Die unermeßliche Kraft des Vollmondes verdrängte alles Störende.
    Und Prastoff, der Anführer, zog langsam einen kleinen, leicht gebogenen Dolch aus seiner Kutte. Schwarz war das Metall der Klinge, und kein einziger Mondstrahl reflektierte darauf! Denn die Klinge selbst war aus Mondmetall, in einer magischen Esse geschmiedet…
    Drei unendlich lange, unendlich kurze Sekunden hing der uralte Sternendolch über Reenas Körper, exakt über dem schmalen Tal zwischen ihren aufragenden Brüsten.
    Dann stieß Prastoff plötzlich einen klirrenden Ruf aus:
    »Für Sanguinus!«
    Und die Mondklinge fuhr herab…!
    ***
    Sanguinus, dachte Michael Forster verschwommen. Ich komme…
    Und er kam tatsächlich, kam den Berg herauf auf fast dem gleichen Weg wie vor ihm die leichtgeschürzte Fremde!
    Nur war Forster nicht allein, denn seine Freundin folgte ihm in geringem Abstand, obwohl sie furchtbare Ängste ausstand. Wenn ihr Auto nicht am gottverlassensten Ort der Welt stehengeblieben wäre, hätte sie einen dortigen Aufenthalt vorgezogen. Trotz der süßen Lockungen, denen sie widerstanden hätte!
    Mischa, dachte sie verzweifelt. Sie war fertig mit den Nerven und fragte sich halb tot vor Angst, wie es möglich war, daß sich eine durch und durch friedliche Situation in so kurzer Zeit in das genaue Gegenteil verkehren konnte…
    Vor ihnen wuchsen die ersten gewaltigen Ausläufer der alten Burg aus dem Erdboden. Im Mondlicht war nicht das ganze Ausmaß des Verfalls erkennbar. Dennoch ergab sich ein trostloses Bild. Zwei der insgesamt sechs ehemaligen Wehrtürme waren völlig in sich zusammengebrochen, von ihnen stand kaum noch ein Quader auf dem anderen. Die restlichen vier sahen auf den ersten Blick besser aus, aber auch hier war blindes Zerstörungswerk nicht spurlos vorbeigegangen. Die eigentliche Burgmauer hingegen wirkte noch erstaunlich stabil und schien für weitere, krieglose Jahrhunderte gut zu sein. Moose und Flechten hatten sich darin verbissen und die gesamte Front mit einem giftgrünen Mantel bedeckt.
    Das Tor der Burg stand offen.
    Einladend offen.
    Aber als sie es erreichten - gellte der Todesschrei eines Mädchens durch die Nacht!
    ***
    Im Augenblick des Todes erlosch der Bann des Bösen um Reenas Gehirn. Der dunkle Vorhang, der ihr Denken von der Umwelt isoliert hatte, zerriß!
    Ungläubig starrte Reena auf den Griff des Dolches, der sich bis zum Heft in ihre Brust gesenkt hatte! Etwas in ihr schrie qualvoll auf und schien ihren eigentlichen Schrei - jenen, den ihr Mund ausstieß - noch zu überflügeln!
    Der Schock war überwältigend.
    Reenas Erkennen währte zwar nur einen kurzen Moment, aber lange genug, um das furchtbare Bild detailgetreu mit hinüber in die Dunkle Welt zu nehmen: Sieben hagere, grellrot gekleidete Gestalten, die sie ringförmig umstanden, während eine siebte…
    Ihr Mörder stand über ihr. Sein Gesicht war einzige, lautlose Verzückung über das, was er getan hatte. Jede Einzelheit dieser Fratze sah Reena, sah die überlangen, nadelspitzen Eckzähne des Unheimlichen, die über die dünnen Lippen herausragten…!
    Ein Vampir! dachte sie noch in sterbendem Entsetzen.
    Dann erlosch ihre winzigkleine Welt, und ihr Tod, der traumhaft veiiief, stieß das Tor in eine andere, schreckliche Dimension auf, aus der das personifizierte Grauen in die Welt der Menschen glitt…
    ***
    Zweimal schlug sie ihm mit der flachen Hand mitten ins Gesicht. Mit der Linken hatte sie ihn am Oberarm gepackt und war fest entschlossen, ihn nicht mehr loszulassen. Was zuviel war, war zuviel. Es gab für alles eine Grenze.
    »Mischa!«
    Sie hatte es nicht mehr ausgehalten, hatte ihn eingeholt, und jetzt schlug sie ihn, was sie früher nie getan hätte. Aber der Schrei, dieser verfluchte Schrei, der noch immer in ihren Ohren hallte. Der Todesschrei… hatte ihre Panik vollends befreit.
    Michael Forster taumelte. Seine Hilflosigkeit erschütterte Heike. Er sackte in sich zusammen, fiel aber nicht. Es sah aus, als sei er die ganze Zeit von einer unsichtbaren Kraft aufrechtgehalten worden, die ihn nun einfach losgelassen hatte!
    »Heike…«, stammelte er.
    Sie traute ihren Ohren nicht. Er -sprach wieder mit ihr? Hatten ihn die Schläge von diesem eigenartigen Rausch befreit?
    »Mischa«, sagte sie zögernd. Der leere Blick seiner Augen irritierte sie.
    »J-ja?«
    »Was ist mit dir? Wieso…« Sie sprach nicht weiter. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und schüttelte
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