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0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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es sich nicht nehmen lassen, seinen klapprigen alten VW-Käfer auf den sinnigen Namen Werwölfchen zu taufen. Diese Bezeichnung war in schwarz-goldfarbenen Lettern auf die grüne Heckklappe gedruckt. Dahinter stand eine große Drei, welche darauf hinwies, daß dies bereits das dritte Gefährt war, das Förster seit Führerschein-Übernahme dem Härtetest unterzog. Außerdem deutete die Drei dezent an, wie die beiden vorherigen Autos beim Test abgeschnitten hatten…
    »Darf man aussteigen und das beleidigte Werwölfchen anschieben?« erkundigte sich Heike. Auch jetzt war der Spott in ihrer Stimme unüberhörbar.
    Weiber! dachte Michael ungnädig. Laut sagte er: »Weil’s auch kaum bergauf geht, gelle?«
    Mißmutig schaute er zuerst durch die Frontscheibe, dann aus dem Seitenfenster, dessen Scheibe er heruntergekurbelt hatte. Feuchtkalte Nachtluft drang durch die Öffnung und umfächelte sein verschwitztes Gesicht. Er schaltete die Warnblinkanlage ein, ging dann auf Standlicht und griff hinter sich unter den Sitz, wo das Warndreieck verstaut war. Er klappte es auf, stieg aus und rannte etwa hundert Meter in der Dunkelheit zurück. Das Mondlicht reichte aus, um wenigstens minimal die Umgebung zu erkennen.
    Nachdem er das Dreieck aufgestellt hatte, ging er zum Wagen zurück. Heike war inzwischen ebenfalls ausgestiegen und stand abwartend neben dem Käfer.
    »Verdammt auch«, knurrte Michael, als er sie erreichte. »Vor Reiseantritt wurde das Auto doch noch auf Herz und Nieren überprüft. Na, dem Tankstellenmeister werde ich was erzählen…!«
    »Vielleicht hätte man statt Herz und Nieren lieber mal den Motor checken sollen?« warf Heike ein.
    Einen Moment sah ihr Freund sie verdutzt an. Dann verzog er gequält das Gesicht. »Deine Witze werden auch nicht besser, je länger wir hier zwangspausieren. Außerdem hast du Unrecht. Motormäßig ist mein Werwölfchen eins A in Schuß.«
    »Und warum fährt es dann nicht?«
    Michael zuckte ratlos die Achseln. »Jetzt rächt es sich leider, daß ich ebensowenig von Autos verstehe, wie du von Männern«, erklärte er todernst.
    »Schuft!« zischte sie.
    Dann sah es so aus, als wollte sie sich auf ihn stürzen und vermöbeln.
    In diesem Augenblick geschah es.
    ***
    Sie waren zu siebt. Sieben bleiche, in grellrote Gewänder gehüllte Gestalten, deren farblose Gesichter wie weiße Flecke in der Finsternis leuchteten.
    Schweigend umstanden sie den pechschwarzen Altar in der Mitte des Burghofes. Der Vollmond warf aschfarbenes Licht über die unwirkliche Szene. Kein Geräusch wurde laut. Eine unsichtbare Barriere, die alles fernhielt, schien sich über das Gemäuer gelegt zu haben.
    Sieben Vampire faßten sich an den krallenartigen Klauen.
    Wie leblose Wachsfiguren umringten sie den kalten Opferstein.
    Warteten.
    Und strahlten ihre gemeinsame Magie auf ihr Ziel ab!
    ***
    In diesem Augenblick spürte Michael Forster die jähe Erstarrung, die Besitz von seiner Freundin ergriff!
    Das matte Mondlicht reichte aus, um ihn das Entsetzen und die Furcht erkennen zu lassen, die Heikes Züge beherrschten. Ihr Blick ging an ihm vorbei, war auf etwas fixiert, das sich hinter ihm befand.
    »Heh!« rief er verblüfft. Gleichzeitig wandte er den Kopf und sah hinter sich. Dorthin, wo Heikes Blick gebannt festhielt.
    Was er sah, ließ ihn an seinem Verstand zweifeln, und er begriff die Reaktion seiner Freundin plötzlich nur zu gut.
    Das Mädchen!
    Die Fremde!
    Forster sah sie. Eine Wahnsinnige, dachte er spontan, weil er an Gespenster nicht glauben wollte. Sie muß verrückt sein…
    Ungefähr zwanzig Meter vor dem Wagen kam sie den Hang hochgeklettert. Ein Mädchen, kaum älter als achtzehn, mit tiefschwarzem, schulterlangem Haar, nur notdürftig mit einem dünnen, grauen Nachthemd bekleidet… sonst nichts! Fast nackt kletterte sie den Berg herauf…!
    »Michael«, flüsterte Heike und drängte sich an ihn. Vergessen der Übermut der letzten Minuten. »Wer… kann das sein?«
    Er brachte nicht die Kraft auf, ihr zu antworten. Fasziniert verfolgte er die Bewegungen der Fremden, von der eine seltsame Ausstrahlung ausging. Sie erreichte jetzt die befestigte Straße, blickte jedoch kein einziges Mal zum Wagen herüber, obwohl die in regelmäßigen Abständen aufleuchtende Warnblinkanlage ein Blickfang in der umgebenden Düsternis darstellte, der kaum übersehen werden konnte.
    Die Fremde übersah ihn dennoch, stockte nicht einmal im Schritt und begann auf der anderen Straßenseite erneut
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