Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

0211 - Die Nacht in der Schreckensburg

Titel: 0211 - Die Nacht in der Schreckensburg
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
nächtlichen Himmel. Es mußte eine Sinnestäuschung gewesen sein, dieses vermeintliche Abbild zweier rotglühender Augen. Einen Atemzug lang nur hatte sie es zu sehen geglaubt, aber wahrscheinlich hatten ihr ihre Nerven einen bösen Streich gespielt. Eine andere Erklärung gab es auch gar nicht in ihrem rationalen Weltverständnis… hatte es bisher nicht gegeben!
    Doch seit die unheimliche Fremde aufgetaucht war und ihr Freund sich so seltsam benahm…
    Heike schauderte.
    Ihre Gedanken jagten sich. Was sollte sie tun? Was konnte sie anderes tun, als Michael zu folgen? Sollte sie allein beim Auto Zurückbleiben?
    Nein! Nie! Nur das nicht, dachte sie, und wie von selbst setzte sie sich in Bewegung. Sie rannte das kurze Stück, bis sie die Stelle erreichte, wo zuerst das fremde Mädchen und dann ihr Freund hochgeklettert waren.
    Die Fremde - wer war sie? Heike versuchte nüchtern darüber nachzudenken. Doch das war nicht möglich. Irgend etwas manipulierte mit ihren Stimmungen, ihren Gefühlen, und jetzt spürte auch sie plötzlich diesen unheimlichen, unwiderstehlichen Sog, der an ihr zerrte, wie er vorher schon an ihrem Freund gezerrt hatte, und der seinen Ursprung hoch oben auf dem Berg hatte!
    Nur daß sie den Zwang als solchen empfand und sich dadurch eine gewisse Distanz dazu bewahren konnte.
    Die Burg war zum Greifen nah.
    Das Mädchen stieg den Hang hinauf. In ihrem Kopf tobte ein wirres Durcheinander. Ihre Gedanken verliefen konfus, waren kaum faßbar. Nur drei Dinge standen glasklar vor ihrem inneren Auge: das Bild ihres Freundes, der Fremden und - der Burg!
    Zwischen den dreien und ihr selbst existierte eine superstarke Beziehung, die Heike Ziegler auf geheimnisvolle Weise erahnte.
    So wie sie spürte, daß etwas aus dem Innern des alten Gemäuers auch auf sie Übergriff, versuchte, ihren Willen zu nehmen. Dieses Etwas war eindeutig negativ, war böse.
    Und Heike Ziegler wußte, was mit ihrem Freund ebenso wie mit der Fremden passiert war.
    Es war das Gleiche, dessen sie sich selbst kaum noch erwehren konnte. Zu grauenvoll waren die flüsternden Stimmen in ihrem Gehirn.
    Sie waren - besessen!
    ***
    Prastoff gliederte sich behutsam aus dem Siebener-Kollektiv aus.
    Durch die schlanke Gestalt, die eben den unwirklich erhellten Burghof betreten hatte, gingen seltsame, ruckartige Bewegungen. Dann hatte sich der um den Faktor 1 dezimierte magische Zirkel wieder stabilisiert, und die Kontrolle war perfekt.
    Prastoff ging auf das halbnackte Mädchen zu.
    Kaum berührten seine von der Kutte verdeckten Füße dabei den Boden, so daß es schien, als schwebte er stets eine Handbreit darüber hinweg, was allen Naturgesetzen widersprach. Lautlos und gespenstisch war es anzusehen.
    Reena war abwartend stehen geblieben. Ihre Wangen waren von der Kälte, die sie nicht fühlte, gerötet. Ebenso Hände und Füße. Das graue Nachthemd, das ihren attraktiven Körper mit den üppigen Brüsten wie ein graues Gespinst umschlotterte, war verrutscht, an einigen Stellen sogar zerrissen. Spuren ihres makabren nächtlichen Bergaufstiegs.
    Hätte ein Bewohner von Scardroy Lodge jetzt ihre stumpfen, ausdruckslosen Augen gesehen, er hätte nicht geglaubt, Reena vor sich zu haben, die ihres wachen, sensiblen Wesens wegen überall im Ort bekannt und beliebt war.
    Doch hier und jetzt war sie nur noch eines: Die Gefangene einer schwarzen, unheimlichen Macht Prastoff…
    Der Hagere im grellroten Gewand hatte sie erreicht, und widerstandslos ließ es Reena geschehen, daß er sie am Arm faßte und zu dem wartenden Sechser-Kollektiv dirigierte.
    Um Prastoffs strichdünne, weiße Lippen lag die Karikatur eines menschlichen Lächelns.
    Öffnen! befahl er dem Kollektiv, das ringförmig um den schwarzen Stein Position bezogen hatte. Knochige Hände lösten sich ohne jedes Zögern voneinander und gaben eine Gasse frei, durch die Prastoff das Mädchen lenkte.
    Kurz war das Kollektiv unterbrochen, doch sein Bann, der um Reenas Bewußtsein lag, dauerte fort. Der eigene Wille des Mädchens war erstickt.
    Unmittelbar vor dem Altar fetzte Prastoff dem Mädchen mit einem kräftigen Ruck das dünne Nachthemd vom Leib, worunter sie kein weiteres Kleidungsstück befand.
    Reena zuckte mit keiner Wimper. Nackt legte sie sich rücklings in die sanfte Mulde, die in den Altarstein gehauen war.
    Auch die Kälte des Steines schien sie nicht wahrzunehmen.
    Der Kreis des Kollektivs hatte sich wieder geschlossen, während Prastoff neben ihr verharrte. Noch immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher