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0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

Titel: 0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bekleideten Tanzmädchen aus dem Weg, die sich zu Erliks Harfenspiel drehten, und blieb schließlich neben dem Ritter stehen, der sich für einen begnadeten Barden hielt und nebenbei Statthalter des Fürsten war.
    »Mir scheint, Eure Vorliebe für das alte Rom schreckt nicht einmal mehr vor hellebischen Festgelagen zurück, Herr von Twerne«, sagte er.
    Ritter Erlik schmunzelte, ohne sein Harfenspiel zu unterbrechen. »Es ist aber auch schrecklich«, sagte er. »Nichts gönnt man mir, bei Crom! Eigentlich müßte ich jetzt auf einem Ruhebett liegen und mich von hübschen Sklavinnen mit Trauben füttern lassen, mit Wein und Wildschwein! Was aber geschieht in Wirklichkeit? Ich darf nicht einmal singen!«
    »Unterbrecht Euer Spiel für eine Weile«, schlug Wilhelm vor. »Ich habe mit Euch ein Wörtlein zu wechseln. Ernste Dinge geschehen. Baron Gregor hörte eine tote Eule schreien.«
    Etwas ungnädig gestimmt legte Erlik das Instrument beiseite, griff nach einem mächtigen Humpen und leerte ihn mit einem Zug zur Hälfte. Genießerisch seufzend wischte er sich den Bierschaum vom Mund und aus dem mächtig sprießenden Bart.
    »Unser Baron hört des öfteren eigentümliche Dinge«, sagte er. »Eine tote Eule? Gemeinhin schreit solch Getier doch nicht mehr.«
    »Dann lauschet, was sich zutrug«, bat der Fürst und zog Erlik mit sich in einen stillen Winkel des Saales. Ein anderer nahm sich der Musik an, und die Bewegungen der gut gewachsenen Mädchen wurden noch schneller, noch aufreizender. Wilhelm seufzte; er ahnte, daß das kleine Fest als fürchterliche Orgie zu enden drohte.
    Mit leisen Worten unterrichtete er seinen Statthalter von dem, was sich draußen im Regen zugetragen hatte. Bei der Erwähnung des fremden, dunklen Zauberers legte Erlik die Stirn in Falten.
    »Wie kommt der Kerl auf meinen Turm?« grollte er.
    »Er mag geklettert oder geflogen sein. Fest steht, daß man von dort oben einen hervorragenden Blick über die Stadt und das Land hat.«
    »Ihr glaubt, er will von dort oben aus Helleb beherrschen?« murmelte Erlik mißtrauisch.
    »Es könnte sein… aber allein, daß er ein schwarzer Magier ist, genügt bereits, ihn zu einer Bedrohung zu machen.«
    Erlik nickte bedächtig. Keine Sekunde lang zweifelte er die Worte des Herrschers an. Für Magie jedweder Art besaßen die Helleber einen siebten oder achten Sinn, und wenn Fürst Wilhelm schwarze, teuflische Magie erkannt hatte, dann war dem so.
    »Also gut«, sagte er. »Knöpfen wir uns diesen Zauberer einmal vor.«
    Doch Wilhelm von Helleb hob die Hand.
    »Laß uns die Sache bedächtig angehen«, sagte er. »Wir wissen noch nicht, wie mächtig unser neuer Freund und Mitbewohner ist. Baron Gregor versucht etwas zu erkennen.«
    »Nun, gehen wir zu Baron Gregor«, sagte Erlik und zog den Fürsten mit sich.
    Das kleine Fest war nebensächlich geworden. Die Pflicht, wider die schwarze Magie zu streiten, war stärker.
    ***
    Erik von Chasalla fand sich in einem finsteren Raum wieder. Es roch nach Nässe und Moder und plötzlich sah er zwei rot glühende Punkte in der Dunkelheit glühen.
    Augen!
    Augen, die bösartig und heimtückisch funkelten wie die eines verwundeten, uralten Chworchs. Aber wie sollte ein Chworch den Weg durch die Festungsmauern finden? Es war schier unmöglich.
    Wem bin ich in die Klauen gefallen? fragte sich Erik und bedauerte, das Silberschwert nicht bei sich zu haben, dessen Klinge jedes schwarzblütige Wesen aus Höllen-Tiefen schwer verletzen konnte. Aber innerhalb der Mauern der Stadtfestung fühlte sich jeder sicher, und seit langem hatte es keinen Angriff der Schwarzen mehr gegeben.
    Rächte sich die Sorglosigkeit der letzten Zeit jetzt?
    »Wer bist du?« fragte der Schriftkundige.
    In die Dunkelheit kam Bewegung. Erik spürte sie mehr, als er sie sah. Dann schimmerte etwas auf, heller als der Rest des modrigen Raumes: eine Hand? Ein eigenartiges Leuchten ging von ihr aus, zuckte flirrend durch die feuchte Schwärze, und plötzlich loderte eine Fackel auf. Sie steckte in einer Halterung an einer Wand aus großen, unbehauenen Steinen.
    Noch ein paarmal kam das Flirren und Leuchten, und weitere Fackeln wurden wie von Geisterhand entzündet. Ihr flackernder, ungewisser Schein riß eine große Gestalt aus dem Nichts.
    Erik betrachtete sie.
    Die Gestalt, gut zwei Meter hoch aufragend, wurde von einer schwarzen, bis auf den Boden fallenden Kutte umwallt, deren Kapuze zurückgeschlagen war. Die Arme ausgebreitet, boten die sehr weit
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