Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

Titel: 0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
geschnittenen Ärmel das Bild einer riesigen schwarzen Fledermaus mit gespreizten Flughäuten. Schmal und lang war der Schädel, scharf hervortretend die Hakennase über einem dünnlippigen Mund mit kantigem Kinn, das Bosheit und Arroganz verriet. Groß und glühend waren die Augen, deren Brauen fehlten, wie auch der ganze hohe Schädel unbehaart war. Die Ohren waren seitsam spitz, und auf dem kahlen Schädel saß ein spitzer Zaubererhut.
    »Wer bist du, Kreatur der Hölle?« fragte Erik und versuchte sich aufzurichten. Es gelang ihm; zu seinem Erstaunen war er nicht gefesselt.
    »Ich bin Rain«, sagte der Zauberer.
    Die Stimme war schneidend und wollte sich förmlich durch Erik von Chasalla hindurchfressen. Kalt rann es ihm über den Rücken.
    Noch greller die Augen des schwarzen Zauberers, wurden zu lodernden Feuern, daß Erik geblendet die Augen schließen mußte.
    Da streckte Rain die Arme aus. Feine Strahlen lösten sich aus seinen gespreizten, dürren Fingern und zuckten auf Erik zu.
    Der Chasallener schrie. Er fühlte, wie sich etwas an seinem Körper zu schaffen machte, zerrte und riß, und eine böse Erinnerung stieg wieder in ihm auf.
    Seine Augen öffneten sich.
    Vor ihm stand Rain, der Böse, und schlug mit unerhörter magischer Kraft zu. Vor Erik schien er klein zu werden, schrumpfte förmlich - bis der Schriftkundige begriff, daß er es war, der zum Riesen wurde.
    Immer mächtiger wurde sein Körper, schoß in die Höhe und in die Breite, bis er die doppelte Größe eines Menschen erreicht hatte.
    Und dann kam das Furchtbare, das Erik zuweilen noch als Alptraum quälte. Das, was er schon einmal, vor langer Zeit, unter anderen Voraussetzungen hatte erdulden müssen.
    Er schrumpfte wieder…
    Er schrumpfte, blieb aber breit wie zuvor in seiner Riesengestalt!
    »Nein!« brüllte er verzweifelt und wollte den Magier anspringen. Aber er rannte vor eine unsichtbare Wand. Funken sprühten auf, und ein gewaltiger magischer Schlag durchfuhr ihn, schleuderte ihn weit zurück in die zuckenden Schatten des Fackelscheins.
    Breit und massig stand er da, mit gesenktem Kopf, und begriff nichts mehr. »Warum?« hörte er sich flüstern. »Warum das? Nicht schon wieder…«
    Viel zu breit, um noch menschlich zu wirken, unglaublich massig - und doch in der Körperlänge wieder so wie zuvor, als er noch normales Aussehen besaß.
    Erik von Chasalla war zum Kleinen Riesen geworden…
    ***
    Baron Gregor hatte sich zurückgezogen. Die Dienerschaft öffnete den beiden Besuchern und führte sie in die rückwärtigen Gemächer des kleinen Hauses, in denen der Baron sich mit der toten Eule befaßte.
    Schweigend standen Wilhelm und Erlik an der Für, und zu ihren Füßen bildete sich eine Wasserlache. Erlik grinste. »Seid Ihr undicht geworden, Fürst?« fragte er, weil er selbst durch seinen Mantel trocken geblieben war, der Fürst aber immer noch vor Nässe troff. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, sich umzukleiden, weil ihm das andere, die Gefahr durch den fremden Zauberer, wichtiger erschien. Bei Fürst Wilhelms Angewohnheit, der Reinlichkeit in überreichem Maße zu huldigen, war dies schon ein kleines Wunder; normalerweise hätte er sich jetzt in die Thermen begeben, wo seine Dienerschaft ihm ein heißes Bad zubereitete.
    Gregor hatte die Hände leicht erhoben. Sie schwebten über einem durchsichtigen, achtflächigen Würfel, in dessen Inneren sich die Eule befand. Sie leuchtete aus sich heraus und erfüllte den kleinen Raum mit einem befremdlich wirkenden Zwielicht. Überall an den Wänden standen Schränke mit Büchern und Schriftrollen, die Gregor in allen Teilen der Welt gesammelt hatte und die von Zauberei und Heldengesängen handelten.
    Weder Wilhelm noch Erlik ahnten, was Gregor tat. Nie hatte er einen anderen in seine geheimen Künste eingeweiht. Wie gut seine Zauberkunst war, verriet er niemanden, sprach aber stets von nur geringen Kräften.
    Die Eule bewegte sich in dem Oktaeder und drehte sich langsam um sich selbst. Noch langsamer änderte sich ihre Farbe und wurde zu leuchtendem Gelb, auf dem sich eigenartige Linien und Strukturen abzuzeichnen begannen.
    Gregor schwieg. Immer noch schwebten seine Hände über der toten Eule.
    Wilhelm und Erlik sahen sich an. Was tat der Baron? Was sah er, und auf welche Weise sah er es?
    Plötzlich kam Bewegung in Gregor.
    Mit einem überraschenden Rückwärtssprung entfernte er sich von der Eule, prallte fast mit den beiden anderen Hellebern zusammen. Im gleichen Moment flog
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher