Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
021 - Die Totenuhr

021 - Die Totenuhr

Titel: 021 - Die Totenuhr
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Verstehst du das?«
    »Verstehen schon, aber wie soll ich mit dieser verdammten Situation fertig werden?« fragte der Junkie bibbernd.
    »Versuch’s mal bei Kirkie Minelli«, schlug ihm Cagey vor.
    Abe Moss schüttelte den Kopf. »Aussichtslos. Der verkauft nur an Stammkunden.«
    »Vielleicht drückt er ausnahmsweise mal ein Auge zu.«
    »Den Weg kann ich mir sparen.«
    Cagey zuckte die Schultern. »Tja, dann weiß ich auch nicht, was du tun könntest. Hast du keinen Freund, der dir ein bißchen was abgibt, damit du wenigstens einigermaßen über die Runden kommst?«
    »In der H-Szene gibt es keine Freunde, das müßtest du eigentlich wissen. Da gibt es nur Hyänen, und jede ist nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Wer mal so richtig auf der Nadel sitzt, hakt alles andere ab. Er denkt nur noch an sich und daran, wie er sich den nächsten Schuß sichern kann.«
    Der dicke Keeper legte seine Pranke auf Martins Arm. Der Dealer wandte sich um und schaute ihn an. »Was gibt’s?«
    »Telefon für einen von euch beiden.«
    Cagey grinste. »Junge, du bist ein Glückspilz«, sagte er zu Abe Moss. »Wenn das unser Geschäftspartner ist, hat dein Leiden bald ein Ende.«
    Howard Martin rutschte vom Hocker und begab sich zur Telefonzelle. Er betrat sie und griff nach dem Hörer, der an einem Aluminiumhaken hing. Der Anrufer war Phil Noris.
    »Wie sieht’s aus?« fragte Martin. »Einer unserer Kunden geht schon bald drauf. Gibt’s endlich Nachschub?«
    »Der Stoff befindet sich bereits im Depot«, sagte der Großhändler.
    »War aber auch höchste Zeit.«
    »Du kennst doch die Schwierigkeiten.«
    »Ja, aber mach das mal einen flippenden Junkie klar.«
    »Beim nächstenmal wird es keine Verzögerung mehr geben«, versprach Phil Noris.
    »Das hoffe ich, denn wenn wir uns die Kundschaft vergraulen, sucht sie sich ‘ne andere Quelle. Wir sind schließlich nicht die einzigen in der Stadt, die Heroin verhökern.«
    Howard Martin kehrte zu Joe Cagey und Abe Moss zurück. Er legte dem mageren Junkie die Hand auf die knöcherne Schulter.
    »Hältst du noch ‘ne halbe Stunde durch, Abe?«
    »Muß ich wohl.«
    »Ja, es bleibt dir wirklich nichts anders übrig«, sagte Martin und gab seinem Komplizen mit einem Kopfnicken zu verstehen, daß er mit ihm die Bar verlassen solle.
    Es gehörte zu den eisernen Regeln ihres Großhändlers, niemals persönlich mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Er hatte Depots für sie eingerichtet, die er abwechselnd benützte.
    Sobald Martin und Cagey den Stoff übernommen hatten, überwiesen sie das Geld dafür unter einem Decknamen auf sein Konto.
    Die Abwicklung der Geschäfte funktionierte ausgezeichnet und würde deshalb beibehalten werden.
    Vor der Bar stand Howard Martins kaffeebrauner Dodge. Martin liebte große amerikanische Fahrzeuge. Sie waren bequem und verkehrssicher, und man konnte damit Eindruck schinden.
    Die beiden Dealer fuhren nicht weit, nur bis zur Themse. Dort stiegen sie die Uferböschung hinunter und erreichten die breite, rechteckige Öffnung des Kanals.
    Martin rümpfte die Nase. »Meine Güte, ist das ein Duft.«
    »Kennst du einen Kanal, aus dem es nach Chanel Nr. 5 riecht?«
    fragte Joe Cagey grinsend.
    »Ich muß mal mit Noris reden, damit er dieses Depot aufläßt. Ich hab was gegen Kanäle. Schließlich bin ich keine Ratte.«
    Cagey holte eine Taschenlampe aus seinem Jackett. Sie betraten den anfangs noch sehr breiten Stollen, der sich in der Folge dann aber mehr und mehr verjüngte.
    Sie waren nicht zum erstenmal hier. Phil Noris hatte in letzter Zeit geradezu eine Vorliebe für diesen Kanal entwickelt, und Howard Martin war entschlossen, ihm das abzustellen.
    Es gab genug andere Verstecke in London, die ebenso gut waren wie dieses. Im Hafengebiet zum Beispiel gab es Hunderte von Möglichkeiten, das Rauschgift so zu deponieren, daß es kein Unbefugter fand.
    Verdrossen trottete Martin hinter seinem Komplizen her. »Nach so ‘nem Ausflug stinkt mein Anzug immer wie die Pest«, maulte er.
    »Du verdienst genug, um dir ein Duftspray leisten zu können«, erwiderte Cagey.
    »Ich bitte dich, verschone mich mit deinen geistreichen Ratschlä- gen«, brummte Martin.
    Joe Cagey bog in einen Querstollen ein. Nach fünf Schritten blieb er stehen, denn das Ziel war erreicht. Er reichte dem Freund die Taschenlampe. »Halt mal.«
    Howard Martin übernahm die Lampe. Cagey streckte sich, nahm einen Stein aus dem Mauergefüge und griff mit der Hand in die finstere Öffnung. Seine Finger ertasteten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher