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021 - Blutorgie in der Leichengrube

021 - Blutorgie in der Leichengrube

Titel: 021 - Blutorgie in der Leichengrube
Autoren: Dämonenkiller
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persönlich dem Dämon oder dem eigenen ungestillten Blutdurst zu opfern?
    Ich durfte kein Risiko eingehen. Mein Mitgefühl galt allen Verfluchten, all diesen Menschen, die schuldlos in die dämonische Verstrickung geraten waren; aber das durfte mich nicht davon abhalten, sie als das zu sehen, was sie im Augenblick verkörperten: reißende Bestien, die nur von dem Gedanken besessen waren, ihre Gegner zu zerfleischen.
    Ich erreichte Coco und Sheldon, sprang aus dem Wagen und stellte mich ihnen in den Weg. In Sheldons Augen glitzerte Panik. Er brach zur Seite aus und rannte davon. Coco rief ihm etwas nach, aber er drehte sich nicht um.
    »Er wollte dich töten«, sagte ich.
    »Sheldon? Nein, das glaube ich nicht.«
    »Warum ist er dann davongelaufen?«
    »Er hatte Angst vor dir. Er dachte, daß du ihn töten würdest.«
    »Damit könnte er verdammt recht haben«, knurrte ich.
    »Ich glaube nicht, daß der Dämon noch immer Gewalt über ihn hat. Wir müssen zum Friedhof!«
    Ich nickte. Wir stiegen in den Wagen und fuhren los. Mir entging nicht, wie Coco immer wieder nach Sheldon Ausschau hielt.
    »Du kannst ihn nicht retten«, sagte ich.
    »Aber er hat mich gerettet und dich dazu!« widersprach sie.
    Ich biß mir auf die Unterlippe. Coco hatte recht. Ohne Sheldons Ausbruchversuch wäre es uns nicht möglich gewesen, das Geschehen wieder unter Kontrolle zu bringen.
    »Er wird in die Kneipe gerannt sein«, vermutete sie. »Auf den Friedhof kann er sich nicht wagen. Dort würde man ihn als Verräter in Stücke reißen.«
    »Das ist richtig«, gab ich zu. »Machen wir einen Umweg. Fahren wir bei O'Neill vorbei.«
    Wenige Minuten später hielten wir auf dem Marktplatz. O'Neills Gasthaus bot einen trostlosen Anblick: Zerschmetterte Türen, zerbrochene Fenster und rußgeschwärzte Mauern. Im Innern des Lokals sah es sicherlich noch schlimmer aus.
    Coco zögerte, auszusteigen.
    »Es sieht so aus, als hätten die Verfluchten das Lokal erobert«, sagte sie. »Ich sehe nur sie.«
    »Sie trauen sich nicht heraus«, stellte ich fest. »Aber dort ist Sheldon.«
    Tatsächlich tauchte er aus der Gasse auf, die zum Hofeingang des Gasthauses führte. Er rannte quer über den Platz, verfolgt von einem kräftigen Mann, in dem Coco und ich auf Anhieb Cohen erkannten.
    Ich wußte nicht, weshalb Cohen die Männer mit dem Heuwagen alleingelassen hatte; entweder waren sie in einen Hinterhalt geraten und zersprengt worden, oder Cohen hatte eingesehen, daß es unmöglich war, die Fahrt fortzusetzen, solange die höllische Glut die Männer nahezu kampfuntüchtig machte. Wie auch immer, Cohen brannte im Moment jedenfalls darauf, Sheldon Bloom zur Strecke zu bringen.
    Coco sprang aus dem Wagen. »Marvin!« schrie sie. »Marvin!«
    Cohen stoppte, und sogar Sheldon blieb stehen. Beide starrten Coco an.
    »Laß ihn – er gehört zu uns!«
    Ich stieg aus und hielt nach allen Seiten Umschau. Es war klar, daß Cohen und Coco in diesem Moment nur noch Sheldon sahen. Ich bemühte mich, sie von ihm abzubringen.
    »Wo sind die anderen?« fragte ich. »Wo ist Kiwibin?«
    Cohen hörte nicht auf mich. Er starre Coco an, böse und gereizt.
    »Du weißt nicht, was du redest«, grunzte er wütend. »Du spinnst!«
    »Sheldon ist unser Retter gewesen«, versicherte Coco. »Ohne ihn wären wir schon längst in der Leichengrube gelandet. Frage Dorian! Er wird es dir bestätigen.«
    »Ich brauche ihn nicht zu fragen«, zischte Cohen. »Bloom ist verhext. Ihm geht es nicht um Rettung. Du siehst ihn durch die idiotische Brille einer Verliebten.«
    Er redete nicht weiter, denn in diesem Moment warf Sheldon sich auf ihn. Sein Gesicht hatte sich abermals zu einer Grimasse verzerrt. Der Dämon hatte seine Macht über ihn zurückgewonnen! Cohen wehrte sich mit Händen und Füßen. Er schleuderte Sheldon zur Seite und wollte ihm das Pfahlkreuz ins Herz treiben. Aber Sheldon warf sich herum und hetzte davon. Cohen rappelte sich auf und setzte ihm nach. Sie verschwanden kurz nacheinander in einer schmalen, dunklen Gasse.
    Coco und ich blieben wie erstarrt stehen. Coco umfaßte meine Hand. Sie zitterte – nicht vor Angst, sondern vor Verwirrung. Wir konnte beide nicht verstehen, wie Sheldon sich so schnell wieder hatte wandeln können.
    Ich kämpfte gegen den Drang an, Cohen zu folgen. Zwei Minuten später kam er zurück. Sein Gang war seltsam schleppend, als hätte seine Tat ihn verwandelt; oder als wäre er plötzlich an einem Punkt angekommen, wo nicht einmal er mehr die
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