Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
damals Sir Francis Drake und Sir Walter Raleigh auf Kaperfahrt schickte und…«
    Geduldig hörte sich der Parapsychologe die Rede des Wirtes an. Ein wenig Bildung konnte nie schaden.
    »… aber das südliche Ende des Ortes jetzt zu begehen, würde ich ihnen unter keinen Umständen raten!«
    »Warum nicht?« wurde der Professor neugierig. »Was liegt denn in dieser Richtung?«
    »Der Friedhof!« sagte der Wirt dumpf.
    »Und auf diesem Friedhof soll es spuken!« setzte er geheimnisvoll hinzu.
    ***
    Es war mehr eine Reflexbewegung, daß Carsten Möbius zurücksprang. Mit einem satten Platschen fiel vor ihm die steinerne Grabtafel zu Boden.
    Ein häßliches Knirschen und Reißen in der Erde, dann sackte der Grabstein in die Vertiefung, die einst durch den Sarg mit dem Toten ausgefüllt war. Die Jahrhunderte aber waren nicht spurlos am Holze des Sarges vorbeigegangen. Von Würmern zerfressen, von der Fäulnis befallen war er ohnehin nur noch ein morsches Gebilde gewesen. Und nur die Tatsache, daß die Erde darüber seit vielen Jahrzehnten festgestampft war, hatte den Hohlraum erhalten.
    Als aber Carsten Möbius mit seinem vollen Gewicht auf das Grab trat, stürzte es ein.
    Ein penetranter Leichengestank drang in seine Nase. Angewidert wandte er sich um.
    Den Bruchteil einer Sekunde hatte er geglaubt, daß ihn der Tote zu sich hinabziehen wolle.
    Aber dann hatte ihm sein logisch denkender Verstand geholfen. Alles Zufall. Es hatte alles eine ganz natürliche Erklärung.
    Gespenster? - Es gab keine!
    Humbug! Märchen, die man Kindern erzählen konnte.
    Es gab kein Phänomen auf dieser Welt, daß man nicht mathematisch erfassen konnte. All diese Geschichten von übersinnlichen Wahrnehmungen, von Teufelsspuk, von Erscheinungen und Hexenspuk, sie waren bei näherem Hinsehen nichts als das Werk cleverer Geschäftemacher.
    So dachte Carsten Möbius. Es waren die letzten Augenblicke, daß er so dachte.
    Denn in dieser Nacht sollte er einiges dazu lernen. Und diese Lehre würde hart und bitter werden.
    ***
    Tückische Augen beobachteten den jungen Mann aus Deutschland, während er zwischen den Gräbern und Steinsarkophagen dahinschritt. In einem der Sarkophage hielt er sich verborgen, hatte er den Tag verschlafen und war nun durch das Geräusch des zusamenfallenden Grabes geweckt worden.
    Der Puck hatte bereits auf Gedankenbasis vom Mißgeschick des Wassermannes gehört. Ja, der Nöck fühlte sich hintergangen. Denn ihm war eine Frau versprochen worden, eine Frau, die Wärme in sein nasses Reich bringen würde.
    Der Puck hatte genau gewußt, daß Marty Sumerset und ihr Mann am Kauf des Landhauses interessiert waren. Und darum hatte er den Wassernöck aufgehetzt.
    »Nimm dir diese Frau!« hatte er ihm gesagt. »Sie wird, dank meiner Zauberkräfte, bei dir in der Tiefe leben. Du wirst nicht mehr allein sein, sie wird auf dem Grunde der Gewässer dein Mahl für dich richten. Und sie wird dir Itschen gebären, Itschen, die mit den Fröschen um die Wette schwimmen und die dereinst die Flüsse und Seen von Dorset bevölkern werden. Nimm dir diese Frau!«
    Und der Wassernöck hatte sie genommen. Sie hatte sich gewehrt, war mit einem Schrei hinabgesunken - und dann hatte ihr Herz aufgehört zu schlagen. »Tot ist sie - tot«, hörte der Puck die Stimme des Wassermannes in Verzweiflung.
    Da blockte der Puck seine Gedanken. Mochte das närrische grüne Monster sehen wie es damit fertig wurde. Diese Frau hatte gegen den Auftrag gestanden, den der Puck zu erfüllen hatte und darum mußte sie fort.
    Aber auch dieses Menschenwesen, das hier über den Ort schritt, auf dem die Menschen ihre Abgeschiedenen begruben, störte die Pläne des Leisters. Es durfte die Nacht nicht überleben.
    Aber der Mensch war groß. Und wenn auch seine Gedanken friedfertig waren, so war doch seine Statur recht kräftig gebaut. Der Puck wußte, daß es ihm übel ergehen mochte, wenn ihn der Mann in die Finger bekam.
    Er mußte sich etwas anderes einfallen lassen.
    Und durch sein boshaftes Gehirn zogen teuflische Gedanken. Ein uralter Friedhof - und es war Nacht. Und sicherlich lagen hier nicht nur die Körper derer, die sofort die ewige Ruhe gefunden hatten. Wenn man die vielleicht…?
    Immerhin hatte ihm der Meister einige Vollmachten gegeben. Und er hatte ihm einige Sprüche genannt, bei denen es einem eiskalt den Rücken herunterlief. Jedes einzelne der Worte wirkte wie ein Hammerschlag.
    Und der Meister hatte versichert, daß man mit diesen Worten die Toten aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher