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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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Wand fallen, bis Sie sich mit den Händen stützen können.«
    - Earp verstand und gehorchte. Er stand jetzt in einem Winkel gegen die Wand geneigt, seine Hände stützten ihn. Wenn er sie weggezogen hätte, um Phil anzugreifen, wäre er unweigerlich mit der Stirn gegen die Mauer gestürzt.
    Phil trat von hinten an den Gangster heran, wechselte seine Pistole aus der rechten Hand in die linke über und klopfte Earp mit geübten Schlägen ab. Er förderte eine 38er aus dem Schulterhalfter, einen Totschläger aus der linken Hosentasche, holte einen winzigen Derringer zutage, der mit Heftpflaster an der rechten Wade festgeklebt war. »Sie laufen ja mit einem ganzen Waffenarsenal herum«, sagte Phil kopfschüttelnd. »Und was macht der Waffenschein, lieber Freund?«
    Earps Gesicht verriet besser, als es alle Worte hätten sagen können, wie es um seine Lizenz als Waffenträger stand. Phil Grinste und steckte seine Pistole ein.
    »Nur damit es unterwegs keine Mißverständnisse gibt, Mr. Earp«, sagte er freundlich, »ich bin ein G.-man, ein FBI.-Agent, oder wie immer das in Ihren Kreisen heißen mag. Sie wissen sicher, daß wir ziemlich schnell sind. Also versuchen Sie’s gar nicht erst, das herauszufinden! Kommen Sie! Ich habe Ihnen eine Menge interessanter Fragen vorzulegen!«
    ***
    Der Mann, der mir ins Gesicht blickte, trug eine Brille, hatte weißes Haar und ein gutmütiges Gesicht. Ich hatte ihn noch nie in meinem Leben gesehen.
    »Na also«, sagte er mit dieser sanften, aufmunternden, optimistischen Stimme, die alle Ärzte haben, wenn sie einem Patienten Mut zusprechen wollen. »Wie wär’s mit einer schönen Tasse Kaffee? Ihr Herz kann eine kleine Aufmunterung vertragen.«
    Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Ehrlich gesagt, interessierte es mich im Augenblick auch nicht.
    »Kaffee ist gut«, sagte ich. »Aber nur, wenn ich vorher ’nen kleinen Schluck Whisky kriege.«
    Der Mann mit der Brille schob die Unterlippe vor, dachte eine Sekunde nach und zuckte die Achseln:
    »Na schön«, sagte er. »Es wird Ihnen wohl nicht schaden. Sie haben eine Konstitution wie ein Bär.«
    Der Gute hatte ja keine Ahnung. Ich fühlte mich so jämmerlich elend, daß die Geschichte mit der Bärenkonstitution in meinen Ohren wie ein dummer Witz klang. Von rechts ragte plötzlich eine Hand in meinen Gesichtskreis herein. Die Hand saß an einem Arm, und der stak in einem blauen Uniformärmel.
    Das beruhigte mich ungemein. Blaue Uniformen tragen unsere Stadtpolizisten, und wenn ich bei denen war, war ich jedenfalls vor einem schießwütigen Jüngling in Sicherheit.
    Der Arm des Polizisten hielt mir einen Löffel hin. Darin schimmerte goldbraun eine Flüssigkeit. Meine Nasenflügel zitterten entzückt. Wenn das kein echter Bourbon war, gab es überhaupt keinen echten Bourbon mehr auf dieser schönen Welt.
    »Okay, das war Balsam. Jetzt noch den Kaffee — und ich kann wieder Bäume ausreißen. So große!«
    Ich zeigte mit der Hand eine Höhe von dreißig Zentimetern. Der Arzt lachte.
    »Was habe ich gesagt! Eine Bärenkonstitution! Hier ist der Kaffee!«
    Er klopfte und horchte mich ab.
    »Tja«, meinte er anschließend, »ich kann eigentlich nichts Ernsthaftes mehr feststellen. Vielleicht eine leichte Gehirnerschütterung, aber dagegen helfen ein paar Tage Ruhe. Sie haben einen so gesunden Körper, daß es heutzutage schon ungewöhnlich ist!«
    »Freut mich zu hören«, erklärte ich und setzte mich auf.
    Sechs oder sieben Polizisten standen rings um mich herum. Unter Garantie saß ich im Erste-Hilfe-Zimmer eines Polizeireviers. Diese Räume sehen überall gleich aus. Der Medikamentenschrank in der Ecke, die Lederpritsche, die Vorhänge vor dem Fenster und der Stuhl neben der Pritsche. Alles gleich. Vermutlich gibt es Tausende solcher Zimmer.
    »Könnten Sie uns jetzt ein paar Fragen beantworten?« erkundigte sich ein noch ziemlich junger Leutnant.
    »Es wäre eine Schande, erst den guten Whisky zu trinken und dann nichts zu sagen«, erwiderte ich. »Schießen Sie los, Leutnant!«
    »Wie ist Ihr Name?«
    »Jerry Cotton.«
    »Ihr Beruf?«
    »G.-man.«
    Dem Guten fiel beinahe der Bleistift aus den Fingern.
    »Tut mir ja leid, daß ich Sie erschreckt habe«, brummte ich, während ich meine Taschen nach den Zigaretten absuchte. »Aber so ist das nun mal.«
    »Dann — dann haben Sie aber Glück gehabt, Sir!« stieß der Leutnant hervor, als er sich von seiner Überraschung erholt hatte.
    »Sieht so aus«, gab ich zu. »Aber ich habe keine
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