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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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arbeiten, ich sah die Kisten, in die sie die gefüllten Flaschen packten, aber ich kümmerte mich nicht um die Einzelheiten. Mir lag etwas anderes auf der Seele: Ich hatte keinen Bundesgenossen in dieser »Höhle des Löwen«, hatte keine Waffe und wußte nicht, was hier gespielt werden sollte.
    Die anderen kannten mich nicht, ich kannte die anderen nicht. Also sonderte ich mich ab, setzte mich auf ein leeres Faß und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
    Sie kamen ungefähr eine halbe Stunde später. Drei Männer, die bis an die Zähne bewaffnet waren, erschienen auf einmal auf der Bildfläche. Sie bezogen Positionen, von denen aus sie das ganze große Kellergeschoß einigermaßen überblicken konnten. Einer von ihnen rief:
    »Der Boß kommt!«
    Alles lief auf die linke Seite. Offenbar waren sie es schon so gewöhnt. Ich trottete hinter ihnen her. Jetzt hatten sich gut fünfzig Mann hier versammelt. Allmählich kehrte Ruhe ein.
    Und dann hörten wir die tappenden Schritte. Von irgendwoher, zwischen den Behältern, Fässern, Kisten, Apparaten und Rohrleitungen hindurch, erschien der Boß dieses Vereins. Von oben bis unten in schwarze Kleidung gehüllt, eine schwarze Maske vor dem Gesicht.
    Erst jetzt bemerkte ich das Podium, das in der linken Ecke stand. Eine Art Lehnstuhl stand darauf, und dort nahm der Chef Platz. Ich mußte mir Mühe geben, um ein Gelächter zü unterdrücken, Das ganze erinnerte an eine Bande Jugendlicher, die den Rächer der Enterbten spielten.
    Die drei Leibwächter bezogen rechts und links vom Boß’ Aufstellung. Jetzt war es so still, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Der Boß drehte langsam den Kopf. Es sollte wohl so wirken, als ob er uns der Reihe nach ansähe. Alles ging lautlos zu.
    Plötzlich kroch sein linker Arm hoch. Der ausgestreckte Zeigefinger schnellte vor wie eine Schlange, die plötzlich zum Angriff vorschießt. Und es konnte keinen Zweifel geben, auf wen dieser Zeigefinger deutete: auf mich.
    Einer der beiden Gorillas kam auf mich zu, packte mich am Arm und zerrte mich vor den Thron. Als wir drei Schritte davor waren, hieb er mir die Faust ins Gesicht, daß ich stürzte. Der Schlag dröhnte mir noch durch alle Nervenstränge, als die heisere Stimme des Maskierten an mein Ohr drang.
    »Wer mit mir spricht, kniet! Merk dir das!«
    Ich stand auf. Ein erschrockenes Raunen ging durch die Versammlung hinter mir.
    »Ich knie vor keinem«, sagte ich. »Und wer will, daß ich für ihn arbeite, der muß sich schon damit abfinden.« Ich wandte den Kopf in Richtung auf den Gorilla, der mir den Schlag versetzt hatte: »Und du — versuch es nicht noch einmal!«
    Er kam auf mich zu, als halte er sich für unbesiegbar. Ich ließ ihn herankommen. Aber als er noch zwei Schritte entfernt war, sprang ich ihm entgegen. Meine Linke bohrte sich in seine Brustgrube. Er knickte ein wie ein Taschenmesser. Meine Rechte zuckte empor und knallte an seine Kinnspitze. Dieser Narr war von dem ganzen Theater so verblendet, daß er es nicht einmal für nötig gehalten hatte, sich zu decken. Er torkelte drei oder vier Schritte rückwärts und sank in die Knie.
    Aber im selben Augenblick hatten sie mich. Die beiden anderen bohrten mir ihre Pistolen in die Seiten. Einer links, einer rechts. Ich streckte die Arme zur Decke und brummte:
    »Von einem ehrlichen Kampf wird hier wohl nicht viel gehalten…«
    Der Boß machte wieder eine Bewegung mit dem Zeigefinger. Ich bekam den nächsten Schlag.
    Ich spürte, wie eine unbändige Wut in mir hochkroch. Daß es der Boß aus irgendeinem, mir noch nicht bekannten Grunde auf mich abgesehen hatte, war klar. Schön, mochte er seine Banditen auf mich hetzen. Aber er sollte Demütigungen aus dem Spiel lassen. Darin bin ich empfindlich.
    »Wie heißt du?« fragte er.
    Ich schwieg. In meinem Kopf zuckte der Schmerz mit jedem Pulsschlag durch alle meine Gehirnwindungen.
    »Ich fragte, wie du heißt.«
    Das klang schon ungeduldiger. Er konnte mich gern haben. Ich schielte aus den Augenwinkeln'zu den beiden Gorillas. Sie waren die einzigen, von denen man offen sah, daß sie Pistolen trugen. Wenn es mir gelang, mich in den Besitz einer dieser Waffen zu setzen…
    Der Boß hielt eine Rede. Mit einer heiseren, verstellten, leisen Stimme erzählte er meine Geschichte. Mit Denver und den angeblich gestohlenen Fünfzigern. Also den Schwindel hatte er entdeckt. Na schön. Mich interessierte eine Pistole…
    »Alle Gerichtsreporter sämtlicher New Yorker
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