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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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lassen. Wir müssen ihm klarmachen, daß es für ihn vorteilhaft ist, uns die Wahrheit zu sagen!«
    Die anderen nickten zustimmend, Ray Morton, ein anderer G.-man, nickte besonders lebhaft.
    »Ja!« meinte er. »Bei mir hätte er sich bald verraten, aber im letzten Augenblick merkte er es und schwieg. Aber ich denke, wir kriegen doch noch einiges aus ihm heraus!«
    »Es ist nur eine Frage der Zeit«, sagte ein dritter.
    »Das mag sein«, wandte Mr. High ein. »Aber wir haben nur vierundzwanzig Stunden Zeit, weil wir nichts haben, womit wir einen Haftbefehl gegen Earp begründen könnten. Und von diesen vierundzwanzig Stunden ist schon über ein Drittel vorbei!«
    »Moment, Moment!« murmelte in diesem Augenblick eine schwache Stimme.
    Alle blickten sich um. Sie sahen, wie Phil sich langsam aufrichtete. Sein Gesicht wirkte konzentriert, aber aus seiner Miene sprach auf einmal eine zuversichtliche Gewißheit.
    »Ich hab’s«, sagte Phil halblaut. »Ich weiß jetzt…«
    »Was?« fragten mehrere Kollegen gleichzeitig.
    Phil ging ein paar Schritte auf und ab. Dann blieb er stehen und machte eine weit ausholende Geste.
    »Seit Tagen denke ich über die Geschichte in dem Park nach. Ihr wißt, daß Lindner mich in den Park lockte, wo ich mit einem Totschläger niedergeschlagen und wo Lindner erschossen wurde! Von der ersten Minute an hatte ich das Gefühl, daß bei dieser Sache irgendein Haken war, ich wußte nur nicht, wie ich darauf kommen sollte. Jetzt habe ich den wunden Punkt!«
    Phil machte ein paar Schritte auf den Chef zu.
    »Die ganze Sache«, erklärte er nachdenklich, »war so aitgelegt, daß es aussehen sollte, als hätte Lindner mich niedergeschlagen, während sich aus der Pistole, die ich in der Hand hatte, als man mich fand, der Schuß löste, der Lindner tötete.«
    »Das ist uns bekannt«, nickte der Chef. »Aber ich sehe nicht, wo sich da für uns eine verheißungsvolle Spur ergeben sollte.«
    »Ich hab’s ja auch erst jetzt entdeckt«, gab Phil zu. »Die Sache ist ganz einfach: Wer auch immer diese Geschichte , in die Tat umgesetzt hat, er mußte zweierlei wissen: Einmal, daß ich überhaupt eine Pistole bei mir hatte, und zweitens, daß wir durch diesen Park gehen würden. Von dem Augenblick an, da Lindner mich zu diesem Gang einlud, kam er mit keinem anderen Menschen mehr zusammen. Er konnte also niemanden mehr bestellen! Wer aber wußte die beiden Dinge, daß wir durch diesen Park gehen würden, und daß ich eine Pistole bei mir hatte?«
    »Keine Ahnung, Phil«, sagte der Chef.
    Phil beugte sich vor und sagte den Namen. Die anderen blickten ihn verdutzt an. In diesem Augenblick leuchtete eine rote Lampe über der Verbindungstür zum Nebenzimmer auf. Phil schnellte herum.
    »Ablösung«, sagte er. »Bob, komm mit mir ’rein. Wir haben jetzt etwas, worauf wir das Verhör aufbauen können.«
    »Okay, Phil!« rief Bob Rease.
    Die beiden gingen leise ins Nebenzimmer. Es war einer der offiziellen Vernehmungsräume, die wir nur bei besonderen Anlässen benutzen. Diese Räume üben auf den Vernommenen eine gewisse psychologische Wirkung aus — ohne die Zutaten einer mittelalterlichen Folterkammer. Es gibt nur einen Schreibtisch in diesem Raum, auf dem ein Telefon steht. Vor und hinter dem Schreibtisch befindet sich je ein Stuhl. Auf dem Schreibtisch steht eine gewöhnliche Bürolampe, die so gedreht werden kann, daß sie den Verhörten anleuchtet. Sie hat nichts mit einem starken Scheinwerfer gemeinsam, denn in der Lampe brennt eine ganz gewöhnliche Glühbirne. Wer aber im Schein dieser Lampe in einem vollkommen kahlen Zimmer von einem Vernehmungsbeamten, den er nur als Schattenriß sehen kann, mit Fragen überschüttet wird, der wird meistens bald seinen Widerstand auf geben.
    Edward Earp wurde hier verhört, seit Phil ihn gebracht hatte. Die Kollegen hatten sich im Turnus von anderthalb Stunden bei der Vernehmung abgelöst. Jetzt übernahm Phil den Platz wieder hinter dem Schreibtisch, während sich Bob hinten beim verdunkelten Fenster auf die Heizung setzte.
    Phil eröffnete sein Verhör mit Schweigen. Zehn Minuten lang. Sechshundert Sekunden lang war nichts im Raum, außer dem kaum hörbaren Ticken von Earps etwas lauter Armbanduhr.
    Earp hatte sein Hemd am Halse aufgeknöpft. In den Händen zerknüllte et ein Taschentuch, mit dem er sich ab und zu den Schweiß von der Stirn abtrocknete. Phil beobachtete ihn schweigend.
    Und dann schoß er einen Pfeil ab, der von Phil her gesehen nicht viel mehr als
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