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0204 - Herr der Grünen Hölle

0204 - Herr der Grünen Hölle

Titel: 0204 - Herr der Grünen Hölle
Autoren: Rolf Michael
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Regierung schufteten, um die letzten Paradiese, die letzten Teile der Natur, wo sie noch war, wie am Tage der Schöpfung, durch die Aspahaltdecke einer Straße zu durchschneiden. Das Camp der Bauarbeiter konnte nur wenige hundert Meter entfernt liegen. Und er mußte es erreichen, er mußte die Männer verständigen, welche Tragödie sich im Dschungel anbahnte.
    Oder Zamorra, Nicole und die anderen Überlebenden des Flugzeugabsturzes hatten nicht mehr den Hauch einer Chance zu überleben.
    Mit lauter Stimme rief Michael Ullich um Hilfe. Er rief auf Deutsch und Englisch, denn der Hilferuf auf Spanisch wollte ihm nicht einfallen.
    Aber die Verzweiflung, die aus seinem Ruf sprach, konnte nicht mißverstanden werden. Wenn - ja, wenn überhaupt jemand den Ruf aufnahm.
    Denn bei Rodungen geht es ziemlich geräuschvoll zu und die Tiere, allen voran die Affen und die buntgefiederten Papageien, stimmten ein infernalisches Konzert an, wenn ihre Lebensräume, durch die sie seit Generationen streiften, mit Motorsägen, Bagger und Planierraupen zerstört werden.
    Auch das Lager des Jaguars war so vernichtet worden. Und die drolligen, kleinen Jaguarkinder, die wie Katzen übereinander purzelten und nichts von der Schlechtigkeit dieser Welt wußte, waren von der Walze der Zivilisation überrollt worden.
    Jedes Lebewesen liebt seine Jungen. Und, obwohl man dem Tier jegliche Gefühlsregungen abspricht, mochte hier so etwas wie ein Rachegedanke keimen.
    Denn Michael Ullich stand der Jaguarmutter gegenüber, deren Junge von rohen Arbeitern, die nur ihre Arbeit und das Geld kannten, mit Schaufeln erschlagen worden.
    Daher blieben Michael Ullichs Versuche, den Jaguar durch Drohgebärden oder durch Anbrüllen zu verscheuchen, erfolglos. Der Deutsche hatte zwar gelesen, daß der Jaguar sehr scheu sei und dem Menschen ausweicht, aber er kannte die dramatische Vorgeschichte nicht.
    Mit gerade noch rechtzeitig vorgestreckten Knochenspeer, den er einem der Eingeborenen abgenommen hatte, die ihn verfolgten, wehrte er eine blitzschnelle Attacke des Jaguars ab, der fauchend auf ihn zusprang. Geschickt bog er seinen Körper zur Seite, daß der Sprung des Jaguars fehl ging.
    Die große Katze wirbelte herum. Michaels Speer zuckte vor. Aber auch der Jaguar drehte sich. Die Mitte des Speeres geriet zwischen den weit aufgerissenen Fang der Raubkatze.
    Es gab ein häßliches, trockenes Krachen, als das Holz des Speeres zwischen dem starken Kiefer zerbrochen wurde wie ein Streichholz.
    Michael Ullich stockte der Atem. Nie war ihm die unbändige Kraft des Königs der Urwälder Südamerikas so drastisch vor Augen geführt worden. Mit raschen Sprüngen wich er einige Meter zurück, während der Jaguar fauchend eine neue Sprungposition suchte.
    Mit fliegender Hast zog Michael Ullich seine Jeans-Jacke aus. Und er rollte sich den festen Stoff um den linken Arm, während die Finger den erbeuteten Knochendolch umkrallten.
    Es war die einzige Möglichkeit, sich nicht unmittelbar dem tödlichen Gebiß auszusetzen.
    Dann ging er, den ungefähr immer noch eineinhalb Meter messenden Speerschaft in der Rechten, wie ein Dompteur auf den Jaguar los. Und während er weiterhin laut um Hilfe rief, begann er, den Jaguar durch Angriffe aus dem Konzept zu bringen, ihm keine Möglichkeit zu geben, sich zum tödlichen Sprung fertig zu machen.
    »Na, los, Munzelchen, beweg dich!« knurrte er in einer Art Galgenhumor das herrliche Tier an und stieß mit dem Stock zu, daß die Katze wütend mit den Vorderpranken die Luft peitschte.
    »Komm, mein Miezchen!« rief er, »ausruhen ist nicht!« als der Jaguar langsam den Körper zur Erde gleiten ließ und sich Muskeln und Sehnen zum Sprung spannten.
    Wieder einmal konnte sich Michael Ullich dazu beglückwünschen, sich für alles und jedes interessiert zu haben. Oft hatte er im Zirkus bei den Dressurproben den Raubtierbändigem zugesehen, jetzt stand er in freier Wildbahn einer Großkatze gegenüber und es blieb ihm nichts anderes übrig, als das Vorgehen eines Bändigers in der Manege zu kopieren.
    Ein tiefes Grollen kam aus der Kehre des Jaguar. Und Michael wußte, daß er bald mit dem endgültigen Angriff zu rechnen habe.
    Ohne vorherige Vorwarnung sprang die Bestie. Michael Ullich hatte gerade noch Zeit, den linken Arm vorzustrecken. Eine geschickte, instinktive Drehung sorgte dafür, daß er in den Rücken der großen Katze geriet. Die krallenbewehrten Tatzen peitschten die Luft in rasendem Stakatto. Und wie eine Stahlklammer
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