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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht
Autoren: Nora Roberts
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„Du hast den Besten
    - mich. Du hast gute Musik und einen packenden Text. Was willst du?"
    „Nur Klarheit." Sie dankte dem Assistenten für das Glas Wasser und nahm einen kleinen Schluck.
    Myron antwortete, weil er sie achtete. Und das lag nicht an ihrer Leistung in „Suzanna's Park", er achtete sie und alle anderen wegen ihrer Leistungen jeden Tag. „Du weißt, wer uns finanziert?"
    Sie nickte und nahm noch einen Schluck.
    „Valentine Records."
    „Schon einmal darüber nachgedacht, warum eine Schallplattenfirma ein Musical finanziert?"
    „Exklusivrechte, um das Album
    herauszubringen."
    „Du hast es erfasst." Er drückte die Zigarette aus und spürte sofort das Bedürfnis nach einer weiteren. Wenn keine Musik spielte - auf dem Klavier oder in seinem Kopf -, dachte er nur an Zigaretten.
    Zum Glück für seine Lungen war das nicht oft. „Roy Valentine ist unser Geldgeber. So ein hohes Tier ist nicht an uns interessiert, Schätzchen. Er ist nur daran interessiert, Profit zu machen."
    „Okay", entschied Maddy. „Ich wünsche ihm den Profit." Sie lächelte verschmitzt. „Einen großen."
    „Guter Gedanke. Und jetzt ab unter die Dusche."
    Die Wasserrohre klopften, und der Wasserstrahl kam nur mit Unterbrechungen, aber er war kalt und erfrischend. Maddy hatte heute früh Ballettunterricht gehabt und war von dort direkt zur Probe gekommen. Zuerst war sie mit dem Komponisten zwei Songs durchgegangen. Der Gesang machte ihr keine Mühe, sie hatte eine klare Stimme, einen guten Tonumfang und eine ausgezeichnete Intonation. Vor allem aber war sie laut. Zarte Stimmchen waren am Theater fehl am Platz.
    Ihre Stimme hatte sich in den Jahren der O'Hara-Drillinge ausgebildet. Wenn man in Bars und Clubs mit schlechter Akustik und unzureichender Anlage singen muss, dann lernt man, seine Lungen großzügig einzusetzen.
    Doch ihr Herz gehörte dem Tanz, weniger der schauspielerischen Darstellung. Die wahre Schauspielerin in der Familie war Carrie, Al- ana hatte die ausdrucksfähigste Stimme. Der Tanz hatte Maddy mit Leib und Seele gefangen von dem ersten Augenblick an, als ihr Vater ihr die ersten Steppschritte in dem schäbigen, kleinen Club in Pennsylvania beigebracht hatte.
    Sieh mich jetzt an, Dad, dachte sie, als sie sich schnell abtrocknete und anzog, jetzt bin ich am Broadway.
    Der große Bühnenraum hallte wider von all den Geräuschen. Der Komponist und der Texter nahmen kleinere Veränderungen an ihren Songs vor. Morgen würden Maddy und die anderen sie lernen müssen.
    Das war nichts Neues. Myron würde noch viele feine Veränderungen an den schon einstudierten Tanznummern vornehmen. Auch das war nichts Neues.
    Mit Schwung hängte sich Maddy ihren Tanzbeutel über die Schultern. Nur ein Gedanke beherrschte sie, als sie die Treppen zum Eingang hinunterstieg: Essen. Die Kraft und die Kalorien, die ein Tag voller Proben gekostet hatten, mussten ergänzt werden -
    aber kontrolliert. Sie hatte sich schon vor langer Zeit dazu erzogen, einen Becher Joghurt mit gleicher Begeisterung wie einen Bananensplit zu sehen.
    Heute Abend würde es Joghurt sein, garniert mit frischem Obst und ergänzt von einem Teller Gerstensuppe und einem Spinatsalat.
    Bei der Tür lauschte sie noch einmal auf die Geräusche: ein Sänger, der die Tonleitern durchging, Klavierlinien, die nur noch dünn bis hier durchdrangen, rhythmisches Aufschlagen von Füßen auf dem Tanzboden. Diese Geräusche gehörten ebenso zu ihr wie ihr eigener Herzschlag.
    Der Himmel segne Roy Valentine, entschied sie und trat endgültig in die einbrechende Dämmerung hinaus.
    Sie hatte kaum zwei Schritte gemacht, als ein heftiges Reißen an ihrem Tanzbeutel sie herumwirbeln ließ.

    Er war noch fast ein Kind - vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt -, aber der harte, verzweifelte Blick war unmissverständlich.
    Maddy machte den Eindruck eines leicht zu überwältigenden Opfers: ein Fliegengewicht, das leicht weggestoßen werden konnte, während er ihren Beutel an sich riss und floh. Ihre Kraft, mit der sie sich zur Wehr setzte, überraschte ihn, machte ihn aber nur noch ent-Nora Roberts
    schlossener, sich zu nehmen, was sie an Bargeld und Kreditkarten in ihrem Beutel haben mochte.
    Niemand nahm Notiz von dem Kampf im Halbdunkel neben dem alten Gebäude. Beim Gedanken an die Jugend ihres Angreifers versuchte Maddy es mit Überzeugungskraft. Man hatte ihr zwar schon dargelegt, dass nicht unbedingt jeder sich ändern wollte, aber das hielt sie nicht von einem Versuch
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