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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht
Autoren: Nora Roberts
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ab.
    „Weißt du überhaupt, was da drin ist?", fragte sie, während sie beide an ihrem Beutel rissen. Er war schon atemloser als sie. „Verschwitzte Trikots und ein Handtuch, das schon ganz muffig ist. Und meine Ballettschuhe."
    Der Gedanke an die Ballettschuhe ließ sie ihren Beutel nur noch entschlossener verteidigen. Der Junge beschimpfte sie, doch sie achtete nicht darauf. „Die Schuhe sind noch fast neu, aber für dich völlig unbrauchbar. Ich brauche sie dringender als du", fuhr sie in ihrem vernünftigen Tonfall fort.
    Doch als sie mit der Ferse gegen das eiserne Geländer knallte, fluchte sie. Sie konnte es sich leisten, ein paar Dollar zu verlieren, aber sie konnte sich keine Verletzung leisten. Da er sich offensichtlich nicht ändern lassen wollte, ging er vielleicht auf einen Vergleich ein.
    „Hör zu, wenn du mich in Ruhe lässt, gebe ich dir die Hälfte von meinem Bargeld. Ich habe keine Zeit, mir neue Schuhe zu besorgen, und ich brauche sie morgen. Das gesamte Bargeld", entschied sie dann, als sie hörte, wie die Nähte ihres Beutels zu reißen begannen. „Ich habe ungefähr dreißig Dollar."
    Er versetzte Maddy nur einen kräftigen Schlag, der sie vorwärtsstolpern ließ. Ein Ruf ertönte, und sofort ließ er los. Wie ein Stein fiel der Beutel herunter, sein Inhalt verstreute sich auf dem Boden. Und wie der Blitz rannte der Junge die Straße hinunter und verschwand um die nächste Ecke. Leise fluchend bückte sich Maddy, um ihre Sachen wieder einzusammeln.
    „Alles in Ordnung?"

Maddy griff nach ihren ramponierten
    Wadenwärmern und sah ein Paar auf Hochglanz polierte italienische Schuhe. Als Tänzerin achtete sie besonders darauf, was Leute an den Füßen trugen. Schuhe verrieten häufig die Persönlichkeit und das Selbstbewusstsein von Menschen. Polierte italienische Schuhe bedeuteten Reichtum und Wertschätzung dessen, was Reichtum ermöglichte. Uber dem teuren Leder

kamen erstklassig geschnittene hellgraue Hosen.
    Während Maddy das herausgefallene Kleingeld aufsammelte, blickte sie höher zu schmalen Hüften und einem dünnen Gürtel mit einer kleinen, geschmackvoll gearbeiteten goldenen Schnalle.
    Stilvoll, aber nicht übertrieben modebetont, entschied sie.
    Das Jackett war offen und zeigte eine schlanke Taille, darüber ein weiches, hellblaues Hemd und eine dunklere Krawatte. Alles Seide. Maddy liebte Seide auf der Haut. Luxusartikel waren nur dann Luxus, wenn sie genossen werden konnten.
    Sie betrachtete die Hand, die sich ihr hilfreich entgegenstreckte. Sie war gebräunt und hatte lange Finger. Am Handgelenk war eine goldene Uhr, die sowohl teuer als auch praktisch aussah. Sie ergriff die Hand und spürte Wärme, Kraft und, wie sie glaubte, Ungeduld.
    „Danke." Sie sagte das, bevor sie ihm ins Gesicht sah. Der Mann war groß und schlank, nicht in der Art eines Tänzers, aber in der Art eines Mannes, der diszipliniert mit seinem Körper umging, ohne in die Extreme des Verzichts zu verfallen. Mit dem gleichen Interesse, wie sie ihn von den Zehen bis zu den Schultern gemustert hatte, betrachtete sie nun sein Gesicht.
    Es war glatt rasiert. Seine Wangenknochen standen leicht vor, was seinem festen, ernsten Blick eine künstlerische Note gab. Eine strenge Linie um seinen Mund schien Missbilligung oder Ärger zu signalisieren, während sein Kinn eine leichte, nur eine ganz leichte Einkerbung zeigte. Seine Nase war gerade, irgendwie aristokratisch. Die Augen waren ein dunkles, hartes Grau, und sie drückten so deutlich, wie Worte es vermocht hätten, aus, dass er seine Zeit nicht mit in Schwierigkeiten geratenen Mädchen verschwenden wollte.
    Die Tatsache, dass er nicht wollte und es doch getan hatte, erwärmte Maddy für ihn.

    Er fuhr sich durch sein braunes Haar, erwiderte ihren Blick und fragte sich, ob sie einen Schock erlitten habe. Dann lächelte sie, und erst jetzt bemerkte er, dass sie weder errötet noch erblasst war und aus ihren Augen auch keine Furcht sprach.
    Sie entsprach so gar nicht seiner Vorstellung von einer Frau, die gerade beinahe beraubt worden war.
    „Ich bin froh, dass Sie gerade vorbeikamen. Dem Jungen war einfach nicht mit Vernunft
    beizukommen." Sie beugte sich wieder vor, um ihre Sachen einzusammeln.
    Er sagte sich, dass er gehen und es ihr überlassen sollte, ihre verstreuten Habseligkeiten allein aufzuheben, doch stattdessen warf er einen Blick auf seine Uhr und bückte sich dann, um ihr zu helfen. „Versuchen Sie immer, vernünftig zu Räubern zu
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