Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
betraten sie die Höhle des Brunn-Quell. Hohe Monolithe umringten ihn, deren dunkle Oberflächen die Düsternis vertieften, die hier herrschte, während das Licht des Brunn-Quell aus dem grob gehauenen Schrein erstrahlte, der in ihrem Mittelpunkt stand. Merkwürdige schwarze Pfeiler und Steinplatten bildeten ein Viereck darum herum, und als Byrnak sich einer Lücke dazwischen näherte, ertönte eine Stimme.
    »Ah, endlich, Bruder! Keine Sekunde zu früh!«
    Smaragdgrünes Leuchten überzog alles innerhalb des von Pfeilern umringten Vierecks, den Marmorboden, den Kegel des Schreins und auch den Schattenkönig Kodel, der neben einer sitzenden Statue stand, die offenbar aus Silber gegossen war. Als Byrnak sich den beiden Gestalten näherte, hörte er, wie Atroc, der vom Rand des Vierecks aus Pfeilern zusah, vernehmlich die Luft einsog.
    »Tauric!«
    Kodel lächelte wölfisch, und jetzt bemerkte auch Byrnak, dass der Statue ein Arm fehlte.
    »Ursprünglich hatte ich vor, meinen alten Freund und Tauric zu verschmelzen und sie zu benutzen, um die Leere zu erforschen. Aber da jetzt Besh-Darok und seine Verbündeten sich so viel Mühe gegeben haben, die drei Artefakte zu vereinen, ist das nicht mehr nötig.«
    »Ich habe nur zwei«, erklärte Byrnak. »Wo ist das dritte?«
    »Oh, es dürfte über kurz oder lang auftauchen«, erwiderte Kodel beiläufig. »Wenn du diese beiden Gaben in den Brunn-Quell trägst, wirst du nicht nur unserer Sache zum Sieg verhelfen, sondern auch deine alte Macht zurückerlangen …«
    Byrnak starrte ihn an, während er den Griff des Schwertes, das er »Wahrheit« getauft hatte, fest umklammerte. »Dann will ich nicht länger zögern«, sagte er, trat zum Schrein des Brunn-Quell, stieg die Stufen empor und blieb auf der zweiten stehen, als wäre ihm etwas eingefallen. »Ach ja, Bruder, würdest du solange mein Schwert hüten?« »Gern.«
    Byrnak tat, als reichte er Kodel die Waffe mit dem Griff voran, aber als der Schattenkönig dicht genug herantrat, wirbelte Byrnak es geschickt herum und rammte es ihm in den Leib. Kodel stieß einen markerschütternden Schrei aus, während er zurücktaumelte. Byrnak riss das Schwert aus seinem Körper. Es befand sich kein Topfen Blut an seiner Klinge. Kodel jedoch lag auf dem Rücken und wand sich in heftigen Krämpfen, während ein geisterhaftes, blutrotes Gespenst aus ihm aufstieg und darum rang, sich von ihm loszureißen. Byrnak drehte sich wieder zu der schillernden, wirbelnden Helligkeit des Brunn-Quell um, nahm das Kristallauge und den Mutterkeim aus der Satteltasche, die er auf die Stufen neben die »Wahrheit« legte. Dann trat er in das smaragdgrüne Gleißen …
    Sein Verstand, sein zerstörter Verstand, versuchte zu verstehen. Eine Stimme, ein Fluss, eine Faust, ein geifernder Rachen, ein Hammer, ein Meer des Begehrens, ein Strom von Blut, eine Armee aus Bergen, alle heulend, ertränkend, zerschmetternd, zermalmend und auf ihn einschlagend wie auf einen Amboss aus Feuer…
Die Verbindung zwischen seinem Verstand und seinem Körper erlosch.
    Byrnaks Beine gaben unter ihm nach, er brach vor dem Schrein zusammen und rollte neben ihm die Stufen hinunter. Nur seine Hände gehorchten ihm noch, und er drückte die beiden Artefakte schützend an seine Brust, als er stürzte … Er fühlte jedoch nur noch eines, als er schließlich liegen blieb, das runde, glatte Kristallauge. Als er mühsam ein Auge aufzwang, sah er den Mutterkeim. Er schwebte in dem Kristallauge.
    »Du hast sie … Du!«
    Er hielt die beiden vereinten Artefakte an seiner Brust geborgen, als er sich auf die andere Hand stützte und aufrichtete. An einem Pfeiler lehnte schweratmend eine Dämonenbrut. Sie war klein, und ihr schmaler Kopf war beinahe menschlich.
    »Wo ist Suviel?«, verlangte sie klagend zu wissen.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Byrnak zurück.
    Die Dämonenbrut warf ihm einen finsteren Blick zu, trat taumelnd zu ihm und beugte sich über ihn. Er bemerkte das kleine, in ein Tuch gewickelte Bündel in der Klauenhand der Kreatur.
    »Kennst du mich denn nicht mehr, Byrnak?«, zischte sie mit einem gefährlichen Unterton. »Erkennst du denn deine Keren nicht mehr?«
    Mazaret packte Gillys Arm und schlug ihm vor Begeisterung auf die Schulter.
    »Wenn du dir in den Kopf setzt, dir die Sehenswürdigkeiten aller Reiche anzusehen, machst du wirklich keine halben Sachen!«, erklärte Mazaret.
    Gilly lachte. »Wenn ich etwas finde, das anzusehen sich lohnt, habe ich es auch immer eilig, allen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher