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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett
Autoren: 2 Romane
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heiraten. Deshalb soll sein Neffe einmal den Platz einnehmen, der eigentlich seinem eigenen Sohn zukäme.“
    „Dann hätte ich mir also keine Sorgen machen müssen, dass er die dunklen Flecken in meiner Vergangenheit herausfinden könnte? Vermutlich hat er genug damit zu tun, den Skandal in seiner eigenen Vergangenheit nicht wieder publik werden zu lassen. Um daher deine Frage zu beantworten: Nein, es macht mir nichts aus, ihn wiederzusehen.“
    „Ich glaube nicht, dass du dir von ihm unangenehme Fragen gefallen lassen musst. In den letzten Monaten habe ich ihn kennen- und schätzen gelernt. Er ist ein charmanter Mann mit einwandfreien Manieren.“
    Nach einer kurzen Pause fuhr Sarah fort: „Du musst heute Abend zum Dinner kommen – keine Widerrede“, unterbrach sie sich, als sie gewahr wurde, dass die Freundin höflich ablehnen wollte. „Gavin ist noch nicht hier, weil er Geschäfte in London zu erledigen hatte. Aber er kommt gegen sechs, rechtzeitig zum Dinner. Wir fanden beide, dass es schön wäre, mit dir zusammen unsere Rückkehr nach Willowdene zu feiern. Außerdem bekommst du dann natürlich den kleinen James zu Gesicht.“ Die letzten Worte wurden in einem schmeichelnden Tonfall geäußert, der Ruth unwillkürlich lächeln ließ.
    „Also gut, wenn ihr darauf besteht, komme ich gerne.“
    Sarah drückte ihr die Hand. „Wunderbar! Und jetzt erzähl mir, was in Willowdene vorgefallen ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich brenne darauf, den neuesten Klatsch zu hören!“
    Doch Ruth blieb ernst. „Du kommst gerade recht, um es als Erste zu erfahren. Bald dürften es die Spatzen ohnehin von den Dächern pfeifen. Dr. Bryant hat mir einen Heiratsantrag gemacht, den ich abgelehnt habe.“
    Erstaunt riss Sarah die Augen auf. Sie erinnerte sich nur zu gut daran, dass der Arzt Ruth vor einem Jahr ein anrüchigeres Angebot gemacht hatte, noch bevor seine Frau am Kindbettfieber gestorben war. „Und wie hat er es aufgenommen?“
    „Schlecht, fürchte ich. Offenbar hat meine Reaktion ihn zutiefst überrascht, und ich musste ihn regelrecht hinauskomplimentieren.“
    „Er hat geglaubt, du würdest ihn heiraten?“
    „Nicht nur das – vermutlich dachte er, ich wäre ihm darüber hinaus noch dankbar.
    Das hat er zwar nicht gesagt, aber seine Miene sprach Bände. Und ganz Willowdene dürfte ihm zustimmen, dass nur eine Närrin eine so günstige Partie ausschlagen würde.“ Ruth lachte auf, aber es lag keine Heiterkeit darin. „Er ist unangekündigt hier aufgetaucht und hat mich mit seinem Antrag vollkommen überrascht. Aber warum habe ich ihn abgewiesen, ohne auch nur vernünftig darüber nachzudenken?“
    „Vielleicht, weil du ihn nicht liebst?“, schlug Sarah in sanftem Tonfall vor.
    „Das stimmt, ich liebe ihn nicht. Doch ist das Grund genug, ein behagliches Heim und ein sorgenfreies Leben in den Wind zu schlagen?“
    „Das kann ich dir nicht beantworten. Aber du hast Paul von ganzem Herzen geliebt.
    Ich verstehe gut, dass du auf dieses Glück in einer Ehe nicht verzichten möchtest.“
    „Jetzt erweist es sich als schwere Bürde, dass ich bereits eine Liebesheirat erlebt habe. Und dass die beste Freundin mit ihrem reichen, gut aussehenden Gatten im siebten Himmel schwebt, macht die Sache keineswegs besser.“ Ruth warf Sarah einen gespielt strengen Blick zu. „Jetzt beklage ich mich ständig beim Schicksal darüber, dass es sich mir nicht ähnlich gnädig erweist.“
    „Falls es dir hilft: Vor nicht allzu langer Zeit habe ich häufig genug darum gebetet, dass sich mein Los verbessert.“ Tröstend ergriff Sarah die Hände der Freundin. „Und schlussendlich wurde ich erhört.“
    „Wie lange ich darauf wohl warten muss? Nach den Jahren der Witwenschaft sollte ich vielleicht vernünftig werden, statt auf den Prinzen zu warten, der auf seinem weißen Pferd vorbeigaloppiert kommt.“ Ruth seufzte. „Ich muss zugeben: Wenn man mir eine Liste aller Gentlemen von Willowdene und Umgebung vorlegt, die als Ehemänner infrage kämen, würde ich vermutlich Dr. Bryant auswählen.“

    „Und trotzdem hast du seinen Antrag abgelehnt, ohne auch nur zu zögern“, erinnerte Sarah sie sanft. „Also bleibt dir nur, den Blick über die Grenzen von Willowdene hinaus zu richten. Komm mit nach London und begleite mich zu Gesellschaften. Ich bin mir sicher, dass die Verehrer dich bald umschwärmen wie Bienen einen Topf Honig.“
    „Ich bezweifle sehr, dass eine mittellose Witwe von achtundzwanzig Jahren
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