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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett
Autoren: 2 Romane
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tun, Sir, und muss Sie wirklich bitten, jetzt zu gehen. Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.“
    Ohne Mrs. Hayden eines weiteren Wortes zu würdigen, stolzierte er hinaus.
    Als Ruth hörte, wie die Tür ins Schloss fiel, schloss sie erleichtert die Augen. Im nächsten Augenblick erschien das Dienstmädchen im Salon und erkundigte sich besorgt: „Soll ich Wasser aufsetzen, Mrs. Hayden?“
    Ruth lächelte dankbar und nickte. Sicher hatte Cissie nicht gelauscht, aber sie schien zu wissen, dass ihre Herrin eine Stärkung nötig hatte. Vielleicht ahnte sie auch, was gerade vorgefallen war, und brannte darauf, mehr zu erfahren. Sie fragte sich bestimmt, weshalb sie den Antrag eines Mannes abgelehnt hatte, der ihr ein sorgenfreies Leben ermöglichen könnte.
    Ein Blick in den Salon offenbarte jedem zufälligen Besucher, dass Mrs. Hayden in bescheidenen Verhältnissen lebte. Der Raum war zwar makellos sauber und duftete nach Lavendel, aber die Möbel zeigten deutliche Spuren der Abnutzung. Auch die Bezüge und Vorhänge hatten ihre besten Tage bereits hinter sich. Jeder Außenstehende musste daraus den Schluss ziehen, der auf der Hand lag: dass sich das Los dieser jungen Witwe durch die Ehe mit einem reichen Witwer entscheidend verbessern ließe.
    Und nach Ansicht der hiesigen Gesellschaft war Dr. Bryant eine hervorragende Partie. Er besaß nicht nur ein ansehnliches Heim und ein stattliches Einkommen; durch die erste Eheschließung hatte er außerdem sein Vermögen noch vergrößern können. Sein Beruf galt daher allgemein eher als menschenfreundlicher Zeitvertreib denn als Broterwerb.
    Cissie war in der Küche verschwunden, um Tee zu machen, und Ruth ließ sich erschöpft in einen Sessel sinken. Warum hatte sie Dr. Bryant so bestimmt abgewiesen, ohne auch nur einen Gedanken an die Vorteile der Verbindung zu verschwenden? Immerhin hätte sie ihn bitten können, ihr Zeit zum Nachdenken zu geben.
    Schon einmal war sie von einem Heiratsantrag überrascht worden. Damals, achtzehn Jahre alt und kaum dem Schulzimmer entwachsen, war sie von Paul Hayden aus heiterem Himmel um ihre Hand gebeten worden. In ihrer Unschuld hatte sie geglaubt, nach so kurzer Bekanntschaft mit einem Gentleman nicht übereifrig wirken zu dürfen, und hatte ihn stammelnd um Bedenkzeit gebeten. Sie musste immer noch lächeln, wenn sie daran zurückdachte. Doch ihr Galan hatte sich damals kaum zum Gehen gewandt, als sie schon im Überschwang der Gefühle zu ihm eilte und ausrief, sie wolle seine Frau zu werden. Sie hatte ihn so sehr geliebt, dass sie es nicht ertrug, ihn im Ungewissen zu lassen.
    Dr. Bryant weckte keine solchen Gefühle in ihr. Trotzdem hatte sie ihn für einen guten Freund gehalten – bis zu jenem Tag, an dem er ihr angeboten hatte, seine Geliebte zu werden. Nun hat er seine Frau im Kindbett und keine Zeit verloren, zu mir zurückzukommen und mir ein verbessertes Angebot zu machen, dachte Ruth bitter.
    Und sie hatte abgelehnt. War es töricht von ihr, von Liebe zu träumen, statt sich die unbestreitbaren Vorteile einer Ehe vor Augen zu halten?
    „Du wiederholst dich, meine Liebe, und das finde ich ermüdend“, erklärte der Gentleman der kokett schmollenden Brünetten, die sich nackt inmitten zerknitterter Satinlaken rekelte.
    Doch Lady Loretta Vane ließ sich dadurch nicht entmutigen. Sie drehte sich auf den Bauch und schlug die blauen, von langen Wimpern beschatteten Augen weit auf.
    Sogleich bemerkte sie befriedigt, wie der Blick ihres Liebhabers zu den üppigen Brüsten wanderte, die sie ihm verführerisch auf einem Kissen darbot.
    Sir Clayton Powell ließ die Hände sinken, mit denen er gerade sein Hemd zugeknöpft hatte, und schlenderte gemächlich zu dem ausladenden Bett zurück. Kaum war er nahe genug herangekommen, als Loretta die langen, schlanken Finger ausstreckte und ihn näher zu sich heranzog.
    „Komm zurück ins Bett“, lockte sie. „Vielleicht kann ich dich umstimmen, wenn ich dir zeige, auf welche Freuden du in Zukunft verzichten musst. Jedenfalls sofern du auf deiner Weigerung beharrst, mich zu einer ehrlichen Frau zu machen.“
    Clayton beugte sich über sie, die Hände rechts und links von ihrem schlanken Körper auf die Matratze gestützt. Mit einer einzigen fließenden Bewegung drehte Loretta sich wieder auf den Rücken und schlang dem Geliebten die Arme um den Nacken.
    „Denk doch bloß daran, was für hübsche Kinder wir haben würden: ein kleines Mädchen mit deinen blonden Haaren und einen dunkelhaarigen
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