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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett
Autoren: 2 Romane
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– bald neunundzwanzig –, die darüber hinaus vergessen hat, wie man tanzt und tändelt, die Herren Drohnen zu fesseln vermag.“
    „Tanzen und Flirten kann ich dir beibringen“, bot Sarah verschmitzt an. „Allerdings glaube ich kaum, dass du die Nachhilfe brauchst, wenn der richtige Gentleman auftaucht.“
    Ruth lehnte sich in ihrem Sessel zurück und lächelte Sarah an. „Danke – du bringst es immer fertig, mich aufzuheitern. Ich tue mir schon viel weniger leid. Ganz so verzweifelt sieht mein Los auch nicht aus, denn immerhin hat mein Papa mir dieses Cottage und eine kleine Summe auf der Bank hinterlassen. Ich komme schon zurecht, und bis mein strahlender Märchenprinz auftaucht, lebe ich einfach mein bescheidenes Leben in Willowdene weiter. Als Mauerblümchen bei Almack’s würde ich mich sicher deutlich unwohler fühlen.“
    Bei dem Gedanken an diese ehrwürdige Institution des Londoner Heiratsmarkts überlief sie ein Schauder. Als siebzehnjährige Debütantin hatte sie dort Abend für Abend mit jungen Herren getanzt, die sich nach einer standesgemäßen Braut umsahen. Ihrem späteren Mann Paul Hayden war sie dann allerdings im Haus ihrer Tante begegnet. Trotzdem erinnerte sie sich nur zu gut an die Nische im Ballsaal von Almack’s, in der sich jene Damen versammelten, die als sitzen geblieben galten.
    Meist besuchten sie den Klub als Anstandsdamen und Gesellschafterinnen der Debütantinnen. Schon damals hatte die Vorstellung Ruth abgeschreckt, einmal zu diesen bedauernswerten Geschöpfen zu gehören.
    Doch Sarah riss sie aus ihren trüben Gedanken. „Komm, ich warte, während du dich umkleidest, und dann fahren wir gemeinsam nach Willowdene Manor. Auf diese Weise kannst du James noch auf den Arm nehmen, bevor Rosie ihn zu Bett bringt.
    Außerdem gibt es noch so vieles, was ich dir noch von Tremayne Park erzählen will!
    Wenn wir dorthin zurückkehren, musst du uns begleiten.“
    „Möchte dein Gatte nicht erst einmal die Flitterwochen mit dir nachholen, nachdem du wieder reisen kannst?“, wandte Ruth lachend ein. Sie stand auf, um sich fertig zu machen. Die Aussicht, einen angenehmen Abend mit guten Freunden zu verbringen und außerdem Sarahs Sohn auf dem Arm halten zu dürfen, munterte sie auf.„Das silbergraue Seidenkleid hat mir an dir immer besonders gut gefallen. Aber natürlich ist die Robe aus pflaumenblauem Satin auch sehr hübsch.“
    „Also gut, dann ziehe ich das Silbergraue an“, entschied Ruth und hängte das andere Kleid wieder weg.
    „Glaubst du, dass du Dr. Bryant ein für alle Mal entmutigt hast, oder kann es sein, dass er sein Glück bei dir erneut probiert?“, fragte Sarah, während Ruth sich umkleidete. Ohne dass es irgendwelcher Worte bedurfte, ging Sarah der Freundin dabei zur Hand, half ihr, das Kleid zuzuknöpfen und die Locken am Hinterkopf hochzustecken.
    „Angesichts seines Ärgers bezweifle ich, dass er einen weiteren Versuch unternimmt“, antwortete Ruth. Sie erhob sich von dem Stuhl vor dem Toilettentisch und betrachtete ihr Erscheinungsbild im Spiegel. Was sie sah, erfüllte sie mit Zufriedenheit. Nachdem sie den warmen Mantel angezogen und den Hut aufgesetzt hatte, setzte sie hinzu: „Ich glaube, dass ich ihn so schnell nicht wiedersehen werde.
    Als er ging, wirkte er tief in seinem Stolz getroffen.“„Du hast sie empfindlich in ihrem Stolz getroffen. Einer abgewiesenen Frau sollte man nach Möglichkeit aus dem Weg gehen.“
    „Ein wahres Wort“, stimmte Clayton dem Freund zu. Doch seine düstere Laune ließ sich nicht durch die heitere Gelassenheit aufhellen, mit der Viscount Tremayne die Angelegenheit offenbar betrachtete. Während jener in sich hineinlachte, lehnte sich Clayton in den üppigen Polstern zurück. Die elegante Reisechaise mit dem Wappen der Tremaynes auf dem Schlag verfügte über eine ausgezeichnete Federung. Beinahe konnte man vergessen, mit welcher Geschwindigkeit sie ihrem Ziel entgegenrollte.
    Die Reisenden hofften, Willowdene Manor noch zu erreichen, bevor die bleigrauen Schneewolken ihre kalte Fracht über das Land verteilten.
    Clayton war froh, dass sein bester Freund ihn ablenkte, und er freute sich ebenfalls, das Stadtleben für eine Weile hinter sich lassen zu können. Doch tief in seinem Innern nagte der Verdacht an ihm, dass er damit einer unangenehmen Situation entfloh. Und Rückzug entsprach so gar nicht seiner Art. Insgeheim verwünschte er Loretta Vane, weil es ihr gelungen war, das lang ersehnte Wiedersehen mit Gavin zu
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