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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre
Autoren: Stephen Fry
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immer.
    Weitere Diebstähle führten zur »Rustication«, wie man im Vokabular der Public Schools sagte, wenn jemand für ein paar Wochen nach Hause geschickt wurde: Heutzutage würde man vermutlich »Suspendierung« dazu sagen. Schließlich konnte die Schule sich mein Verhalten nicht mehr bieten lassen, und ich wurde ihrer verwiesen. † Ich war mit offizieller Erlaubnis für ein Wochenende nach London gefahren, um ein Treffen der Sherlock Holmes Society of London zu besuchen, deren enthusiastisches Mitglied ich war. Statt jedoch, wie vereinbart, nur zwei Nächte in London zu verbringen, blieb ich eine ganze Woche und vergrub mich glückselig in Kinosälen, um Film auf Film auf Film zu genießen. Genug, wie Eltern und Lehrer zu sagen nicht müde wurden, war genug.
     
    Die bitteren Säfte des Tabaks werden schon bald meine Erzählung bestimmen. Nachdem das betörende Blatt mich bezirzt hatte, war die Macht des Zuckers über mich ein für alle Mal gebrochen. Aber es gibt noch ein wenig über meine problematische Beziehung zu C 12 H 22 O 11 zu erzählen.
    Als ich vom Jugendlichen zum jungen Erwachsenen heranwuchs, wich meine Treue zu Sugar Puffs Schritt für Schritt der Leidenschaft für Scott’s Porage Oats, mit kalter Milch serviert, aber mit Löffeln granulierten Zuckers großzügig bestreut. Zur selben Zeit machte meine Kindheitspassion für Brausepulver und schäumende Kaubonbons allmählich einer erwachseneren Vorliebe für eine kultiviertere Leckerei Platz – Schokolade. Und natürlich war da auch noch der Kaffee.
    Wir schreiben das Jahr 1982, und ich befinde mich in einer schäbigen Zimmerflucht, die Granada Television gehört. Ben Elton, Paul Shearer, Emma Thompson, Hugh Laurie und ich haben uns dort versammelt, um für die erste Folge dessen zu proben, was später zu einer TV-Show mit dem Titel
Alfresco
werden soll. Der Titel dieser ersten Folge ist
There Is Nothing to Worry About
. Ich wollte sie
Trouser, Trouser, Trouser
nennen, wurde aber, vielleicht zu Recht, überstimmt.
    Wir sind allesamt Anfang zwanzig und haben acht Monate zuvor die Universität abgeschlossen. Unser Leben müsste herrlich sein, und ich nehme an, das ist es auch. Hugh, Emma, Paul und ich haben beim Edinburgh Festival den ersten Perrier Award für unsere Universitätsrevue gewonnen und waren anschließend auf Tournee in Australien. Wir haben gerade die Revue für die BBC gedreht und sind jetzt dabei, unsere ureigene Fernsehshow zu entwickeln.
    Große Dosen Nescafé und Schachteln mit PG-Tips- Teebeuteln stehen auf einem Tapeziertisch am anderen Ende des Raums. Proben haben etwas an sich, das den Konsum großer Mengen Tees und Kaffees fördert. An diesem Morgen wird ein Sketch geprobt, an dem alle außer mir beteiligt sind (es kommen Musik und eine Tanzeinlage darin vor), und ich mache für uns Kaffee. Als meine Hand nach dem Löffel greift, wird mir schlagartig bewusst, dass ich der Einzige bin, der Zucker nimmt.
    Da stehe ich und halte den Löffel über einer offenen Tüte Tate and Lyle. Angenommen, ich müsste darauf verzichten? Man hat mir schon immer gesagt, dass Tee und Kaffee unendlich viel besser ohne schmecken. Ich sehe zu den anderen hinüber und gelobe an Ort und Stelle, zwei Wochen lang zuckerfrei zu bleiben. Sollte ich nach vierzehn Tagen ungesüßten Kaffees keinen Geschmack an ihm gefunden haben, werde ich zu meiner Gewohnheit von zweieinhalb Löffeln pro Tasse zurückkehren, ohne großen Schaden genommen zu haben.
    Ich zünde mir eine Zigarette an und beobachte die anderen. Ein himmlisches Gefühl stolzen Überschwangs wallt in mir auf. Vielleicht kann ich es schaffen.
    Und ich schaffe es. Zehn Tage später bietet mir jemand einen Kaffee an, dem Zucker beigefügt wurde. Ich fahre zusammen und erstarre beim ersten Schluck, als sei ich vom elektrischen Schlag getroffen. Es ist der wunderbarste Schlag meines Lebens, denn er beweist, dass es mir gelungen ist, etwas aufzugeben. Bestimmt haben Sie grandiosere Geschichten darüber gehört, wie jemand über die Widrigkeiten des Lebens triumphiert, aber die Erinnerung daran, wie ich auf die Zuckertütestarrte und mich fragte, ob ich je davon loskommen konnte, ist nie verloschen. Es sollte das leise Flüstern der Hoffnung sein, das tief in der Büchse der Pandora wartete. Ich kann immer noch den Probenraum riechen und das Klavier hören. Ich sehe noch immer die Kekspackungen auf dem Tapeziertisch und die Tüte von Tate and Lyle, in der etwas Zucker dank des immer wiederkehrenden
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