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0199 - Hyänen für den Henker

0199 - Hyänen für den Henker

Titel: 0199 - Hyänen für den Henker
Autoren: Hyänen für den Henker
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mich heute Nacht um zwölf Uhr fünf geweckt hat, um mir zu erzählen, dass das Syndikat lebt. Ich habe diesen beiden Kollegen schon gestern Abend gesagt, dass ich den Anruf beim Herald nicht für einen Witz halte. Ich bin jetzt mehr denn je davon überzeugt, dass sich da eine dicke Sache zusammenbraut. Schließlich bin ich den Herrschaften von der anderen Seite kein Unbekannter. Sie wissen, dass mit mir schlecht Kirschen essen ist. Wenn sie es wagen, mir mit derartigen Drohungen zu kommen, müssen sie entweder ihrer Sache sehr sicher sein oder vor Wut schäumen. Jedenfalls bitte ich um Erlaubnis, der Geschichte nachzugehen. Ich kenne solche Witze. Heute ist es ein Telefonanruf und morgen eine Maschinengewehrgarbe, ein Messerstich oder eine Zeitbombe. Übrigens ist der Trick gar nicht neu. Ich weiß nicht, ob Sie sich daran erinnern, wie man vor fünfundzwanzig Jahren Berliot in den Tod gehetzt hat.
    Berliot war damals der Mann, den die Alkoholschmuggler am meisten fürchteten. Eines Nachts rief ihn einer an und sagte: ›In vierzehn Tagen bist du tot‹. So ging es weiter, vierzehn Tage lang, bis ihm erklärt wurde: ›Morgen bist du tot‹. Er wurde am nächsten Tag von einem Wagen überfahren und getötet. Der Fahrer flüchtete und konnte niemals festgestellt werden. Es sah aus wie ein Unglücksfall. Berliot lief bei Rotlicht über die Straße, und dabei erwischte es ihn. Ich habe bis heute noch nicht an diesen Unfall geglaubt.«
    »Wir leben heute nicht mehr in den Dreißigerjahren«, lächelte Mister High. »Außerdem hoffe ich, dass Sie wegen solcher Drohungen nicht den Kopf verlieren. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass wir diese Häufung von Anrufen nicht einfach ignorieren dürfen. Ich habe gerade mit Jerry und Phil darüber gesprochen. Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass vielleicht unter den Leuten, die man auf diese Art erschrecken will, eine Panik entsteht, und dass irgendein raffinierter Gangster dadurch sein Schäfchen ins Trockene bringt.«
    »Es ist nicht ein raffinierter Gangster, es ist das Syndikat«, behauptete Neville todernst. »Die Kerle haben in den letzten drei Monaten hier in New York einige ihrer tüchtigsten Leute verloren, und wir sind nicht ganz unschuldig daran. Sie versuchen auf ihre Manier, sich zu rächen. Jedenfalls sehe ich schwarz.«
    Das Resultat der anschließenden Besprechung war, dass wir in nächster Zeit auf alles das, was auf ein Wiederaufleben der Tätigkeit organisierter Gangs schließen ließ, besonders achten sollten.
    Mister High erließ ein Rundschreiben an alle Abteilungen.
    Im Laufe des Tages stellte sich heraus, dass auch fast sämtliche Tageszeitungen derartige Anrufe bekommen hatten und daraus entsprechend der Einstellung ihres Chefredakteurs entweder eine Sensationsstory gemacht oder die Sache ins Lächerliche gezogen hatten. Sonst aber passierte nichts, wenigstens nichts, was für uns aufregend gewesen wäre.
    Um zwölf Uhr nachts schreckte ich auf. Ohne dass es mir einer gesagt hätte, wusste ich bereits, wer am Apparat war.
    »DAS SYNDIKAT LEBT!«, sagte dieselbe-Stimme wie in der Vornacht.
    Ich drehte mich auf die andere Seite und schlief weiter. Ich war auch gar nicht erstaunt, als am Vormittag die Meldungen von allen Seiten einliefen.
    »Ich möchte nur wissen, was man unternehmen könnte«, sagte ich.
    »Ich habe gerade mit der Stadtpolizei gesprochen, bei der das gleiche Theater ist. Sämtliche entbehrlichen Detectives sind unterwegs und schnüffeln herum, aber keiner hat etwas herausbekommen. Im Gegenteil: Alle sagen übereinstimmend aus, es sei im East End, in Harlem und in China Town noch niemals so friedlich gewesen wie gerade heute.«
    »Also warten wir ab«, meinte Phil resigniert. »Ich habe so das Gefühl, als ob unter meinem Stuhl eine Zeitbombe tickt, die jeden Augenblick hochgehen kann.«
    Vorläufig ging gar nichts hoch. Nur der geheimnisvolle Anrufer schien über einen ganzen Sack voller Kleingeld zu verfügen, das er mit Begeisterung in die Telefonautomaten steckte. Auch ich erhielt ebenso wie Phil und Neville in der Nacht den mir zustehenden Anruf.
    Ich hatte mich schon fast daran gewöhnt, und er störte mich kaum noch.
    ***
    Die Bombe platzte am nächsten Morgen.
    Wir erhielten die täglichen Rapporte der City Police. Eigentlich war gar nichts Besonderes passiert. Es ging nur um die Begleiterscheinungen.
    In der 49. Straße, in der Horse Shoe Bar war der Wirt morgens um halb vier dabei gewesen, seine Kasse zu zählen. Die letzten
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