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0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

Titel: 0196 - Flucht vor den Riesenspinnen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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okkulte Erscheinungen. Seine Kenntnisse der Magie waren reichhaltig und seine Fähigkeiten, gelinde ausgedrückt, interessant.
    »Laß hören.«
    »Ich habe eine interessante Schrift ausgegraben, die dir bestimmt noch in deiner Sammlung fehlt«, behauptete Bill quer über den Atlantik. »Und da ich heute die ganze Nacht über in dem Ding gelesen habe, halte ich es für wichtig, dich sofort anzurufen.«
    Zamorra horchte auf. Hin und wieder stieß Bill Fleming durchaus auf alte und verschollene Schriften vergangener Kulturen. Als Historiker war er ständig auf der Jagd nach neuem Wissen über alte Dinge. Vor ein paar Wochen hatte er irgendwo in Zentralafrika eine Forschungsexpedition in einer seltsamen, blau schimmernden Stadt aus der frühen Eiszeit geleitet. Die Stadt war zum Teil zerstört und zu heimtückischem Staub zerfallen, aber was Bill erzählt hatte, war für Zamorra Grund genug, Pläne zu schmieden. Er würde sich die Ruinen der teilzerstörten Häuser, sobald es sich ermöglichen ließ, einmal näher ansehen. Denn schon einmal hatte aus dieser Stadt heraus aus der fernen Vergangenheit ein dämonischer Zauberer zugeschlagen. Vielleicht barg die Blaue Stadt noch weitere schreckliche Geheimnisse. [1]
    »Hast du schon einmal etwas von einem Friedhof der Spinnen gehört?«
    ***
    »Spinnen«, sagte Zamorra mit der Geduld eines Pflegers, der einem Geisteskranken die Geheimnisse der Einkommensteuerberechnung nahezubringen hat, »mein lieber Professor Fleming, Spinnen begräbt man nicht. Weder auf einem Friedhof noch per Seemannsbestattung im Meer. Man zertritt oder erschlägt sie und kehrt die Reste mit dem Besen zur Haustür hinaus.«
    »Dies ist unbestritten«, quäkte Flemings Stimme aus dem Telefonhörer. »Aber ich habe mit meinen eigenen Augen höchstpersönlich mehrmals in dieser Schrift den Begriff Friedhof der Spinnen gelesen.«
    »Spinnen am Abend, erquickend und labend«, dozierte Zamorra. »Du spinnst, mein lieber Bill, und mit dieser Spinnerei wagst du mich in meinem Schönheitsschlaf zu stören? Bei Crom, welch Frevel !«
    »Laß den hyperboreanischen Götzen aus dem Spiel«, knurrte Fleming. »Im Grunde wollte ich mit meinem Anruf nur ankündigen, daß die Schriftrolle und ich im Laufe des Tages deine Burg erstürmen werden. Stell schon mal das Bier kalt.«
    »Kommen kannst du«, erwiderte Zamorra. »Wir haben für heute sowieso nichts vor. Soll ich nach Deutschland telefonieren und Manuela anrufen?«
    Aus dem Hörer kam ein Kichern. »Du wirst lachen, Zamorra: Manuela sitzt hier neben mir.«
    »Soso«, brummte Zamorra nicht wenig erstaunt. »Da bahnt sich also wirklich etwas an… bon, komm, aber vorschone mich mit Spinnenfriedhöfen.«
    »Es wird sich nicht vermeiden lassen. So long, Alterchen!«
    Klick.
    Die Telefonverbindung zwischen Amerika und Frankreich hatte zu bestehen auf gehört. Zamorra feuerte den Hörer auf die Gabel und schraubte sich ächzend und stöhnend aus dem Sessel hoch. Mit besorgter Miene sah Raffael zu.
    »Ist Ihnen nicht gut?«
    »Ich bin ein armer, alter, geplagter Mann«, sagte Zamorra, »der wegen Nichtigkeiten aus seinem so bitter nötigen Schlaf geschreckt wird. Trösten Sie sich, Raffael, Sie können nichts dafür. Aber auf kaltes Bier kann der liebe Bill lange warten. Brühwurstwarm wird es sein, extra für ihn. Das ist die Rache des Kanalarbeiters.«
    Raffael verzog keine Miene, während Zamorra über den Korridor zum Schlafzimmer zurückschlurfte. »Spinnenfriedhof«, murmelte er dabei. »Daß ich nicht lache! Als wenn sich jemand die Mühe machen würde, eine Spinne in einen Sarg zu packen und feierlich zu Grabe zu tragen! Pfui Spinne!«
    Er öffnete die Tür, trat ein - und entging knapp einem Geschoß, das mit verheerender Wucht neben der Tür an die Wand knallte!
    ***
    Instinktiv duckte Zamorra sich und streckte abwehrend die Hände vor, um weitere Geschosse dieser Art im Fluge abzufangen. Das Geschoß entpuppte sich als ein von zarter Damenhand mit vehementer Wucht geschleuderter Pantoffel, der jetzt zu Boden klatschte und sich nicht mehr rührte. Was sich ebenfalls nicht mehr rührte, zeigte sich jetzt als häßlicher Schmierfleck an der Wand, der kaum noch Rückschlüsse auf seine ehemalige Form zuließ.
    »Man bewerfe ehrwürdige Personen nicht mit unschuldigen Gegenständen«, murmelte Zamorra, schielte vorsichtig, ob noch etwas kam, und ließ dann die Arme sinken.
    »Seit wann sind Spinnen ehrwürdige Personen?« fauchte Nicole, die nackt und süß wie
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