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0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

0196 - Flucht vor den Riesenspinnen

Titel: 0196 - Flucht vor den Riesenspinnen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Eva vor dem Sündenfall auf dem breiten, weichen Bett hockte und den Pantoffel geschleudert hatte.
    Zamorra drehte den Kopf und musterte den Flecken neben der Tür.
    »Das also«, sagte er, »war eine Spinne. Wie kriegen wir die Reste von der Tapete?«
    »Ist das meine Sorge?« fragte Nicole kriegslüstern. »Du bist doch der Herr im Haus, oder?«
    »Ja, das oder frage ich mich hin und wieder auch«, murmelte er und tappte langsam auf das Bett zu, nicht ohne der Tür einen Tritt gegeben zu haben, daß sie klickend wieder ins Schloß fiel. Was sich hinter verschlossenen Türen abspielte, ging schließlich niemanden etwas an - nicht einmal Raffael.
    »Wie kommt überhaupt eine so eklige, große Spinne ins Haus?« fragte Nicole. »Noch dazu in unser Schlafzimmer! Du solltest diesen alten Kasten mal richtig auslüften lassen!«
    »Alter Kasten«, murrte Zamorra. »Lästerin! Seit wann ist das Château Montagne ein Kasten, noch dazu ein alter?«
    »Seit es hier Spinnen gibt!« behauptete Nicole.
    »Hör auf mit Spinnen«, sagte Zamorra. »Da hat mich heute schon einer damit geärgert.«
    »Wieso? Gibt’s noch mehr davon im Haus?« wollte sie mit unschuldigem Augenaufschlag wissen.
    Er blieb vor dem Bett stehen und musterte seine süße Gefährtin, die sich jetzt in voller Länge und verführerischer, aufregender Nacktheit auf der Decke ausstreckte. Eine Hand griff nach dem Kissen.
    »Ja«, sagte er. »Mich zum Beispiel, und ich bin momentan besonders giftig!«
    »Das«, sagte sie augenzwinkernd, »werden wir sofort feststellen«, und schleuderte ihm das Kissen ins Gesicht.
    »Haaaah!« schrie er und ging zum Gegenangriff über, der sich alsbald in eine wilde Balgerei auswuchs, in der Nicole sich als aufregende Wildkatze entpuppte.
    An das Sprichwort Spinne am Morgen bringt Kummer und Sorgen dachte in diesen Augenblicken niemand.
    ***
    Venedig, die Wasserreiche, zeigte sich in den frühen Morgenstunden von der prachtvollsten Seite. In leichtem Grünton schimmerte das Wasser, auf dem bereits die ersten Gondeln unterwegs waren, und hier und da knatterte auch ein Motorboot durch die Wasserstraßen.
    Per Gondel ließen Frederic und Cathy Portland sich durch die Stadt fahren, um alle Sehenswürdigkeiten im Schnelldurchgang kennenzulernen. Kennenlernen war dabei übertrieben, weil man mehr als ein oder zwei Tage braucht, wenn man alle Schönheit der Wasserstadt bewundern will, die seit Jahrzehnten wieder zu sinken begonnen hat, diese sich langsam anbahnende Katastrophe aber im Gesamtbild verrät.
    Am vergangenen Tag waren sie am späten Nachmittag eingetroffen und hatten gerade noch Zeit gehabt, sich nach einem Hotelzimmer umzusehen, da Frederic, aus den USA kommend, nicht vorgebucht hatte. In fünf Häusern waren sie wieder weggeschickt worden, da Saison war und die Hotelzimmer samt und sonders vergeben waren. Im sechsten hatte es dann geklappt, und mit Mühe und Not hatte Frederic einen Mietwagen ordern können, um am nächsten Nachmittag nicht unbeweglich zu sein. Immerhin war er auf Geschäftsreise, und daß er seine Frau mitgenommen hatte, um ihr Venedig zu zeigen, war beider Privatvergnügen.
    Am Nachmittag sollten sie Sergio Riccone treffen und den Dokumentenkoffer übernehmen. Bis dahin hatten sie jetzt noch Zeit, die sie für die Erkundung der Stadt nutzten.
    Nur Cathys Alpträume überschatteten die Stimmung.
    Venedig - la serenissima - war prachtvoll wie damals im Mittelalter, wenn auch hier und da der Putz bröckelte. Bevor Vasco da Gama den Seeweg nach Indien entdeckte, war Venedig reichster und mächtigster Stadtstaat der bekannten Welt gewesen. Erstmals bewohnt wurde die Lagune, als Attilas Horden im Jahr 452 bis an die Adriaküste vordrangen und die Venetier in die Lagune trieben. Seitdem lebten hier Menschen, wenngleich die eigentliche Gründung des Stadtstaates erst 811 erfolgte. Die Franken eroberten eine Insel nach der anderen, und weil diese Lagune guten Schutz bot, veranlaßte Agnello Parteripazio die Übersiedlung auf den Rivo alto. Als zehnter Doge begann er damit, Rivo alto-Rialto, das heutige Zentrum, ausbauen zu lassen. Nach ihm regierten noch weitere hundertzehn Dogen,, von denen der letzte 1797 abdankte, und ließen Venedig zur Weltmacht aufsteigen.
    Geschichtliche Details interessierten Frederic wie Cathy wenig, weil Venedig im Jahr 1981, fast zweihundert Jahre nach der Regentschaft des letzten Dogen, nur noch als Kunstwerk eine Rolle spielte. Den Dogenpalast selbst mit all seinen Kunstwerken
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