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0195 - Eine schaurige Warnung

0195 - Eine schaurige Warnung

Titel: 0195 - Eine schaurige Warnung
Autoren: Jason Dark
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sehen war, sickerte graues Tageslicht.
    Die Atmosphäre war unheimlich geworden.
    Beide schreckten zusammen, als irgendwo ein Käuzchen ertönte.
    Es war ein klagender Ruf, der wie das letzte Aufbäumen einer sterbenden Kreatur durch den unheimlichen Wald geisterte.
    »Der Totenvogel«, sagte Eric. Er hatte seine Stimme unwillkürlich gesenkt.
    »Mir ist es unheimlich…«
    Eric warf Nicole einen langen Blick zu. Er sprach nicht dagegen.
    Auch ihm war es nicht gerade wohl bei diesem Gedanken, hier mutterseelenallein im Wald herumzuspazieren.
    Die Einheimischen aus dem Ort hatten wirklich nicht gelogen.
    Dieser Wald schien auf irgendeine böse Art und Weise verzaubert zu sein. Hinzu kam die Geschichte von dem Geist des Abrakim, der den Geisterwald beherrschte.
    Ein Mensch, schon lange tot, so erzählte man sich, aber immer noch da und als Hüter des Waldes ausersehen.
    »Komm, Eric.« Nicole streckte ihren Arm vor und faßte den Freund an der Schulter. »Ich will zurück.«
    »Ja, gleich.«
    »Warum nicht jetzt?«
    »Weil ich noch einen Blick nach vorn werfen möchte.«
    »Aber da sind doch nur diese Baumstämme.«
    »Eben. Ich klettere hinauf.« Eric setzte sein Vorhaben sofort in die Tat um, ohne dabei auf die Proteste seiner Freundin zu achten.
    Die Stämme mußten schon lange hier liegen, denn im Laufe der Zeit hatte die Witterung an ihnen gearbeitet. Sie waren sehr glatt und von einer dünnen Moosschicht bedeckt. Unkraut wuchs an den Bruchstellen der Bäume hoch.
    Der junge Mann stand auf einem Stamm und mußte sich nach vorn beugen, um sich festzuhalten, sonst wäre er gefallen. Er hatte sich einen besonders starken Ast ausgesucht und stellte fest, daß er sogar sein Gewicht aushalten würde.
    Eric kletterte auf ihn.
    »Was machst du da?« rief Nicole, der es überhaupt nicht paßte, daß ihr Freund sich als Forscher betätigte.
    »Ich will nur nachschauen.«
    »Da gibt es doch nichts zu sehen.«
    Eric wollte ihr im ersten Augenblick recht geben. Viel gab es wirklich nicht zu sehen. Der Wald war hinter diesen umgestürzten Baumstämmen noch mehr zu einem Dickicht geworden, einer regelrechten Verfilzung aus Zweigen, Pflanzen und Unkraut, das im Winter langsam dahinfaulte, um sich im Sommer wieder zu erholen.
    Eric schaute noch nach links, wo dichte Nadelhölzer standen. Unter ihnen wuchs ein grünbrauner Grasteppich.
    Und dort schimmerte etwas.
    Bleich und irgendwie gelblich sah es aus. Es hob sich deutlich von der Unterlage ab.
    Tief holte Eric Luft. Hatte man hier auch damit angefangen, die Umwelt zu verschmutzen. Sein Ökobewußtsein lehnte sich dagegen auf. Er wollte nachschauen.
    »Was ist denn?« rief Nicole.
    »Ich habe da was entdeckt.«
    »Und?«
    »Weiß noch nicht. Ich sehe mal nach.«
    Nicole Sester stampfte mit dem rechten Fuß auf. Ein Zeichen, daß sie wütend war.
    »Komm doch endlich zurück, Eric.«
    »Nein.«
    Jetzt war es Nicole leid. Sie kannte ihren Freund und wußte, daß man ihn schwerlich umstimmen konnte. Zudem war sie ebenfalls neugierig geworden, und so faßte sie sich ein Herz und kletterte hinter Eric Black her.
    Nicole rutschte auf den glatten Stämmen aus, schaffte es jedoch, sich festzuhalten, weil sie einen Ast als Stütze benutzen konnte.
    Inzwischen näherte sich Eric der Stelle, wo er das Weiße hatte schimmern sehen. Der Boden war hier feuchter, und er mußte durch hohes Gras steigen, das von seinen Wanderschuhen geknickt wurde.
    Noch zwei Schritte, dann stand er neben dem Fund.
    Er fuhr zurück. Im ersten Moment wollte er nicht glauben, was er zu sehen bekam, aber das war keine Täuschung, denn vor seinen Schuhspitzen lag ein Schädel.
    Ein menschlicher Totenkopf!
    Blank und beinern. Mit leeren Augenhöhlen, einem offenen Mund und den Resten der Zähne, die noch aus beiden Kiefern wuchsen.
    Ein verdammt makabrer Scherz, hier einen Schädel hinzulegen, dachte der junge Mann. Trotzdem irgendwie erklärlich, denn dieser Wald sollte ja nicht ganz geheuer sein, und da mußte man mit solchen und ähnlichen Überraschungen rechnen.
    »Eric, mein Gott!« scharf stieß Nicole diese Worte aus und klammerte sich an ihren Freund. Er spürte ihre Finger sogar durch den dicken Stoff der Jacke.
    Eric schwieg.
    Nicole war nicht zu beruhigen. »Das… das darf doch nicht wahr sein. Wirklich nicht. Ein echter Schädel …«
    »Moment.« Der junge Mann hatte sich wieder gefangen. »Woher willst du wissen, daß er echt ist?«
    »Das sehe ich doch.«
    »Dann bist du besser als ich.«
    »Eric,
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