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0195 - Eine schaurige Warnung

0195 - Eine schaurige Warnung

Titel: 0195 - Eine schaurige Warnung
Autoren: Jason Dark
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einem Spaziergang zu genießen, und es paßte Eric überhaupt nicht, daß Nicole keine Lust mehr hatte.
    »Laß uns zurückgehen«, bat sie.
    »Warum?«
    »Ich fürchte mich wirklich.«
    Eric stöhnte auf. Seit drei Tagen hatten sie jetzt Urlaub. Fast zwei Wochen lagen noch vor ihnen. Wenn es jetzt schon zum Krach kam, wurde die nächste Zeit bestimmt nicht erfreulich. Und den Wald konnten sie später noch einmal durchwandern.
    »Okay, du hast mich überredet«, gab der junge Mann zu. »Wir kehren um.«
    »Das ist nett.«
    »Aber den gleichen Weg nehmen wir nicht.«
    »Warum nicht?« Nicole schaute zu Eric hoch. In ihren Augen blitzte Furcht.
    »Weil wir den schon kennen«, erwiderte Eric. »Wir können doch einen Bogen schlagen.«
    »Wenn du meinst.«
    »Aber sicher, Girlie.« Eric faßte seine Freundin unter, und sie gingen weiter.
    Der Weg war schmal. Wie ein breites Band wand er sich durch den dichten Wald. Die meisten Bäume hatten ihre Blätter abgeworfen. Nur ein paar besonders starke wollten das Laub behalten.
    Es war ein gesunder Wald. Nadel- und Laubhölzer hielten sich hier die Waage. Der Boden wurde von einer dicken Humusschicht bedeckt, und aus den nahen Bergen, wo bereits der erste Schnee lag, schäumten kleine Bäche mit kristallklarem Wasser in die Täler und mündeten dort in einen der zahlreichen Seen, die es in dieser Gegend zu Dutzenden gab.
    Die jungen Leute waren der Witterung entsprechend angezogen.
    Sie trugen derbes Schuhwerk, Wanderkleidung, die auch mal einen Regenguß aushielt, und um den Hals geschlungen wollene Schals, die sie gegen den Wind schützten.
    Es war nicht einfach, auf dem Weg schnell zu laufen, wie es Nicole Sester vorgehabt hatte. Das starke Wurzelwerk der alten Bäume hatte seinen Weg bis über die Erde gefunden und bildete an manchen Stellen regelrechte Stolperfallen.
    Dicht war das Unterholz. Es wuchs auch ziemlich hoch, so daß es des öfteren mit den tiefhängenden Zweigen der Bäume in Berührung kam. Eric hatte vor, den Hügel zu umrunden, um an der anderen Seite wieder in das Dorf zu laufen. Das würde etwa zwei Stunden dauern, so daß sie mit Beginn der Dämmerung wieder im Gasthaus waren.
    In dem kleinen Ort fühlten sie sich wohl. Wohler jedenfalls als in Glasgow, wo beide studierten und nicht so recht weiterkamen.
    Deshalb auch der Urlaub. Sie wollten in den Tagen über Probleme nachdenken, die mit dem Studium zusammenhingen. Vor allen Dingen ging es um die Umweltverschmutzung. Beide waren engagierte Ökologen und setzten sich aktiv für die Erhaltung der Umwelt ein.
    Daran dachte auch Eric, als er sagte: »Jetzt stell dir einmal vor, Nicole, dieser Wald hier würde abgeholzt.«
    »Um Himmels willen, daran darf man gar nicht denken.«
    »Das sagst du so. Aber hast du nicht die riesigen Bagger gesehen? Hier soll Kohle liegen. Wie ich gehört habe, besteht längst ein Plan, die Bodenschätze auszubeuten, und sie haben ja auch schon damit angefangen. Von einem Professor habe ich erfahren, daß sich das Kohlefeld unter diesem Hügel ausbreitet. Um also das schwarze Gold abzubauen, müßten der Hügel und der Wald geopfert werden.«
    »Kann man denn da nichts tun?«
    Eric hob die Schultern. »Keine Ahnung. Wir könnten darüber mal mit den Dorfbewohnern sprechen.«
    »Ja, das wäre zu machen.«
    Sie gingen weiter. Immer tiefer drangen sie in den Wald. Jetzt wurde beiden klar, warum die Menschen im Ort von einem unheimlichen Wald sprachen.
    Er wurde immer dichter. Ein regelrechter Urwald. Auch der Weg verschwand. Da waren junge Bäume vom Sturm geknickt und umgerissen worden. Sie bildeten Barrieren und Hindernisse, die überklettert werden mußten. Sperriges Unterholz sorgte für eine weitere Erschwernis, und der weiche, mit Humus bedeckte Boden, roch nach Moder und Fäulnis.
    Auch sahen sie keine Tiere, was ihnen beinahe unheimlich vorkam. Gespenstisch hingen lange Pflanzen von den Ästen der Bäume und bildeten einen Wirrwarr, den man nur von den tropischen Wäldern her kannte.
    »Das ist ein richtiger Geisterwald«, flüsterte Nicole.
    »Da kannst du recht haben.«
    »Ich glaube doch, daß wir lieber umkehren. Hier kommen wir nicht mehr durch.« Nicole blieb stehen, und auch Eric verhielt seinen Schritt.
    Der Atem dampfte vor ihren Lippen. Es war ziemlich kühl geworden. Vor ihnen, wo das Astwerk der Laubbäume praktisch ineinander überging, hingen feine Dunstschleier in der Luft. Sie schwebten über dem Boden wie geisterhafte Gestalten, und vom Himmel, der kaum zu
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