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0194 - Wenn Hexenhände töten

0194 - Wenn Hexenhände töten

Titel: 0194 - Wenn Hexenhände töten
Autoren: Jason Dark
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sich nichts. Das sah Maureen, als die Zimmertür so weit aufgedrückt wurde, daß sie durch das Viereck nach draußen in den Gang schauen konnte.
    Ihr Atem ging noch schneller. Und sie sah auch die zweite Hand, wie sie plötzlich über das Türblatt glitt und einen leisen, aber dennoch nervenaufreibenden Takt schlug.
    »Nein!« hauchte Maureen. »Bitte nicht. Ich will nicht…«
    Niemand hörte ihr Flehen. Wenigstens niemand, der ihr helfen konnte.
    Doch in einer anderen Dimension wurden die Worte aufgenommen und verstanden.
    Die Antwort schien aus unendlichen Fernen zu stammen. Eine weibliche Stimme, vergleichbar mit Sphärenmusik, schwebte durch den Raum.
    »Ich bin gekommen, um die Rache zu vollenden. Was deine Vorfahren mir angetan haben, werde ich dir auch antun, kleine Maureen.« Die Worte waren kaum ausgesprochen, als sich beide Hände von der Tür lösten und langsam in den Raum hineinschwebten.
    Schwarze Klauen, die dicht zusammenblieben und sich geöffnet hatten, um den Hals des Mädchens zu finden.
    Finger schlossen sich zur Faust, um im nächsten Augenblick wieder normal zu werden.
    Verkohlte, pechschwarze Hände wollten würgen.
    Wenn Hexenhände töten…
    Dieser Gedanke sprühte im Kopf des Mädchens auf. Ja, Madeleine war eine Hexe gewesen, sonst hätte sie nicht so reagieren können. Eine schreckliche Person, die von einem Augenblick zum anderen materialisierte, jedoch nicht direkt stofflich wurde und hinter den verbrannten Händen erschien.
    Sie trug ein erdbeerrotes Kleid, dessen Unterteil in Höhe der Beine verschwamm. Die Knie selbst waren nicht mehr zu sehen, sie schienen in einem leichten Dunst zu verschwinden. Fahlblond fiel das lange Haar bis auf beide Schultern. Lippen und Augen leuchteten rötlich, und der spitze Ausschnitt des Kleides reichte fast bis an den Bauchnabel heran.
    Blässe zeichnete die Haut. Sie war irgendwie durchsichtig und dünn wie Papier. Ein Geistwesen eben, wie es oft genug beschrieben worden war.
    Es schwebte näher. Schon hatte es das Unterteil des Bettes erreicht und ließ sich dadurch nicht stören. Wie ein Schemen glitt Madeleine de Haivilland auf die angststarre Maureen zu, und die schwarzen Hände näherten sich immer mehr der Kehle des Mädchens.
    »Erbarmen!« flüsterte Maureen. »Bitte, hab doch Erbarmen. Ich…ich kann nichts dafür…«
    Lachen!
    Häßlich, teuflisch, triumphierend, so drang es aus dem Mund des Wesens.
    »Du kannst nichts dafür? Lange genug habt ihr verdammten Gormans gelebt. Und lange genug haben wir die Qualen ausgestanden. Auch wenn ihr euch Hilfe geholt habt, es nützt euch nichts. Euer Schicksal ist vorgezeichnet, ihr werdet sterben alle!«
    »Kann man sich denn nicht einigen?« stotterte Maureen. »Wir könnten einen Kompromiß schließen. Ich meine, wir…«
    »Nie!«
    Das war die letzte Antwort. Mehr sagte Madeleine nicht, denn die schwarzen Hände glitten vor, öffneten sich weit, und umklammerten einen Herzschlag später die Kehle der Maureen Gorman…
    ***
    Jorge Gorman kam zwei Sekunden später, da hatte ich meinen Schock noch nicht verdaut. Mit allem hätte ich gerechnet, nur damit nicht. In diesen furchtbaren Augenblicken erkannte ich, wie grausam und brutal sich die andere Seite rächen würde.
    Für Suko war der Platz zu eng. Er blieb auf der obersten Kellerstufe stehen und schaute um die Tür herum.
    Jorge Gorman wurde blaß. Der Anblick seines auf grauenhafte Art und Weise getöteten Sohnes erschütterte ihn bis in den letzten Nerv seines Körpers. Er schüttelte den Kopf, sein Mund öffnete sich weit, plötzlich liefen Tränen über seine Wangen.
    Er fiel zur Seite. Ich griff schnell zu, damit er auf den Beinen blieb.
    »Buddy!« keuchte er. »Buddy!« Seine Stimme war kaum zu verstehen.
    Sie klang rauh und gleichzeitig schrill. »Mein Gott, wie soll das alles enden?«
    Er warf sich in seinem verzweifelten Schmerz vor und umklammerte seinen toten Sohn. Dabei geriet er mit dem Gesicht in das Blut. Es sickerte aus der Wunde, war von der Kleidung aufgesaugt worden und hinterließ in der Körpermitte einen dicken roten Fleck.
    »Buddy. Buddy!« Immer wieder flüsterte er den Namen.
    Suko kam.
    Auch sein Gesicht war blaß. Maskenhaft starr schaute er zuerst den Toten an und dann mich. In seinen Augen las ich eine Frage. Ich verstand sie und sprach sie auch aus.
    »Maureen und Ozzy…«
    So schlimm dieser Anblick auch war, dem jungen Mann konnte niemand mehr helfen. Wir mußten uns jetzt um diejenigen kümmern, die noch
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