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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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rief mir leise noch einige schmeichelnde Bemerkungen nach.
    Ich schlich bis zur Hausecke zurück, aber diesmal zur Hausecke vorn an der Straße.
    Einen Augenblick peilte ich die Lage. Danach richtete ich mich auf und marschierte auf die Haustür zu.
    In der Tür lümmelten sich die beiden Figuren, die bisher wohl die eingetrudelten Geschäftspartner von Meelson empfangen hatten. Als ich plötzlich pfeifend auf sie zumarschierte, rutschte dem Kerl mit Bauchansatz und Doppelkinn vor Überraschung die Zigarre aus dem Mund, rollte über die sanfte Wölbung seines Bauches und klatschte funkensprühend zwischen seine weit auseinanderragenden Fußspitzen.
    »Tag«, sagte ich, stippte ihm den Zeigefinger gegen die Masse seines Leibes und drückte mich an ihm vorbei.
    Ich hatte noch keine zwei Schritte in den Flur hinein getan, als ich ihn hinter mir schnaufen hörte wie eine Lokomotive. Er hatte seinen Schreck also doch schneller verdaut, als ich hoffte.
    Ich warf mich herum, als ich hörte, daß er dicht hinter mir war. Es war reiner Zufall, daß er ausgerechnet mit seinem Bauch mitten in meine Faust lief.
    Der zweite stand dahinter, hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt und sah mich aus wasserhellen Augen stumm an. Ich stutzte, als ich diesen Blick sah. Irgendwo hatte ich diesen Burschen schon einmal aus der Nähe gesehen. Wo war es gewesen?
    Er hob ganz langsam die rechte Faust, während der Dicke schnaufend an der Wand lehnte und sich den Bauch rieb. Ich sah, wie diese Faust langsam hochkam.
    Einer der beiden, von denen der Gewehrschuß auf den Komplicen abgefeuert worden sein mußte. Vielleicht sogar der Mörder.
    Ich fühlte, wie sich alles in mir spannte. Ich habe etwas gegen Leute, die aus dem sicheren Hinterhalt wehr- und ahnungslose Menschen erschießen.
    »Komm!« sagte ich leise. »Oder hast du zufällig wieder ein Gewehr in der Nähe?«
    »Das auch«, erwiderte er. »Aber das brauche ich nicht.«
    »Also hast du deinen Komplicen erschossen, als mein Freund und ich mit ihm in den Wagen steigen wollten?« fragte ich direkt.
    Er nickte.
    »Ja. Ich kann dir’s ruhig sagen, G-man, denn lebend kommst du hier nicht wieder raus.«
    Er blieb stehen und wartete darauf, daß ich ihn angriff.
    Ich peilte aus den Augenwinkeln den Flur ab. Dann drehte ich mich einfach um und machte vier Schritte in den Flur hinein.
    Aber als ich mich da herumwarf, geschah es mitten in einem Schritt und so ruckartig, daß der Kerl hinter mir seinen eigenen Schwung nicht mehr aufhalten konnte.
    Er hatte einen schweren Kristallaschenbecher in der Hand und auch schon damit ausgeholt. Mit dem Ding hätte man einen Ochsen den Schädel zertrümmern können.
    Ich streckte das linke Bein vor, packte ihn an der wattierten Schulter seines Jacketts und riß ihn nach vorn, seinen eigenen Schwung verlängernd. Er krachte wuchtig mit dem Gesicht mitten in den Flur und blieb bewußtlos liegen.
    »Heb die Pfoten, G-man!« schnaufte der Dicke.
    Er stand zwei Schritte von mir entfernt und hatte einen kleinen Derringer in der rechten Hand. Die kleine Waffe verschwand förmlich in seiner fleischigen Pranke. Der Handrücken war dicht mit langen schwarzen Haaren bewachsen, die sich sehr stark kräuselten.
    Ich sah diese fleischige Hand mit der kleinen Waffe von unten her, denn ich stand noch gebückt. Diese Stellung nutzte ich aus. Während ich mit der rechte Hand so tat, als zöge ich den Körper des Bewußtlosen von meinem Fuß weg, griff ich mir mit der linken den Aschenbecher und holte ihn dicht am Körper hoch.
    Und dann tat ich so, als wollte ich mich aufrichten. Aber aus der gebückten Haltung schleuderte ich den Aschenbecher mit aller Kraft, während ich mich selbst nach rechts warf und in einer Rolle wieder auf die Beine kam.
    Der Dicke hatte einen Schrei ausgestoßen, der sich ausgesprochen weibisch anhörte. Sein Derringer lag auf dem Fußboden, als ich ihn von der Seite her anging. Von der rechten Hand tropfte Blut.
    Ich machte kurzen Prozeß. Er bekam einen kräftigen Schlag gegen die kurzen Rippen und die Faust an den Kopf. Als er zu Boden fiel, krachte es, als ob ein Kran eine Tonnenlast fallen gelassen hätte. Ich bückte mich und schob mir blitzschnell den kleinen Derringer unter dem Hosenbein in die Socke an der linken Wade.
    Mit ein paar Schritten hatte ich gleich darauf die Tür des Zimmers erreicht, in dem die Männer auf Meelson warteten. Ich stieß die Tür auf und trat über die Schwelle. Insgesamt befanden sich neun Männer im Raum. Es
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