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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte
Autoren: Gerhart Hartsch
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Sato ein. »Den er ist ein typischer Vertreter des Abendlandes. Auch okkulte Dinge will er möglichst rational erklären, die Phänomene beschreiben und deuten, messen und auswerten. Unterwegs sagte er mir, daß die Yashi-Jünger mit der Kraft operieren, die kein anderer als Leonid Breschnew eine Waffe genannt hat, die viel schrecklicher ist als alles, was die Welt bisher kennt.«
    Zamorra nickte bei diesem Zitat. Auch er war der Meinung, daß die übersinnlichen Kräfte, die einst als Hexerei galten, längst zur Wissenschaft geworden waren. Und die praktischen Russen hatten da die Nase vorn. Sie schulten bereits ernsthaft Spione, die sich parapsychologischer Kräfte und Fähigkeiten bedienten. Weil sie zu Recht erkannt hatten, daß jemand, der per Gedankenübertragung Befehle erteilen kann, allen Konkurrenten weit voraus ist.
    »Diese Energiequelle ist übrigens meßbar. Es gibt bereits Geräte, die mit Sensoren ausgestattet sind und auf Gedanken reagieren. Etwa der Lichtschalter, der nicht erst mühsam mit den Fingern bedient wird, sondern auf den gedachten Befehl: ›Licht‹ wirklich seine Funktion aufnimmt«, erläuterte Zamorra.
    Muhara winkte ab. »Ich habe davon gehört und das für eine lächerliche Spielerei gehalten. Ich kenne auch das Beispiel von dem Amerikaner, der sich in einem Hotelzimmer eine Polaroidkamera vors Gesicht hielt, sich konzentrierte und auf den Auslöser drückte. Als das entwickelte Bild aus der Kamera glitt, war darauf nicht etwa das Gesicht des Amerikaners zu sehen, sondern, schemenhaft, die Gestalt eines Neandertalers. Der Mann hatte also mit seinen Gedanken fotografiert.«
    »In der Sowjetunion gibt es bereits parapsychologische Institute, weil diese Wissenschaft zur Waffe geworden ist im Kampf um die Weltherrschaft. Angeblich ist die Sowjetunion schon jetzt imstande bei politischen Verhandlungen und Konferenzen Hellseher und Hypnotiseure einzusetzen. Sie sollen die Gedanken der Gegenseite lesen, ihre Strategie aufdecken und stören. Das wurde durch den Schriftsteller Solschenyzin bestätigt, nachdem er in den Westen emigriert war.«
    Während sie lebhaft diskutierten, folgten sie der dornenbewehrten Begrenzung des Grundstückes und suchten einen Weg in das Innere des Parkes. Denn die Pforte am Tor der Verdammnis war verriegelt. Und noch konnte sich der Inspektor nicht zu einem Frontalangriff entschließen, weil er den Besitzer der Villa kannte. Es war kein geringerer als Cho Ozaki, ein bekannter Geschäftsmann, der Millionen gescheffelt hatte. Gehörte er zu der Sekte, so konnte man sich leicht ausrechnen, welche Macht sie besaß und welchen Einfluß im Land. Offenbar war die Zugehörigkeit zu diesem teuflischen Geheimbund mit dem klassischen Reichtum verbunden, der stets eine Rolle spielte in den Sagen und Mythen der Völker, wenn sich jemand zur Zusammenarbeit mit der dämonischen Gestalt Luzifers entschloß. Es klang banal, aber es schien sich wieder einmal zu bewahrheiten.
    Ein kleiner Inspektor, der einen Fehler beging, konnte da leicht ins Gedränge geraten. Muhara gratulierte sich selbst zu seinem Entschluß, sich rechtzeitig, noch vor dem Verlassen des Polizeipräsidiums, mit den wahren Besitzverhältnissen vertraut zu machen.
    Sato, der sich die ganze Zeit nicht an den Gesprächen beteiligt hatte, meinte ernst: »Wir müssen uns beeilen. Das Haus hat nur noch eine schwache Ausstrahlung. Der Feind ist gewarnt. Ich fürchte, er hat sich längst zurückgezogen.«
    »Vielleicht sollten wir hier…«, meinte Zamorra zögernd.
    Er deutete auf eine Bresche in dem Wall stacheliger, verdorrter Pflanzen, die durch Reste einer zerbröckelten Mauer nur unvollständig geschützt wurde.
    »In Teufels Namen«, murmelte Muhara und erschrak im gleichen Augenblick, weil es ihm langsam unmöglich wurde, solche Begriffe gedankenlos auszusprechen. Sie bekamen sehr schnell für ihn Inhalt und Bedeutungsschwere.
    Sato ging voraus. Sein Gesicht wirkte ernst und gespannt wie immer. Er hatte in Abgründe geschaut, die ihm jede Heiterkeit genommen hatten.
    Inspektor Muhara folgte als nächster und hatte Mühe, sich von einer Ranke zu befreien, die sich an seinem Ärmel festgekrallt hatte.
    Professor Zamorra kam durch, ohne anzuecken. Er behielt die Hand in der Tasche und an seinem Amulett.
    Vorsichtig pirschte sich das Trio durch den verwilderten Park, der einst sicher ein Glanzpunkt japanischer Gärtnerei gewesen war. Mittlerweile hatten die neuen Besitzer alles verfallen lassen.
    Schweigend und
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