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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte
Autoren: Gerhart Hartsch
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Händen gekommen«, sagte Zamorra. »Aber leider kann ich die Kräfte meines Amuletts erst dann einsetzen, wenn ich vor Ort bin. Deswegen wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir den Weg aufzeichnen würden. Wir sind fremd in Tokio, und unsere Ortskenntnisse halten sich in Grenzen.«
    »Nicht nötig«, erwiderte Sato. »Ich erkläre das später.«
    »Wie kommt es, daß Sie so ausgezeichnet Englisch sprechen?« erkundigte sich Bill.
    »Ich habe es von meinem Novizen gelernt. Er ist Engländer«, erklärte der Mönch. »Auch unsereins braucht Abwechslung.«
    »Wie kommt der Junge zu Ihnen?« Nicole fragte es verwundert.
    »Er hat die Antworten auf seine Fragen nicht im Westen gefunden«, erläuterte der Nichireneinsiedler. »Da ist er zu uns gekommen. Ich habe es übernommen, ihn in die niederen Mysterien einzuweihen. Das ist schon viel für die Kräfte eines Europäers. Viel weiter wird er es kaum bringen, aber er ist zufrieden. Er hat seinen Ehrgeiz abgelegt wie ein Natternhemd. Er weiß, wo die Mitte seines Lebens liegt und behält für immer das Gleichgewicht. Kann das jeder in den Ländern von sich behaupten, aus denen Sie kommen?«
    »Sicher nicht, aber wollen Sie mir weismachen, daß jeder Japaner so ist wie Sie?« konterte Nicole.
    Der Mönch nickte anerkennend.
    »Sie haben Recht, mich zu tadeln. Ich habe vergessen, daß die Regeln unserer Vorfahren auch in diesem Land in Vergessenheit geraten sind. Ich denke, wir sollten das im Auge behalten.«
    »Wie wollen wir vorgehen?« brachte Zamorra das Gespräch wieder auf ein naheliegendes Problem zurück.
    »Ich geleite Sie zu einem Hauptquartier jener Sekte, die den Yashi-Kult pflegt. Die Kräfte des Bösen wirken weiter. Ich werden zum ersten Mal nach langen Jahren meine Zelle verlassen, um Sie zu begleiten. Ich habe keine Wahl. Ich muß Ihnen helfen. Sonst überleben Sie die nächsten vierundzwanzig Stunden nicht.«
    Ernst schaute Sato seine Besucher an…
    ***
    Sato trug jetzt ein weißes Gewand und eine Stirnbinde wie ein Kamikatse-FIieger. Die nacken Füße steckten in Sandalen.
    Um den mageren Hals wand sich eine Schärpe, auf dem ein Spruch stand, der gegen böse Geister und Dämonen gerichtet war und Abwehrkräfte besaß, wie alte Quellen berichteten.
    Zamorra verließ sich lieber auf die Magie seines Amuletts, das er mit sich führte, während er neben Nicole auf das Auto zuging, das sie hierher gebracht hatte.
    Der Fahrer las in seiner Zeitung.
    Er hatte geduldig gewartet, wie es die Fremden verlangt hatten. Als sie einstiegen, startete er sofort den Motor seines quittegelben Toyota und wendete geschickt.
    »Wohin geht die Fahrt?« erkundigte er sich in einem schrecklichen Pidginen-englisch und zeigte schamlos seine Zahnlücke.
    In diesem Augenblick preschte ein Wagen vorbei, in dem zwei würdige ältere Herren saßen, die keine Miene verzogen, als ihr Chauffeur das Fahrzeug so stellte, daß es dem Toyota den Weg sperrte.
    Der schwergewichtige Mann mit dem steifen Hut, der sich langsam aus dem Fond quälte, lüftete höflich den Hut und sagte: »Inspektor Muhara von der Mordkommission.«
    Sato schaute stur geradeaus.
    »Ja, und was wollen Sie von uns?« erkundigte sich Zamorra erstaunt.
    »Ich möchte Sie ebenso dringend wie höflich ersuchen, mich in’s Polizeipräsidium zu begleiten. Ich muß Sie verhören.«
    »Ausgerechnet jetzt?« Zamorra war außer sich. »Wir haben dringend etwas zu erledigen. Können wir nicht morgen vorbeikommen? Geben Sie uns Ihre Telefonnummer.«
    »Ich bin betrübt, daß Sie mich nicht verstehen wollen.«
    Mit einem bedauernden Lächeln zog der Beamte einen Revolver, während sein Begleiter schnell wie der Blitz die andere Seite des Toyota blockierte. Auch er hatte seine Waffe gezogen.
    »Wir weichen der Gewalt«, sagte Zamorra resignierend. »Aber Sie werfen uns um Tage zurück.«
    Der Kriminalbeamte runzelte die Augenbraue. Natürlich hatte er nicht verstanden, was gemeint war. Aber sicher blieb Satos Exkursion in das unbekannte Zentrum der Yashi-Bewegung nicht unbemerkt. Auch sie verfügten über Kräfte, die jeden normalen Sterblichen in Erstaunen versetzen mußten, sonst hätten sie nicht solange im Verborgenen operieren können. Sie würden entweder Zeit finden, Fallen aufzubauen oder sich still und heimlich zurückzuziehen. Beides bedeutete einen Rückschlag.
    »Tun Sie mir den Gefallen und unternehmen nichts, was ich nicht billigen könnte«, bat der Überkorrekte und stieg wieder in seinen Dienstwagen. Sein Kollege
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