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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte
Autoren: Gerhart Hartsch
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ihm nicht ein.
    Langsam versank Shio in dem kristallklaren Wasser.
    Sein Peiniger ließ von ihm ab.
    Der Dämon löste sich leicht wie eine Feder und schwebte über dem Wasser, gewann das feste Land mühelos.
    Diesmal nahm der Yashi die Gestalt eines jungen Mannes an. Er verwandelte sich in einen sportlich aussehenden Burschen, der irgendwie an Shio erinnerte, nur wesentlich eleganter angezogen war. Und das Gesicht war von steinerner Blässe. Um die Lippen spielte ein wissendes Lächeln.
    Der Yashi konzentrierte sich auf das Opfer, das vor seinem geistigen Auge aufgetaucht war. Mühelos überwand der Unirdische Zeit und Raum. Er sah ein herrliches Schloß an der Loire. Vor dem Kamin saß ein Mann und probierte einen französischen Wein. Ein junges Mädchen in einem aufwendigen Spitzenmodell eines Pariser Modeschöpfers stand vor ihm.
    Der Yashi starrte gebannt auf die schneeweiße Haut. Nie hatte er den Namen Nicole Duval gehört. Er wußte auch nicht, daß es sich um die Vertraute und Sekretärin von Professor Zamorra handelte, der im Schloß seines verstorbenen Onkels, in Château de Montagne, residierte, wenn er sich in seinem Heimatland aufhielt und nicht irgendwo auf der Welt sich dem Kampf gegen die Mächte des Übernatürlichen widmete.
    Der Morddämon nahm auf telepathischem Wege Verbindung mit seinem Opfer auf. Schon jetzt suchte er das Bewußtsein des Mädchens in Bann zu schlagen. Er suggerierte ihr Empfindungen, die erst sehr viel später zum Tragen kamen. Er bereitete den Boden vor.
    Dabei störte es ihn nicht, daß die Kleine in einer fremden Sprache redete. Er interessierte sich nicht dafür, daß jemand anrief und Nicole den Hörer von der Gabel nahm.
    Sie rief den Mann am Kamin an den Apparat.
    Aber als Nicole an den Anrufer dachte, sah der Yashi ihn deutlich vor sich. Es handelte sich um einen großen, breitschultrigen Mann, der in einem Hotelzimmer in Tokio stand. Ein Amerikaner, wie der Dämon erkannte.
    Plötzlich langte der Mann aus dem Schloß in die Tasche seines dunklen Anzugs und zog ein Amulett hervor.
    Seine Hände schlossen sich um den Talisman, der plötzlich zu glühen begann und magische Strahlen aussandte.
    Der Yashi-Dämon schrie auf. Er verspürte einen heftigen Schlag. Das Licht blendete ihn. Er winselte und wand sich am Boden, um der Kraft des Amuletts zu entgehen.
    Die Gefahr, die von dem Talisman des fernen Unbekannten ausging, erschreckte den Yashi-Dämon, zog ihn aber gleichzeitig mit magischer Kraft an. Er wußte, daß er ebenbürtige Gegner finden würde.
    Ahnungslos stand die hübsche Kleine neben dem Professor, der das Amulett eben wieder verwahrte.
    Der Yashi mobilisierte alle Kräfte seines' Psi.
    Wieder konzentrierte er sich auf Nicole Duval. Er mußte die Schlacht entscheiden, bevor sie geschlagen wurde. Das War seine geheime Stärke. Und wenn ihn nichts hinderte, hatte er in der Regel gewonnenes Spiel, ehe die erste Begegnung stattfand, die für den Betroffenen fast immer tragisch endete.
    Auf Shio hatte sich der Dämon vier Tage konzentriert, noch ehe der Student in Tokio aufgetaucht war. Es hatte einen kurzen aber erfolgreichen Kampf gegen die Kräfte und Fähigkeiten jenes Mönches gegeben, der der Bruder von Shio war. Und der Yashi hatte gewonnen.
    Er sah nicht ein, warum es diesmal nicht klappen sollte.
    Langsam setzte er sich in Bewegung.
    Nebelschwaden zogen über den Teich, in dem die sterblichen Überreste des Studenten trieben. Irgendwo schrie eine Katze. Das war Musik in den Ohren des Yashi, und sein menschliches Gesicht, das er zur Tarnung angenommen hatte, verzog sich zu einem spöttischen, wissenden Lächeln. Das nächste Opfer war geortet und würde die Energie spenden für ein Überleben des Untoten…
    ***
    Bill Fleming, der sich seit einiger Zeit in Tokio aufhielt und den Shintoismus studierte, holte seine Freunde vom Flughafen ab und fuhr sie direkt ins Tokyo Prince Hotel am Shiba Park. Er hatte Zimmer reservieren lassen, gleich nach seinem Anruf bei Professor Zamorra.
    Unterwegs wies er das Pärchen in seine Entdeckungen ein, die ihm fleißige Besuche des Tempels der Nichiren ermöglicht hatten.
    »Für meine Theorie gibt es jetzt einen eindeutigen Beweis«, erläuterte der Amerikaner. »Es läßt sich nicht mehr abstreiten, daß die Studien des Begründers der Sekte erstaunlich gründlich und realistisch waren. Wie ihr wißt, beschäftigt sich ein Teil der Nichiren mit dem Gebiet des Okkulten. Und vor kurzem wurde der Bruder eines Mönchs
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