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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte
Autoren: Gerhart Hartsch
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beschäftigt mit dem Studium der heiligen Bücher, Versenkung in die Weisheiten seiner Religion und dem Kampf gegen die Anschläge der dämonischen Widersacher und ihren irdischen ergebenen Helfer, die - wenn man den Quellen glauben durfte - in Tokio allein rund hundert ausmachten.
    Sato warf sich vor seinem kleinen Hausaltar dreimal zu Boden und berührte mit der Stirn den Fußboden aus gestampftem Lehm.
    Nach einer Weile der höchsten Konzentration erhob sich Sato und holte aus einem Sandelholzkasten ein Pendel. Die Kugel aus Silber schwang vor und zurück, ihr Schatten wanderte mit.
    Der Mönch schien in Trance zu versinken.
    Die Hände ruhten auf den Knien. Er regulierte seinen Atem auf eine ganz bestimmte Weise.
    Dann langte er nach einem Palmwedel. Er begann, sich damit rhythmisch auf beide Schultern zu schlagen, immer abwechselnd. Seine Besucher konnten den Sinn der Übung nur erraten. Wahrscheinlich wollte Sato jedes Abschweifen seiner Gedanken bestrafen und sich konzentrieren auf Dinge, die nur er sah.
    Das bedurfte höchster Anstrengung und war nur einem Geübten möglich, meist auch ihm nicht auf Anhieb, wie das Geißeln bewies.
    Langsam zeigte die Methode Wirkung.
    Satos Augen zeigten das Weiße. Der nackte Oberkörper glänzte vor Schweiß. Stumm und mit Ausdauer setzte sich der Mönch in die rechte Stimmung für sein telepatisches Experiment.
    Sato murmelte die Texte der heiligen Sutra.
    Niemand konnte teilhaben an dem, was der Seher erlebte. Für einen westlichen Menschen, selbst wenn er die Einfühlsamkeit der drei Besucher hatte, waren diese mythischen Bezirke auf immer verschlossen.
    Die Nichirenmönche konnten sich so steigern, daß Seele und Körper nicht mehr eins waren, sondern sich auch räumlich trennten. Sie vermochten dann Dinge zu erkennen und zu erleben, die an ganz anderen Orten, oft Hunderte von Meilen entfernt, geschahen.
    Sato begann nach einer längeren Pause des Schweigens und der Meditation, die Lippen lautlos zu bewegen. Es kostete ihn sichtliche Mühe Worte zu formen. Er berichtete von Dingen, die nur ihm sichtbar wurden.
    Zweifellos focht der Mann einen schweren Kampf aus mit einem unsichtbaren Gegner, der ihm zusetzte, sich seiner geistigen Energie zu widersetzen versuche.
    Der hagere Leib des Mönches wippte vor und zurück. Schaum stand schließlich vor seinem Mund. Er murmelte leise Beschwörungen, die fast wie Hilferufe klangen.
    Und dann schien sein Schädel in Flammen zu stehen. Er konnte seine Gesichtsmuskeln nicht mehr unter Kontrolle halten, erinnerte beinahe an einen wütenden Hund. Die Anstrengung verzerrte sein Gesicht.
    Er bemühte sich trotzdem, Zugang zu finden zu den Geheimnissen der Widersacher. Und während sein Kopf wieder und wieder in den Nacken flog, berichtete er tonlos von dem, was er sah.
    Dabei schien er einer unhörbaren Stimme zu iauschen. Er verständigte sich mit jemandem, der nicht im Raum weilte, auf die Art, mit gewaltiger Mühe, in der Geister miteinander kommunizieren.
    »Ich sehe die Pforte der Verdammnis. Sie steht an dem Teich, den wir Chujezi nennen. Das dritte Haus ist es. Das dritte Haus rechts von der roten Holzbrücke. Dort werden wir sie finden.«
    Sato schwieg wieder.
    Er hockte jetzt im Lotussitz und bewegte sich in einem fremden Rhythmus. Manchmal zuckte er zusammen wie unter Stromstößen. Es schüttelte und beutelte ihn, aber kein Schmerzensschrei kam über seine Lippen.
    Ängstlich wartete Nicole das Ende des Beschwörungszeremoniell ab. Sie verstand nicht alles, aber was sie sah, genügte ihr.
    Sato brauchte seine ganze Kraft und seine geistige Energie, um die Zeit durchzuhalten, die notwendig war, um das Böse abzuwehren und das Unheil zu bannen, das er selbst gesucht hatte, um den Dingen auf den Grund zu gehen.
    Der Mönch mußte Jahre verbracht haben mit dem Studium okkulter Geheimnisse und deren Praktiken.
    Später löste sich der Krampf.
    Sato begann zu frieren. Fast mechanisch langte er nach seiner Toga und legte sie sich über die Schulter. Er wirkte entsetzlich erschöpft.
    Schließlich lächelte er flüchtig.
    Er klatschte dreimal in die Hände, und sein Novize brachte Tee.
    Nachdem sie getrunken hatten, lächelte Sato. »Ich werde das Zentrum des Übels angreifen und das Böse vernichten.« -Fleming fand, daß das starke Worte für einen friedliebenden Mönch waren.
    »Warum sollte es jemals Frieden geben zwischen Gut und Böse? Dies Leben ist ein Kampf«, meinte der Anhänger der Nichiren.
    »Ich bin nicht mit leeren
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