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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte
Autoren: Gerhart Hartsch
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drohend, abweisend, lag das Hauptgebäude inmitten der Wildnis, atmete Verfall und strömte Kälte aus, die sich beklemmend auf die Brust jedes Eindringlings legen mußte.
    Hier trieben weder Streuner noch übermütige Jugendliche ihr Unwesen. Selbst sie mieden den Platz.
    Sato, der Nichirenmönch, stieß vorsichtig eine Tür auf, die nur angelehnt war. Leise knarrend schwang sie zurück. Gab den Blick frei auf das Innere des Hauses, das nach japanischer Tradition durch Schiebetüren unterteilt war und bestückt mit Seidenkissen und Möbeln war, die für kleinere Menschen gedacht waren als Zamorra.
    Hier mußten noch vor kurzem eine ganze Reihe von Menschen gewirkt haben, wie zahlreiche Spuren verrieten.
    »Da«, sagte Sato befriedigt, als er die Schiebetür zu einer Art Versammlungsraum geöffnet hatte.
    Dort lagen am Boden fünf Matten und mehrere Kissen, die insgesamt einen fünfzackigen Stern bildeten.
    »Das nenen Sie hoffentlich nicht einen Beweis«, stöhnte Muhara, der sich wieder sehr realistisch gab. Er schalt sich insgeheim sogar einen Narren. Was hatte er erwartet? Kreischenden Höllenspuk, tobende Dämonen, die einen Inspektor der Mordkommission anfielen und zerfleischten? Sie befanden sich am Rande einer Millionenstadt, nicht in einer mystisch-barbarischen Einöde, in der vielleicht alles möglich sein konnte.
    »Der fünfzackige Stern«, wurde der Mönch deutlicher.
    »Es ist nicht verboten, sich mit einer Anzahl von Gesinnungsgenossen so auf die Erde zu legen, daß die Leiber einen fünfzackigen Stern bilden. Sollte die Zusammensetzung dieser Gesellschaft vieleicht Anlaß zur Kritik geben, wäre eher das Dezernat Sitte dafür zuständig.« Muhara hatte sich endgültig entschlossen, nachdem offensichtlich keine Schwierigkeiten und Gefahren zu erwarten waren, auf Spott und Ironie zu setzen. Warum hatte er sich von zwei angeblichen Experten des Okkultismus so ins Bockshorn jagen lassen? Schließlich war er dreiundvierzig Jahre alt geworden, ohne jemals mit etwas in Berührung zu kommen, was auch nur entfernt einen überirdischen Eindruck machte und eine außergewöhnliche Magie besaß. Die einzigen Vampire arbeiteten alle an der Tokio-Börse, und man konnte sie Tag für Tag beobachten bei ihren Geschäften!
    »Das wär’s dann wohl«, meinte der Inspektor enttäuscht.
    Sato aber beachtete ihn nicht.
    Der Mönch kniete nieder und konzentrierte sich, als Zamorra zu ihm trat, ihn leicht an der Schulter berührte und sagte: »Du mußt haushalten mit deiner Energie. Niemand schöpft jahrelang ungestraft aus einem Brunnen, ohne zu warten, bis wieder genügend Wasser angesammelt ist. Ich werde mein Amulett einsetzen.«
    Zamorra nahm den Talisman, der ihm schon so viele gute Dienste erwiesen hatte, in die rechte Hand und streckte den Arm aus.
    Der Reif erglühte und strahlte magisches Licht aus. Und während Zamorra mit geschlossenen Augen im Raum stand, machte sich sein Arm selbständig wie eine Kompaßnadel. Natürlich wehrte sich Zamorra nicht gegen die Kraft, die an ihm zerrte, und es dauerte nicht lange, da spielte sich der Arm ein und wies auf eine Stirnseite des großen Raumes. Das Glühen verstärkte sich.
    Muhara, der mit offenem Mund zugeschaut hatte, schaltete schnell und stellte unter Beweis, daß er doch zu Recht der Mordkommission angehörte und seinen Beruf nicht verfehlt hatte: »Meinen Sie, da gibt es einen verborgenen Raum?«
    Der rundliche Inspektor schoß wie eine Kanonenkugel quer durch den Raum, während seine grauen Gehirnzellen auf Touren kamen.
    Blitzschnell berechnete er das Zimmer, schätzte dessen Maße und meinte, tatsächlich könnte durch Vorsetzen einer Wand ein Raum von vier Meter Länge und knapp zwei Meter Tiefe ausgespart worden sein. Und er war nicht der Mann, der einer solchen Vermutung nicht umgehend auf den Grund ging. Die Entdeckerfreude riß ihn so mit sich, daß er mit dem hellen Schrei des Karatekämpfers einen soliden Kick losließ. Und seine Ahnung bestätigte sich. Er brach sich nicht den Fuß an einer festen Mauer, sondern stieß durch und schuf in einer Tapetenwand ein -schulterbreites fast quadratisches Loch.
    Er schob den Kopf hindurch und war somit unerreichbar für alle weiteren Warnungen.
    Zamorra hatte nämlich das deutliche Gefühl, daß Gefahr drohte. Es gab keinen festen Anhaltspunkt dafür, aber der Professor verließ sich auf seine feine Gabe der Intuition.
    »Phantastisch«, brüllte indes Inspektor Muhara und schuf sich gewaltsam Einlaß in das
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