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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte
Autoren: Gerhart Hartsch
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lächelte bei diesen Worten des Inspektors.
    »Nur mit Zamorra schaffen wir es«, räumte er ein. »Denn auch die seelische Energie der Nichiren ist nicht unerschöpflich. Dann wird unser Freund mit seinem Amulett eingreifen und uns vor den Feinden schützen. Allein könnten wir nichts ausrichten.«
    »Ich lasse euch, solange es eben geht, gerne den Vortritt. Schließlich ist es euer Land, das ihr von der Dämonenpest befreien wollt«, lächelte der Professor.
    Sato nickte und verneigte sich vor Zamorra. Dann hob er die Hand und gab seinen Brüdern das Zeichen.
    Sie warfen ihre gelben Togen ab. Mit nackten Oberkörpern, die übersät waren von magischen Zeichen und Symbolen, setzten sie sich in Bewegung. Sie folgten Sato auf den Berg.
    Nicole zog es diesmal vor, außerhalb der Sperrzone zu bleiben. Das erste Abenteuer steckte ihr noch in den Knochen. Nur Bill Fleming, unerschrocken wie immer, bestand auf seiner Teilnahme am Kreuzzug gegen die höllischen Mächte.
    Wieder erklangen die Handtrommeln, diesmal in einem weniger hektischen Rhythmus. Die Gesichter der Angreifer waren ernst. Mancher junge Mönch verspürte Angst und richtete sich nur auf am Beispiel des großen schlanken Franzosen, der neben dem wesentlich kleineren Sato bergauf schritt, als gäbe es nichts, was ihn aufhalten könne.
    Zamorras Augen suchten das Gelände ab.
    Hinter ihm wurden halblaut Gebete rezitiert. Neben ihm, an der linken Seite, ging der Fahnenträger, ein riesiger muskulöser Bursche. In weißen Buchstaben auf rotem Grund stand zu lesen: »Heil dem wundersamen Gesetz des Lotus-Sutra!«
    Der Pfad wand sich an der zerkrachten Flanke des Berges empor und endete irgendwo auf dem Gipfel, der durch zwei sturmzerzauste Zedern markiert wurde.
    Zunächst ging nur ein leichter Wind. Er trug Steinstaub vor sich her und zwang die Leute, den Kopf einzuziehen und die Augen fast zu schließen, weil sie schnell etwas abbekamen und zu tränen begannen.
    Und dann sammelten sich Staubfahnen zu merkwürdigen Gebilden und Figuren. Und wie aus dem Nichts griff die Geisterarmee an. Leute mit Totenschädeln unter spitzkegeligen Reisstrohhüten schwangen ihre altertümlichen Waffen.
    Kein Laut ertönte. Und vergeblich formten sich die Mönche zu einer Verteidigungsphalanx. Es erfolgte kein Angriff. Kein Schlag wurde gegen sie ausgeführt. Die Gespensterhorde umtanzte nur den Zug, ohne sich weiter zu nähern.
    Nach kurzer Zeit erhob sich der Wind zum Sturm, blies kräftig aus Nordost und jagte Wolken vor sich her, die die Sonne verdeckten. Sie trieb noch eine Weile blaß wie flüssiges Metall am Firmament, ehe sie verschwand und einem geisterhaften Zwielicht Platz machte. Ein Gewitter schien zu drohen. Der Himmel färbte sich schwefelgelb. Die Luft kühlte schnell ab und wurde unerträglich feucht. Die Kälte drang den Nichiren sicher durch Mark und Bein, aber sie verzogen nicht die Gesichter, abgehärtet wie sie waren. Ihre Füße steckten nackt in Ledersandalen.
    Nirgends gab es einen Unterschlupf vor dem Unwetter. Der Zug setzte unaufhaltsam den Weg fort. Aber der Sturm riß den Mönchen die gesungenen Worte vom Mund und verwehte sie über dem sturmgepeitschten Berg.
    Die Fahne schwankte, und das Tuch knatterte im Luftzug. Es sah aus, als würde der Stoff nicht mehr lange halten. Und der Fahnenträger war der erste, der mit einem gellenden Schrei abstürzte, ohne daß ihn Zamorra, der reichlich damit zu tun hatte, sich gegen den Sturm zu behaupten, halten und retten konnte.
    Noch im Fall wandte sich der Mönch halb um und warf die Fahnenstange, die in einer Eisenholzspitze endete, zurück, damit sie nicht mit ihm im Abgrund verschwand. Zitternd blieb sie vor Zamorras Füßen im Geröll stecken. Sato nahm sie auf.
    Die Mönche marschierten weiter. Plötzlich begann es zu schneien. Muhara stemmte sich gegen den Wind, denn das Unwetter wurde immer schlimmer, während weiter unten, im Reisland der Bauern, das herrlichste Wetter herrschte.
    Die Mönche dagegen hatten es in einem langen Leben und durch harte Übungen gelernt, Widersprüche gelassen aufzunehmen und zu verkraften. Sie hatten ein hohes Ziel vor Augen, und nichts brachte sie davon ab.
    Da erhob sich aus rabenschwarzer Nacht ein seltsames Heulen und Pfeifen. Das klang nicht mehr nach dem orgelnden Sturm, sondern eher nach dem Wutgebrüll eines Yashi-Dämonen.
    Der Zug der Mönche und ihrer Begleiter stockte nicht. Aber der Singsang verstärkte sich, ohne weiter zu dringen als bis zum Ohr des nächsten
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