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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte
Autoren: Gerhart Hartsch
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sind wir keine Nichiren«, nickte der Amerikaner.
    »Ich habe nur Schuhe mit hohen Absätzen.« Nicole Duval lächelte entschuldigend.
    »Dann wünsche ich uns, daß wir uns Wiedersehen«, sagte Sato düster.
    »Mann, wollen Sie uns Angst einjagen?« Muhara polterte los, ein Zeichen, daß dieser Pfeil des Mönches gesessen hatte.
    »Ich möchte nur nicht, daß Sie sich irgendwelchen Hoffnungen hingeben, die nicht gerechtfertigt sind. Leben Sie wohl!«
    Wieder wurde der Gong geschlagen. Und aus den Bethäusern und Zellen kamen die Nichiren in safrangelben Togen, die Schädel glattrasiert und mit geweihtem öl eingerieben. Sie sahen alle gesund und robust aus.
    Schnell ordneten sie sich zu einem Zug.
    An der Spitze, gleich hinter der flatternden Gebetsfahne, schritt Sato, der sich nicht mehr nach seinen Freunden umwandte.
    Ein älterer Mönch schlug die Handtrommel. Nach ihrem Takt traten die Mönche an. Sie fielen sofort in einen harten Dauerlauf. Aber das alles wirkte so gekonnt und leicht, daß jeder Beobachter sich wohl vorstellen mochte, daß diese Burschen unglaubliche Distanzen zurücklegten, ohne zu ermüden oder innezuhalten. Eine Rolle spielte wohl auch der merkwürdige Singsang, der noch lange zu hören war, als die Männer längst außer Sichtweite waren…
    ***
    Inspektor Muhara sorgte für die Transportmittel. Er bekam genügend Männer, um das Gelände einkesseln zu lassen. Ein weiter Ring von Polizisten zog sich um den Berg, aber niemand ging vor, weil der Einsatzleiter das Signal nicht geben mochte.
    Inspektor Muhara, ehrgeizig genug, um sich die Lorbeeren zu holen, zögerte vor allem, weil er Zeuge geworden war von so merkwürdigen Vorgängen und Ereignissen, daß er von einem simplen Beamten nicht erwarten konnte, sich in so außergewöhnlicher Situation zu bewähren. Wahrscheinlich hätte es ein heilloses Durcheinander gegeben, wenn seine Beamten flüchtende Yashi-Anhänger angerufen und dann beschossen hätten, ohne daß ihre Treffer Wirkung erzielten.
    Muhara wollte nichts außer Acht lassen und war schon halb entschlossen, die Ankunft der Nichirenmönche abzuwarten, als Bill Fleming, der mit ihm diskutierte, eine Bemerkung fallen ließ, die Muhara neugierig machte. Ungläubig fragte er: »Silberne Kugeln? Und geweiht müssen sie sein, dann erzielen sie die gleiche Wirkung wie ganz handelsübliche Geschosse bei einem normalen Sterblichen?«
    »In der Not tut es auch Knoblauch. Er wirkt ohnehin gegen Vampire, und wenn man seine Kugel damit einreibt, kann man schon davon ausgehen, daß auch übernatürliche Wesen aufstecken müssen«, bestätigte Nicole Duval, die dem Gespräch gelauscht hatte. Sie stand fröstelnd in der Dunkelheit und wartete auf den neuen Tag, der die Entscheidung bringen würde und die alles umfassende Niederlage der einen oder anderen Partei.
    »Können Sie das bestätigen?« Muhara, der der japanischen Tradition verhaftet war, liebte es nicht, wenn sich Frauen in Männergespräche mischten, und niemals nahm er sofort für bare Münze, was ihm ein weibliches Wesen mitteilte.
    »Das ist richtig. Ähnliche Geschichten werden auf dem Balkan erzählt. Noch heute hängen die Bauern in Transsylvanien Knoblauchzehen an das Fensterkreuz, um das Eindringen böser nächtlicher Geister zu vereiteln.« Der Amerikaner ließ keinen Zweifel daran, daß Nicole Recht hatte.
    Der Inspektor nickte nachdenklich. Nun, diese silberne Spezialmunition konnte er weder auftreiben noch ihre Anschaffung rechtfertigen. Die Polizei hatte alles, was sie für ihre schwierigen Einsätze benötigte, aber derlei war eben nicht vorgesehen. Ein solcher Fall sprengte den Rahmen des üblichen, und welche Behörde war bereit, sofort -wenn überhaupt - umzudenken?
    Knoblauch dagegen war wohlfeil und schnell von den Bauern zu besorgen, die kräftige Kost bevorzugten.
    Muhara rief seine Unterführer zusammen und gab ihnen den Befehl, genügend von dem Wundermittel zu holen, zeigte sich sogar bereit, die Kosten zu tragen.
    Jetzt griff Zamorra ein. Er warnte den Übereiligen und schlug vor, die Ankunft der Nichiren abzuwarten. Dann erübrigte sich die Anwendung der Mittel, die woanders probat sein mochten, in diesem Fall aber mit schrecklichen Folgen für alle Beteiligten schmählich versagen konnten.
    Muhara hätte sich selbst einen Feigling nennen müssen, wenn er jetzt noch zurückgewichen wäre und einen Dummkopf, wenn er warten würde, bis andere den Erfolg an ihre Fahnen hefteten.
    Im Geiste sah er schon die
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