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019 - Bei Vollmond wird gepfählt

019 - Bei Vollmond wird gepfählt

Titel: 019 - Bei Vollmond wird gepfählt
Autoren: Dämonenkiller
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hatte vor einer halben Stunde zu regnen aufgehört. Die Luft in dem großen Garten mit den vielen Bäumen und Sträuchern duftete würzig und frisch, doch der Himmel sah wie ein verwaschenes graues Handtuch aus.
    »Was kann ich für Sie tun, Sir?« fragte der Alte Dorian höflich.
    Der Dämonenkiller, sonst ein entschlossener Draufgänger, dem Verlegenheit fremd war, wußte nicht, wie er die Sache anpacken sollte. Die beiden Alten schienen ihm gar zu hinfällig und harmlos. Daher begann er zunächst mit einer Ausrede, die ihm gestattete, den beiden ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
    »Ich suche ein Zimmer. Den ganzen Morgen laufe ich schon herum, aber entweder sind die Zimmer zu teuer, oder sie gefallen mir nicht. Man sagte mir nun, daß Sie in Ihrem großen Haus ab und zu etwas vermieten würden.«
    »Nur an alleinstehende Damen«, antwortete der Alte. »Und wie eine alleinstehende Dame sehen Sie nun wirklich nicht aus. Aber kommen Sie einen Moment mit zu meiner Schwester. Vielleicht wäre sie mit einer Ausnahme einverstanden, obwohl ich da wenig Hoffnung habe.«
    Der Alte trottete vor Dorian her zum Haus. »Besuch, Liza«, sagte er zu der Frau im Schaukelstuhl. »Der Herr sucht ein Zimmer.«
    Sie hielt im Stricken inne und wandte ihr Gesicht Dorian zu. Die blauen Augen darin wirkten noch immer klar und lebhaft, aber Dorian bemerkte auch den gequälten Ausdruck; als plage ein geheimes Leid die Greisin.
    »Guten Tag. Mein Name ist Dorian Hunter. Ich möchte hier in Fulham ein Zimmer mieten.«
    »Seltsam, daß Sie heute kommen. Wir wollten gerade wieder eine Anzeige in der Zeitung aufgeben«, sagte die Greisin. Die Katze zu ihren Füßen beäugte Dorian schläfrig und wenig neugierig. »Es kommen manchmal auch Männer, obwohl klipp und klar in der Annonce steht, daß wir nur an alleinstehende Damen vermieten. Ich fürchte, wir können auch bei Ihnen keine Ausnahme machen.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte Dorian und drehte sich um und putzte sich die Nase.
    »Sie sind erkältet«, sagte die alte Frau mitfühlend. »Ja, diese Jahreszeit hat es in sich. Wie sind Sie denn gerade zu uns gekommen, Mr. Hunter?«
    »Ich habe den Kaufmann an der Ecke gefragt, ob er vielleicht etwas wisse. Eine kleine, kräftige, aber schon etwas ältere Frau sagte mir, ich sollte es einmal bei Ihnen versuchen.«
    »Klein und kräftig? Martha Rykes? Oder Bertha Murhample? Oder möglicherweise Janet Phelps?«
    »Bedauere, sie hat mir ihren Namen nicht genannt. Weshalb wollen Sie denn partout nur an eine Frau vermieten? Ich bin ein ruhiger und solider Mann. Ich arbeite bei einer Versicherung und bin den ganzen Tag außer Haus. Übers Wochenende bin ich oft verreist, und ich mache Ihnen ganz sicher keine Umstände. Ich könnte sogar ein wenig helfen, den Garten in Ordnung zu halten. Ich bin ein begeisterter Amateurgärtner, denn ich liebe Pflanzen.« Dorian log schamlos. Ihm war der Gedanke gekommen, daß es gar nicht schlecht war, für einige Zeit in dem alten Haus zu wohnen und so gleich an der Quelle zu sitzen.
    »Das glaube ich Ihnen alles, Mr. Hunter«, sagte die Greisin. »Ich persönlich und auch mein Bruder Jimmy würden Sie nehmen, aber Mr. Keystone wäre das nicht recht. Mr. Keystone wohnt schon seit vielen Jahren bei uns. Wir müssen Rücksicht auf ihn nehmen. Das werden Sie sicher verstehen. Und Mr. Keystone besteht darauf, daß nur Damen ohne Anhang hier einziehen. Eine ganze Familie wollen wir uns nicht ins Haus nehmen. Männer seien meistens unangenehme Hausgenossen, sagt Mr. Keystone. Entweder sie trinken und poltern dann im Haus umher, oder sie ziehen alle möglichen Besucher an. Und wenn man besonderes Pech hat, kriegt man einen, der seinen Lebensunterhalt durch krumme Geschäfte verdient!«
    »Das ist bei mir keineswegs der Fall«, sagte Dorian.
    Doch die alte Dame ließ sich nicht umstimmen. »Tut mir leid, aber so denkt Mr. Keystone nun einmal. Wir wollen es uns nicht mit ihm verderben. Das können wir uns nicht erlauben. Es gibt viele Einzelzimmer und Wohnungen in London. Sie werden sicher anderswo etwas finden.«
    Dorian versuchte es ein letztes Mal, aber ohne Erfolg.
    Der alte Mann mit der Heckenschere hatte nichts mehr gesagt. Er überließ seiner Schwester das Reden. Als Dorian heftig nieste, bat ihn die alte Dame freundlich ins Haus, um ihm einen Grog zu machen. Ein altes Hausmittel, wie sie sagte.
    Der Dämonenkiller folgte der Einladung, denn er wollte das Innere des Hauses noch einmal sehen. Es hatte sich seit der
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