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0187 - Mannequins mit Mörderaugen

0187 - Mannequins mit Mörderaugen

Titel: 0187 - Mannequins mit Mörderaugen
Autoren: Jason Dark
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Valeri…«
    ***
    Man klatschte.
    Es war wie ein Orkan, der dem Laufsteg entgegenbrauste. Und das Mannequin, das dort erschien, war wirklich außergewöhnlich hübsch. Pechschwarzes Haar, ein weißes Seidenkleid, elegante Bewegungen und ein Lächeln, das wie eingefroren wirkte. Die ersten Blitzlichter zuckten auf. Mir schien es, als würde in dem Raum ein Gewitter ohne Donner herrschen.
    Violetta Valeri schritt den Laufsteg entlang, wobei sie ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte, sich wiegte, mal den Gangrhythmus wechselte, aber dabei immer ganz Dame blieb.
    Der Ansager leierte seinen Spruch herunter. Das heißt, er leierte nicht, er fand für das Kleid Attribute, die man kaum in einem Wörterbuch fand. Er lobte es in den Himmel, sprach über den Schöpfer des Modells, nannte nur keinen Preis.
    Violetta schwebte davon.
    Als nächste kam Corinna Camacho. Eine rotblonde Tigerin, dachte ich sofort. Kühle Augen musterten die Menschen. Corinna bewegte sich lässig bis arrogant. Das paßte zu dem krebsroten Hosenanzug. Sie trug dabei einen Hut, der mich an einen aufgeklappten türkischen Fez erinnerte. Das Hütchen saß schräg, hatte einen Schleier und wirkte dadurch verspielter.
    Die Gäste klatschten.
    Als drittes Mannequin erschien Angie Hall. Ich kannte inzwischen die Namen, und sie wirkte mir von allen, die ich bisher gesehen hatte, am verspieltesten. Die Lockenfrisur umrahmte ein schmales Gesicht, das nur wenig geschminkt war und ein wenig bleich wirkte. Ihr Lächeln war starr, und die Augen wurden davon nicht erreicht. Angie machte auf mich einen etwas seltsamen Eindruck.
    Auch sie verschwand wieder unter Beifall.
    Blieb die vierte.
    Karin Bergmann, von Geburt Deutsche. Sie erinnerte mich an einen Eisberg. Sie trug ein streng geschnittenes beiges Kostüm. Auf ihrem Gesicht war nicht zu erkennen, was sie dachte. Die Lippen waren zusammengepreßt und zeigten an den Seiten einen Zug nach unten.
    Sie machte auf unnahbar, auf Lady.
    Ich lehnte mich zurück. Die ganze Schau schien doch einen normalen Ablauf zu nehmen, wir hatten uns wohl geirrt. Sheila Conolly schien den Verdacht ebenfalls aus ihrem Kopf verbannt zu haben, denn sie saß vorgebeugt und machte Notizen.
    Jane flüsterte mit Shao. Über ihre Schultern hinweg trafen sich Sukos und meine Blicke.
    Der Chinese hob die Schultern. Er schien die gleichen Gedanken zu wälzen wie ich.
    War wohl nichts…
    Ich griff nach den Zigaretten. Es gab mehrere Durchläufe, und als erste des zweiten Durchlaufes erschien wieder Violetta Valeri. Sie trug diesmal ein graues Kostüm. Der Stoff schillerte seidig.
    Über den Arm hatte sie sich einen Mantel gehängt. Das schwarze Haar war jetzt zurückgekämmt, eng lag es an ihrem schmalen Kopf.
    Im Nacken bildete es einen Knoten.
    Sie schritt daher wie die Königin von Saba. Dann blieb sie stehen, warf hochnäsige und spöttische Blicke ins Publikum, drehte sich und schritt wieder zurück.
    Ich trank einen Schluck Wein. Allerdings hatte ich damit gerechnet, daß Violetta Valeri verschwinden würde, doch das war nicht der Fall. Sie blieb stehen und drehte den Kopf, wobei sie zum Vorhang schaute, wo noch der Ansager stand.
    Der hatte seinen Arm ausgestreckt. »Achten Sie nun auf unsere Angie. Sie wird ebenfalls in einem Kostüm erscheinen, das den neuesten modischen Pfiff besitzt.«
    Angie kam auch. Allerdings nicht im Kostüm, sondern im Hosenanzug. Da hatte sich der Knabe wohl vertan, oder aber den falschen Zettel erwischt.
    Angie ging auf Violetta zu. Etwa einen Schritt von ihr entfernt blieb sie stehen, drehte sich um neunzig Grad und stand jetzt so, daß beide ins Publikum schauen konnten.
    »Diese wirklich fantastische Kollektion, meine Damen und Herren, können Sie als Partnerlook tragen, wenn Sie mit Ihrer Freundin ausgehen. Sie sind fast gleich gekleidet, und doch sehen Sie anders aus. Man wird Sie bewundern, man wird Sie nicht vergessen, und das ist es doch, was jede Frau will. Ich habe jetzt genug geredet, denn Violetta Valeri möchte Ihnen noch einige Worte sagen.« Der Ansager setzte sich in Bewegung und schritt auf die Frauen zu.
    Lächelnd überreichte er der schwarzhaarigen Violetta das Mikro.
    An den Reaktionen der anderen Gäste erkannten wir, daß dies, was hier vorging, zumindest sehr ungewöhnlich war. Am Nebentisch wurde geflüstert. Eine aufgetakelte Dame sagte: »So etwas hat es noch nie gegeben. Ein kleiner Skandal.«
    »Warte erst einmal ab«, sagte eine andere.
    Wir warteten.
    »Ich weiß, daß es
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