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0185 - Die Totenpriester

0185 - Die Totenpriester

Titel: 0185 - Die Totenpriester
Autoren: Jason Dark
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gebührt.«
    Sie gingen in das großräumig angelegte Büro, mit der gewaltigen Panoramascheibe, durch die man einen Blick über den Park bis hin zum Meer hatte, das grünblau gegen den Strand lief, wo sich Surfer und Schwimmer den rollenden Wellen entgegen warfen und Erfrischung suchten.
    Rokan stellte sich vor. Er lächelte ebenfalls, doch dem erfahrenen Reporter fiel auf, daß dieses Lächeln nicht die Augen der Männer erreichte. Sie blieben kalt und gefühllos.
    »Was dürfen wir Ihnen anbieten?« fragte Rokan.
    »Antworten auf meine Fragen.«
    Die beiden lachten. »Eine sehr gute Entgegnung«, meinte Ghani, »aber wir dachten mehr an etwas Flüssiges.«
    »Saft, bitte sehr.«
    »Wird gemacht.«
    Rokan bat den Reporter, Platz zu nehmen. Breite Sessel standen zur Verfügung, und Thomas B. Mill sank in den weichen Polstern ein. Die beiden Detektive tranken nichts. Mill bekam seinen Saft in einem Longdrink-Glas serviert.
    Wenig später saßen sie sich gegenüber. Es gibt Reporter, die nehmen ein Interview direkt auf. Mill gehörte nicht zu Ihnen. Er stenographierte mit.
    Block und Bleistifte hatte er dabei und begann, seine Fragen zu stellen.
    Nach einigen allgemeinen Angaben zur Person ging er sehr schnell in die Vergangenheit. Er wollte wissen, wie die beiden Männer zu diesem gefährlichen Job gekommen waren, und er bekam auch einen perfekt vorgezeichneten Lebenslauf.
    In Chicago hatten sie angefangen, waren nach New York gegangen, hatten sich auch in der Welt umgesehen, um schließlich in Los Angeles zu landen.
    »Ein Glücksfall für unsere Stadt«, bemerkte Mill.
    Beide lächelten smart und bedankten sich für das Kompliment aus berufenem Munde.
    Mill nahm einen Schluck und strich danach über seinen Oberlippenbart. Eine Geste, die er schon unbewußt, aber immer vor entscheidenden Fragen durchführte.
    »Der gestrige Fall hat ja wieder viel Staub aufgewirbelt«, begann Mill, »und ich darf Ihnen nachträglich zu Ihrem Erfolg gratulieren, Gentlemen, obwohl es auch dabei wieder keinen Überlebenden gegeben hat, wie ich hörte.«
    Das Lächeln der beiden Detektive vereiste ein wenig. »Was deuten Sie damit an, Mr. Mill?« erkundigte sich Rokan.
    »Nun, ich habe festgestellt, daß es bei all Ihren aufgeklärten Fällen nie Überlebende gab.«
    »Ist das ungewöhnlich?«
    »Ja.«
    Ghani übernahm das Wort. »Aber ich bitte Sie, Thomas, wir haben es nie mit kleinen Fischen zu tun gehabt, sondern immer mit eiskalten Killern. Die wehren sich natürlich, das müßten gerade Sie verstehen, wo Sie das Metier doch kennen.«
    »Das seh’ ich natürlich ein.«
    »Und wo ist das Problem?«
    »Ich habe es bereits angerissen. Es gab nur Tote. Das paßt irgendwie nicht. Auch die Polizei faßt schwere Verbrecher, Mörder und Killer. Da kann es im Eifer des Gefechtes natürlich auch Tote geben, doch bei Ihnen ist das an der Tagesordnung. Und das gibt mir doch ein wenig zu denken.«
    Jetzt lächelten beide nicht mehr. »Was wollen Sie damit sagen?« fragte Ghani.
    »Eine ehrliche, persönliche Antwort?«
    »Wir bitten darum.«
    »Ich meine, daß Sie einen Grund haben werden, immer nur Tote zu hinterlassen!«
    Es war einige Sekunden still nach diesen Worten. Die beiden Detektive tauschten einen Blick. »Und den Grund könnten Sie uns nicht genauer erläutern?« fragte Rokan.
    »Sorry, deshalb bin ich hier. Ich wollte Sie danach fragen, Gentlemen.«
    »Um ihn in der Zeitung niederzuschreiben«, vollendete Rokan.
    »Daran habe ich in der Tat gedacht.«
    Wieder schwiegen die Männer. Ghani stand schließlich auf und begann damit, im Büro auf-und abzulaufen. Hinter seinem Schreibtisch blieb er stehen, stützte beide Hände auf und schaute den Reporter an, während Rokan mit dem Rücken zu ihm saß.
    »Was haben Sie dazu zu sagen?« fragte Thomas B. Mill, dem aufgefallen war, daß die Sicherheit der beiden Detektive leicht abbröckelte wie Putz von einer alten Hauswand.
    »Sie haben sehr gründlich recherchiert«, erklärte Ghani. »Wir müssen Ihnen recht geben. Ferner muß ich Ihnen sagen, daß es einen Grund für uns gibt, uns so zu verhalten.«
    Jetzt wurde es interessant, und Mill war sehr gespannt. »Den Sie mir selbstverständlich nicht verraten können«, sagte der Reporter.
    Ghani nickte. »Im Gegenteil, mein Lieber, wir werden Ihnen den Grund nennen.«
    Als wäre dieser Satz ein Stichwort gewesen, so erhob sich Rokan von seinem Platz. Er lächelte dabei und hatte eine Hand in der Hosentasche versenkt, aber Mill ließ sich
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