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0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

Titel: 0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
Autoren: Für jedes Grinsen eine Kugel
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befand, dann peitschte ich den Schlitten zu Rekordzeiten. Bastiani klammerte sich fest, wo er gerade Halt finden konnte. Erst als wir schon über die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, fiel ihm ein, daß er eigentlich die Sirene einschalten könnte. Nie habe ich sein mädchenbetörendes, mädchenbeglückendes Glutaugengesicht so dumm gesehen wie in diesen wenigen Minuten, nachdem er kapiert hatte, daß er völlig grundlos vor mir ausgespuckt hatte, daß ich eben doch kein bestechlicher Halunke war, daß ich Jerry Cotton war, der G-man.
    Schon von weitem sah ich den Menschenauflauf vor Lines Kneipe. Vorwiegend Männer waren es. Aber auch ein paar Frauen sah ich darunter.
    Amerika in den Pioniertagen. Die Flut hatte den Punkt erreicht, wo sie keine Gewalt der Erde mehr eindämmen, geschweige denn einschüchtern konnte. Die Männer hatten Jagdgewehre in den Händen, Hirschfänger, Brotmesser und Knüppel. Die Frauen sah ich mit alten Vorderladern.
    Die Sirene machte uns Platz. Obendrein standen sie alle vor der Eingangstür der Kneipe und brüllten nach Lines. Seitlich, vor dem Hoftor, standen nur ein paar neugierige Gaffer, und sie spritzten zur Seite, als sie uns auf das Tor zufegen sahen.
    »Festhalten ! ! ! Festhalten, Tonio ! !« brüllte ich, zog den Kopf herab auf die Arme und schloß die Augen.
    Der Wagen fegte durch das Tor als ob es ein papiernes Hindernis wäre. Holzbrocken wirbelten durch die Luft, ein berstendes Krachen ertönte. Ich trat die Bremse durch und stieß ein Stoßgebet zum Himmel. Der Hof v/ar dreißig Yard lang, und wenn ich auch vor dem Tor die Geschwindigkeit herabgedrosselt hatte, so hatten wir noch immer einen hübschen Zahn drauf.
    Die vordere Stoßstange rammte gegen die Mauer. Aber es war nur noch ein leichter Stoß. Als wir rechts und links heraussprangen, gellten ferne Polizeisirenen. Von vorn, von der Straße her, ertönte das Gebrüll der aufgebrachten, ausgebeuteten, terrorisierten Leute.
    Da ich am Steuer gesessen hatte, war ich automatisch auf der Hausseite, denn das Haus lag links vom Wagen. Bastiani mußte hinten um den Wagen herumrennen, und das gab mir einen Vorsprung von fünf bis sechs Yard.
    Ich trat die Hintertür mit einem einzigen Tritt ein, als ich merkte, daß sie von innen abgesperrt war. Sie flog krachend und splitternd ins Haus.
    Ich stürmte in den Flur. An der Ecke kam mir einer aus Lines' Gang entgegen. Mit der ganzen Wucht meines Laufes rammte ich ihm die Linke unters Kinn. Er wurde halb aus den Schuhen gehoben und krachte rückwärts gegen die Küchentür, durchschlug sie und fegte halb durch die Küche bis wer weiß wohin.
    Ich war schon an der Kellertreppe.
    Vier Gesichter von Bandenmitgliedern starrten mir mit schreckgeweiteten Augen entgegen. Einer riß etwas hoch. Ich drückte ab, der Mann bekam die Kugel in die rechte Schulter und rollte an der Wand entlang die Treppe hinab. Die anderen drei rissen die Arme hoch.
    »Raus mit euch!« schrie er sie an.
    Sie kamen die Treppe herauf, ängstlich, schlotternd, vor Angst geifernd.
    Die Helden, die wehrlose Männer krankenhausreif geprügelt hatten. Die Frauen und Kinder hatten foltern wollen. Die Einrichtungen zerschlagen hatten, für die ehrliche Menschen Jahre ihres Lebens geschuftet hatten. Auf einmal zeigten sie sich so wie sie wirklich waren: jämmerliche, erbärmliche, stinkend feige Kreaturen.
    Ich ließ sie an mir vorbei. Nicht einmal die Waffen nahm ich ihnen ab. Sie waren erledigt, selbst wenn sie noch Maschinengewehre in der Hand gehabt hätten. Um auf einen echten Gangster zu schießen, nicht auf eine wehrlose Kreatur, sondern auf einen gefährlichen Gegner, dazu gehört mehr als nur eine Bewegung des Fingers.
    Als ich die Treppe hinabpolterte, kamen mir zwei andere entgegen. Einer wollte sich noch mit mir einlassen. Ich schlug ihm die Faust gegen das Kinn, und er verdrehte die Augen. Der andere hatte bereits wieder den Rückzug angetreten.
    Ich kam bis an die erste Ecke. Als ich vorsichtig um die Ecke peilte, schrie Bander:
    »Da ist er! Da!«
    Ich drückte zweimal ab, während eine Kugel dicht an meinem rechten Ohr vorbeizirpte. Noch im Zurückzucken sah ich, daß Bander die Arme in die Luft warf und sich fast überschlug.
    Einen Augenblick verschnaufte ich. Von Bastiani war nichts zu sehen. Wo steckte der Kerl denn auf einmal?
    Ich keuchte von dem atemlosen Lauf. Vielleicht lag es daran, daß ich ihn nicht kommen hörte. Dabei war er doch zu erwarten. Wie so oft, schickten sie auch diesmal
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