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0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

Titel: 0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
Autoren: Für jedes Grinsen eine Kugel
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das willenloseste Werkzeug vor, das sie hatten: den Gorilla.
    Er kam mit seinem affenartigen Grollen um die Ecke, Und wie ein Gorilla hielt er die Arme seitlich gespreizt und die Hände nach innen gerichtet.
    Well. Ich schieße nicht auf einen Menschen, der nicht auf mich schießt. Verrückt? Vielleicht. Ich weiß es nicht. Auch ein bißchen Prinzip. Die G-men ähneln sich in gewissen Punkten alle.
    Ich schob meine Pistole in die Tasche.
    »Gib's auf, Bulle«, sagte ich ruhig. »Heute hast du noch weniger Aussichten als das letzte Mal!«
    Er kam heran, eigensinnig, alles auf seine Kraft setzend, blutgierig.
    Ich nahm ihn an, kalt wie im Ring beim Training. Womöglich noch überlegter. Es ging um Phil.
    Zwei ungeschickte, zwar kraftvolle, aber schlecht plazierte Hiebe des Bullen nagelten mich an die Wand. Aber meine beiden Fäuäte waren frei, und sie waren wie das Trommelfeuer einer schweren Batterie von Mörsern. Ich zerschlug dem Gorilla die Deckung, bis er die Arme nicht mehr hoch brachte. Und dann trommelte ich ihn zusammen, denn mit einem Schlag war dieser Koloß nicht zu nehmen.
    Er taumelte rückwärts vor mir her zur Treppe, brüllend wie ein Tier vor Schmerzen, weil er es nio gelernt hatte, selbst Schmerzen zugefügt zu bekommen. Er brach in die Knie und kam wieder hoch, er kippte nach rechts und wurde von der Mauer gehalten, er taumelte blindlings in mich hinein und er torkelte wieder zurück. Seine Augen blickten längst glanzlos, als ihn seine nackte, tierische, urwelthafte Kraft noch immer auf den Beinen hielt.
    Aber einmal war es auch mit ihm vorbei. Ein Schüttern lief durch das Gebirge von Körper, und dann brach er zusammen wie eine uralte, mächtige Eiche zusammenbricht: langsam, fast bedächtig, unendlich schwer.
    Ich weiß nicht, wie lange ich brauchte, um mich von diesem fürchterlichen Kampf zu erholen. Es mögen Sekunden, es mögen Minuten gewesen sein. Aber allmählich rann das Blut wieder ruhiger durch die Adern, das Brausen in den Ohren wurde schwächer, das Herz mäßigte sich.
    Ich bog um die Ecke. Ein paar von seiner Bande kamen mir entgegen. Sie streckten die Arme empor. Panik, Angst und unendliche Furcht in ihren brutalen und feigen Gesichtern.
    Es waren die letzten. Sie alle hatten Lines verlassen. Jetzt erst hörte ich auch den Grund. Trotz der geschlossenen Fenster dröhnte es bis in den Keller herab, was die Lautsprecher draußen in die Welt schrien:
    »Achtung, Achtung! Hier sind schwer bewaffnete Einheiten des FBI! Lines, wir rufen Lines! Geben Sie den sinnlosen Kampf auf! Das Haus ist umstellt! Sämtliche Nachbarstraßen sind abgeriegelt! Sie haben keine Chance mehr! Kommen Sie mit erhobenen Armen heraus! Wir wiederholen…«
    Mitten in die dröhnende Lautsprecherstimme hinein bellte das schrille, gellende Lachen dieses größenwahnsinnigen Banditen.
    »Holt mich doch! Na, los doch! Aber du, mein Freund, du fährst vor mir zur Hölle! Vor mir!«
    Mir lief etwas eiskalt über den Rücken. Er mußte zu Phil gesprochen haben. Zu meinem Freund Phil. Phil Decker, der mich mehr als einmal nicht im Stich gelassen hatte, wenn alles nur noch von ihm abhing.
    Sollte ich jetzt zu spät kommen?
    Auf Zehenspitzen tappte ich zur Metalltür, die ein Stück offenstand, genau wie damals, als ich sie das erste Mal sah. Vor noch so kurzer Zeit. Und schon eine Ewigkeit her.
    Ich lugte vorsichtig um die Ecke.
    Lines hatte keine Schlinge mehr in der Hand. Die lag achtlos neben ihm auf dem Fußboden. In der rechten Hand hielt er eine Pistole, in der linken ein Messer. Er sagte etwas, kichernd, mit hoher, schriller Stimme. Er kündigte Phil an, was er tun wollte.
    Mir setzte das Herz aus. Ich überlegte verzweifelt, ob ich es wagen konnte, den wahnwitzigen Versuch zu unternehmen und ihm das Messer aus der Hand zu schießen. Aber dann hatte er immer noch die Pistole. Mehr als genug, um Phil noch im letzten Augenblick zu erschießen…
    Ich weiß, dieses Rätsel hätte ich vielleicht nie gelöst. Ein Kollege war tapferer als ich. Er setzte sein Leben ein, um unseres zu retten. Ein junger Polizist, der von eingewanderten Italienern abstammte. Ein Junge, der manchmal, ganz selten, von Sizilien schwärmte, obgleich er es nie gesehen hatte. Ein Junge, dessen Bestreben es war, ein echter, rechter Yankee zu sein.
    Tonio Bastiani hatte mit viel Mühe das Kellerfenster ausfindig gemacht, durch das er Lines sehen konnte. Er muß auch mich gesehen haben. Und er muß gleich mir gespürt haben, daß es zu riskant
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