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0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

Titel: 0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
Autoren: Für jedes Grinsen eine Kugel
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erbrochen.
    »Kommen Sie bitte hierhin« sagte Bruce, unheimlich leise.
    Norton trat vor seinen Schrank.
    »Sind das Ihre Uniformteile?«
    »Ein Teil, ja. Alles, was ich nicht zu Hause habe.«
    »Erkennen Sie dies als Ihr Uniformjackett von der Sommeruniform?«
    »Ja, Sir.«
    Bruce nickte ein paarmal. Das Schweigen war so tief, daß es auf allen lastete wie etwas Greifbares.
    Langsam, fast widerstrebend fuhr die Hand des Captains in die linke Brusttasche der Sommeruniform. Sie kam mit einem Röllchen von Geldscheinen wieder zum Vorschein.
    »Gehört das Ihnen?«
    Norton senkte den Kopf. Als er ihn nach einer Weile wieder hob, sagte er fest:
    »Ja, Sir!«
    Es war, als hätten diese zwei kurzen Wörter David Bruce den Rest gegeben. Er stöhnte auf und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Sein Atem ging schwer.
    »Sie haben sich also von Lines bestechen lassen«, sagte er tonlos. »Von diesem gewissenlosen Schurken, den wir seit neun Wochen vergeblich unschädlich zu machen versuchen! Von einem solchen Verbrecher läßt sich ein Beamter meines Reviers bestechen!«
    Bruce stand auf und trat dicht vor Norton.
    »Herr«, schrie er mit einer Stimme, die sich fast überschlug, »wissen Sie, was das für Geld ist? Es ist das Geld des Hilfsarbeiters Brockson! Eines Mannes, der vier Kinder zu ernähren hat! Eines Mannes, der dieses Geld nur gab, weil er um Leben und Gesundheit seiner Kinder bangte! Einem Ärmsten der Armen rauben diese Verbrecher Geld, und Sie nehmen so etwas an!«
    Bruce schwieg erschöpft. Er spreizte die Finger, als ob ihn vor der Berührung mit diesem Geld ekle. Die Scheine flatterten zu Boden und verteilten sich im Raum.
    »Mister Brockson hat die Nummern aller Scheine aufgeschrieben, die er je an Lines und seine Bande zahlte. Leider hat er erst vor einer halben Stunde aus der letzten Verzweiflung heraus den Mut gefunden, sich an uns zu wenden. Er ist bereits mit einem Streifenwagen unterwegs zum Hauptquartier, um seine Aussagen in Gegenwart des Polizeipräsidenten zu Protokoll zu geben. Aber wozu erzähle ich Ihnen das? Sie gehören ja nicht zu uns. Sie nehmen ja keinen’ Anteil an diesen Dingen.«
    Mit gebeugtem Rücken wandte sich Bruce zur Tür. Auf der Schwelle trete er sich noch einmal um.
    »Heben Sie das Geld auf, Mister Norton, und bringen Sie es der Frau von Mister Brockson. Die Erklärung überlasse ich Ihnen. Ich habe keine.«
    Norton holte Luit, als ob er etwas sagen wollte, aber die Tür fiel bereits wieder hinter dem Captain ins Schloß.
    Plötzlich zitterte ein schwacher Laut durch die Stille. Ruckartig wandten alle ihre Köpfe.
    Tonio Bastiani stand mitten im Zimmer. Er hielt die Faust vor den Mund gepreßt. Trotzdem drang ein krampfartiges Schluchzen aus seiner Kehle.
    Norton bückte sich unendlich langsam und sammelte das Geld ein. Als er nach dem letzten Schein griff, sah er dicht neben seiner Hand die blitzenden Schuhe eines Mannes.
    Ganz langsam tastete sich sein Blick hoch. Die Waden. Die Oberschenkel. Der Leib mit dem straff geschnallten Gürtel. Die Knöpfe der Uniformjacke.
    Das Gesicht Bastianis.
    Und dann spuckte ihm Tonio Bastiani vor die Füße. Ohne etwas zu sagen. Ohne eine andere Bewegung zu machen als das leichte Schürzen der Lippen.
    Norton verharrte schweigend. Sein Gesicht war weiß wie eine Kalkwand.
    Mitten in diese tiefe, drückende Stille hinein flog plötzlich die Tür auf. Der uralte Joseph Wilkins kam hereingehastet. Seine ganze Gestalt bebte, seine Hände flogen.
    Norton war vergessen. Das Geld war vergessen. Bastiani stürzte auf den Alten zu.
    »He, Jos, was ist los? Du siehst ja aus, als wäre dir der leibhaftige Gottseibeiuns über den Weg gelaufen! Jos, setz dich erst mal!«
    Der Alte schüttelte den Kopf. Sein fast zahnloser Mund war in unaufhörlicher Bewegung. Und trotzdem drang kein Laut über diese Lippen. Die weit aufgerissenen Augen verrieten einen furchtbaren Schrecken.
    Bastiani biß die Zähne aufeinander. Er dachte nach. Auf einmal lief er zum Eis Wasserbehälter, riß einen der Pappbecher herunter und ließ das eisige Wasser hineingurgeln.
    »Da, Jos«, sagte er, fast väterlich besorgt um den Mann, dessen Enkel er doch hätte sein können.' »Komm, Jos, trink einen Schluck! Bitte! Tu‘s mir zuliebe, ja?«
    Der Alte ließ sich überreden und nippte. Er mußte husten, weil es in die falsche Kehle kam. Behutsam klopfte ihm Bastiani auf den Rücken.
    »Na, Jos«, sagte er begütigend, »nun erzähl mal! Ist ja alles halb so schlimm! Pack's erst
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