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0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel

Titel: 0184 - Für jedes Grinsen eine Kugel
Autoren: Für jedes Grinsen eine Kugel
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der seit Menschengedenken zu diesem Viertel gehörte und die Milch ausfuhr.
    Er sah die Autos nicht. Er ging mechanisch wie ein Roboter. Seine Lippen waren zwei feste, schmale Striche. Als alle anderen den Kopf in die Höhe rissen, weil zwei Düsenjäger sehr niedrig über die Dächer hinwegorgelten, blickte er noch genauso unbewegt vor sich hin und durch alles hindurch wie vorher.
    Er überquerte den großen, mit Kisten der Metallwarenfabrik fast zugestellten Hof. Als er die Tür öffnete, drang ihm das Rattern und Hämmern, das Kreischen und Pochen, das Dröhnen und Stampfen der Maschinen bis ins Gehirn. Seine Hand vibrierte mit der Tür, die mit dem Haus vibrierte.
    Wie unter einer schweren Last stieg er die steile Stiege in das Obergeschoß hinan. Er bog um die Ecke des winzigen Flurs.
    Genau vor ihm ging die Tür auf. Zwei von Lines' Männern kamen heraus. Einer brüllte dem anderen ins Ohr:
    »Das war ein Spaß, was?«
    Der andere nickte.
    Norton stand unbeweglich. Die beiden Männer drehten sich um und prallten gegen ihn. Erschrocken fuhren sie zurück. Einer hatte seine Hand schon halb unter dem Jackett, als er Norton erkannte.
    »Ach, unser Gehaltsempfänger!« schrie er gegen den Lärm an. »Was suchst du denn hier, Cop?«
    In Nortons Gosicht regte sich noch immer nichts. Seine Backenmuskeln lagen scharf und starr gezeichnet wie aus Marmor.
    Die beiden Gangster sahen sich unsicher an. Der zweite schrie:
    »Schickt Lines dich?«
    Es dauerte eine Weile, bis Nortons Bewußtsein die Frage aufgenommen hatte. Er nickte langsam.
    »Sollst du uns etwas bestellen?« brüllte der erste.
    Norton sah sie an. Aus einem Augenpaar, das so kalt war wie ein Eisberg.
    »Kommt mit rein!« sagte er schließlich.
    Er hatte nicht lauter als sonst gesprochen, und seine Worte gingen unter im Gebrüll der Maschinen. Aber sie verstanden trotzdem, was er wollte. Achselzuckend drehte sich der erste um und öffnete die Tür wieder, ohne auch nur anzuklopfen. Der zweite Gangster trat hinter ihm über die Schwelle.
    Als letzter kam Norton.
    Er übersah die Situation mit einem raschen Blick.
    Die Frau hockte an der hintersten Wand und hielt ein kleines, weinendes Kind in jedem Arm. Aus tränengeröteten Augen starrte sie auf das Chaos rings um sich.
    Norton sagte nichts. Er schnallte seinen Gürtel ab. Er zog den Mantel aus. Er legte beides auf den Fußboden. Die beiden Gangster musterten ihn neugierig und bereits ein wenig unsicher.
    »Gebt ihr euer Geld!« schrie Norton plötzlich.
    Seine Schläfenadern züngelten. Das Blut rauschte ihm in den Ohren. Unten hämmerten, ratterten, polterten und stampften die Maschinen. Aber Nortons Stimme hatte sie übertönt wie eine Fanfare.
    Die Gangster stutzten. Sie traten einen Schritt zurück.
    Norton kam ihnen nach. Er hatte keinen Knüppel mehr in Reichweite und keine Pistole. Nur seine nackten Hände.
    Der eine riß eine Pistole heraus.
    Norton brach über ihn herein wie eine Naturkatastrophe. Ein Schlag der linken Handkante traf das Armgelenk des Verbrechers. Ein spitzer Schrei gellte über seine Lippen. Die Pistole wirbelte in einem Bogen durch die Luft und fiel in den Holzhaufen, der einmal ein Küchenschrank gewesen war.
    Aber Norton war nicht mehr aufzuhalten. Seine Rechte dröhnte in die Brustgrube des Mannes. Der Gangster wurde rückwärts geworfen, wie von einem Katapult geschnellt. Der andere wollte eingreifen und schlug Norton die Faust seitlich gegen den Kiefer. Norton schüttelte dumpf den Kopf und fegte den Burschen mit einer Armbewegung von den Beinen.
    Der erste stemmte sich von der Wand ab und kam heran, mit tief eingezogenem Kopf versuchte er, Norton zu rammen.
    Ray Norton sprang zur Seite und schlug zu.
    Der Schrei gurgelte markerschütternd durch die lärmerfüllte Luft. Der Getroffene überschlug sich nach hinten, rutschte krachend in die Holzsplitterhaufen, stieß mit dem Kopf gegen die Wand und blieb liegen.
    Norton drehte sich um und suchte den zweiten Gegner.
    Aber der war verschwunden.
    ***
    »Morgen«, sagte Norton, als er die Wachstube betrat.
    Acht Polizisten waren anwesend. Unter ihnen Tonio Bastiani. Außerdem Lieutenant Miller, der braunhäutige Mann aus Kalifornien. Und David Bruce, Captain und Revierleiter.
    Aber nicht einer erwiderte den Gruß.
    Norton blieb stehen und sah sich langsam um.
    Feindselige, kalte Gesichter, wohin er auch blickte.
    Bruce räusperte sich. Er ging auf eine offenstehende Schranktür zu. Es war Nortons Schrank. Das Schloß war
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